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Das hyperinflationäre Bailout-Spiel kommt

04.07.2012  |  James West
- Seite 2 -
Gegen Ende des Jahres werden die Vereinigten Staaten dann wieder an ihre Schuldenobergrenze stoßen - und da Spanien und Italien den Weg für Frankreich, Deutschland, Großbritannien und die Vereinigten Staaten abstecken, ist es jetzt an der Zeit, nicht um den heißen Brei herumzureden und endlich eine große, entscheidende Ansage zu machen. Aktuell bieten sich nur folgende Optionen: 1) Ein globales Stimuluspaket und einen globalen Rettungsfonds von gewaltigen Ausmaßen, der unmissverständlich jede Staatsschuldenkrise (selbst die der USA) mäßigen würde oder 2.) eine geordnete "Restrukturierung“ des gesamten globalen Finanzsystems.

Wie die jüngste Vergangenheit aber zeigt, gibt es eine Vorliebe für den Weg des geringsten Widerstands, ungeachtet der langfristigen Nachteile. Käme es also überraschend, wenn auf einem dieser Gipfel letztendlich eine 10 Billionen $ schwere, vom IWF der BIZ verwaltete Globale Kreditfazilität beschlossen würde, die die Märkte wieder in die überschwängliche Phase ihrer natürlichen bipolaren Störung gleiten lässt? Mit dieser Maßnahme würde man die Last der Rückzahlung in eine tatsächlich weiter entfernte Zukunft hinausschieben, anstatt in kurzen Abständen immer wieder mit ihr konfrontiert zu sein. In diesem Fall könnte das frische Kapital tatsächlich eine Marktrally stimulieren, die den Eindruck vermittelt, alles wäre ok - zumindest eine Zeit lang.

Die Chancen stehen günstig, dass der US-Kongress und/ oder der US-Präsident (angenommen, es ist Romney) die automatischen Haushaltskürzungen (mit denen die Debatte über die Schuldenobergrenze im letzten Jahr gelöst wurde) wieder abschaffen wird, um damit die möglichen Konsequenzen und die Wahrscheinlichkeit eines US-Schuldenausfalls nach der Wahl im November zu verringern. Aber wie wir schon beobachten konnten, ist diese Debatte über die Ausweitung solcher Obergrenzen im Grunde nichts anderes als politisches Theater. Wenn es schließlich zur Sache geht, besteht praktisch kein Zweifel daran, dass diese Grenzen nach oben nachgeben werden. Und genau gegen dieses Muster muss entschieden vorgegangen werden, in den USA wie auch in Europa, damit wieder ein Quäntchen Vertrauen an die Märkte zurückkehren kann.

Sollte Obama siegen, kann er die automatischen Einschnitte nicht wirklich wieder abschaffen, ohne gleich als Schwätzer zu gelten. Aber unter den aktuellen Umständen ist tatsächlich nichts unmöglich. Mit der Ausgabe von frischem Kapital im Umfang von vielen Billionen Dollars sind wir in ein permanentes Märchenreich eingetreten, in dem die Zentralbanken dieser Welt das Gute-Laune-Gefühl herstellen.

Die Tatsache, dass nur noch die Möglichkeit des Geldschöpfens in welcher Form auch immer bleibt, ist grundlegend positiv für Gold. Doch leider kann man aufgrund des hohen Grades an staatlich geförderter Manipulation der Edelmetallmärkte nicht davon ausgehen, dass der Goldpreis wirklich steigen wird, solange der Apparat, der solche Markteingriffe stützt, nicht in irgendeiner Weise zerstört wird.

Um es ganz unmissverständlich zu sagen: Die Mainstream-Finanzmedien versagen, wenn es darum geht, ein akkurates Bild der Verzweiflung zu vermitteln, die sich aus den erforderlichen, sukzessive anfallenden Rettungssummen der einzelnen Länder ergibt - ganz gleich ob es sich dabei um ein Land der Eurozone handelt oder nicht. Die Liste der unhaltbar überschuldeten Länder fängt mit den Vereinigten Staaten an, und hier stehen genauso Island, Irland, Portugal, Griechenland, Spanien, Italien, Frankreich und, auf dem Weg der finanziellen Osmose, auch Deutschland. Wie sich zeigt, befinden sich all diese Länder in einer viel auswegsloseren Situation, als von der Mainstream-Finanzpresse berichtet wird. Man muss dahingehend auch zu dem Schluss kommen, dass inzwischen allein schon der Umfang der Berichterstattung als Gradmesser für Investitionsentscheidungen gelten dürfte.

Die Folgen sind Wertzerstörung durch Disinvestition, Deleveraging, Flucht in Barmittel, da schon alle Märkte für reale Vermögensanlagen so durch und durch kompromittiert sind. Es herrscht nicht mehr der Eindruck, die Märkte würden auch nur ansatzweise frei funktionieren; zudem geschieht die Regulierung der Märkte so parteiisch, dass man wohl auch keine technische oder fundamentale Analyse mehr benutzen kann, um sicher oder erfolgreich zu investieren - außer man gehört zu jenem "Club der Too-Big-To-Fail“ auf institutioneller oder staatlicher Ebene.

Das sehr zufällige Zusammenfallen der Maya-Endzeit-Fehlinterpretation (einigen Versionen zufolge soll das Ende der Welt für den 12. Dezember 2012 anstehen) mit den erneuten Debatten um die amerikanische Schuldenobergrenze ist gespenstisch. Sicher, die Welt strebt auf einen Wendepunkt zu, es ist jedoch wenig wahrscheinlich, dass die Ausrichtung von Himmelskörpern unser Ruin ist.

Viel wahrscheinlicher ist, dass ein synchronisierter Zusammenbruch unseres Finanzsystems den Übergang in eine neue Ära ebnen wird. Was genau diese mit sich bringen wird, weiß keiner. Langweilig wird es auf jeden Fall nicht.


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© James West
www.midasletter.com



Dieser Artikel wurde am 27. Juni 2012 auf www.midasletter.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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