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John Embry über Gold, Silber, Währungen Rohstoffe (Teil 1)

05.07.2012  |  Ron Hera
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Ron Hera: Sind diese Probleme Folge keynesianischer Wirtschaftpolitik?

John Embry: Wenn man den Keynesianismus, wie ihn Keynes ursprünglich gedacht hatte, anwendet, dann müsste der Staat eigentlich Überschüsse in Zeiten einer wachsenden Wirtschaft einfahren, um damit die Defizite zu finanzieren, die während eines Abschwungs gemacht werden. Diese Komponente hat man ganz bequem ausgeblendet. Also haben wir einen stupenden Schuldenaufbau erleben können. Ich glaube nicht, dass die Menschen wirklich begreifen, wie erst die Situation ist. Ich bin erstaunt, wie selbstzufrieden und satt die Menschen noch sind. Eine solche Situation hat es noch nie zuvor in der Menschheitsgeschichte gegeben.


Ron Hera: Warum sind die Menschen Ihrer Meinung nach so selbstzufrieden?

John Embry: Hier haben wir es wohl mit kognitiver Dissonanz zu tun. Wenn man mit etwas wirklich Unangenehmen konfrontiert wird, für das es keine einfach Lösung gibt, dann wird ein normaler Mensch dies sozusagen ausblenden und anderen Menschen einfach sagen, dass alles in Ordnung sei. Die Mainstream-Medien und die Regierungen machen in diesem Moment genau dasselbe. Folglich muss dieser "normale Mensch“ auch nicht sein Verständnis dessen ändern, was gerade tatsächlich vor sich geht. Der Durchschnittsbürger hat keine Ahnung, was da kommen wird.


Ron Hera: Und professionelle Investoren?

John Embry: Ich habe viele Freunde, die seit 40 Jahren in Investmentgeschäft sind und nichts davon hören wollen.


Ron Hera: Werden die Federal Reserve und die anderen Zentralbanken denn nicht das System retten?

John Embry: Die gehen davon aus, dass Geldschöpfung die Kurse an den Märkten stützen wird und dass das eine gute Sache ist, aber keines der Probleme wird dadurch gelöst. Zwar lässt sich damit eine temporäre Anhebung der Finanzmärkte erreichen, wenn dieser Effekt aber verbraucht ist, stehen wir wieder vor derselben Situation, dann aber mit einem Geld, das systematisch zerstört wird.


Ron Hera: Kann Gelddrucken kurzfristig funktionieren?

John Embry: Es gibt nominale Preise und es gibt reale Preise. Geldrucken ist eine sehr trügerische Angelegenheit, und die möglichen Effekte des Gelddruckens verwirren die Menschen. Ich interessiere mich nur für reale Gewinne, und nicht nominale Gewinne. Wenn man aufgrund von Inflation einen nominalen Gewinn macht, verliert man Geld, weil die öffentliche Hand nominale Gewinne auch noch besteuert.


Ron Hera: Können Staaten ihren Verschuldung „weginflationieren“?

John Embry: Die US-Regierung ist beispielsweise schon an dem Punkt, wo 40 Cent von jedem Dollar, der auf Bundesebene ausgegeben wird, geliehen sind, und ein großer Teil dieses Geldes wurde gedruckt. In der gesamten Geschichte gibt es kein Beispiel dafür, dass eine solche Situation nicht mit einem Destaster endete. Mit Blick auf die Erfahrungen aus der Vergangenheit befinden wir uns jetzt in einer hoffnungslosen Situation. Bis jetzt blieben wir nur verschont, weil der US-Dollar die Weltreservewährung ist. Hätten die Vereinigten Staaten nicht die Möglichkeit, Geld zu drucken, und wären sie so gefangen wie die Europäische Union, dann wären die USA ein riesiges Spanien.


Ron Hera: Können Staaten ihr Verschuldungsprobleme also durch Inflation lösen oder nicht?

John Embry: Inflation ist die einfachere und wohl vorteilhaftere Methode, ich würde einen Unfall aber nicht ausschließen. Sollten die Politiker es mit der strengen Spar- und Maßhaltepolitik zu weit treiben, dann könnten sie eine deflationäre Kettenreaktion in Gang setzen, die sich unmöglich unterbrechen ließe. Ich stehe auf der Seite der Österreichischen Wirtschaftstheorie. Ludwig von Mises schrieb in seinem Buch "Human Action“, dass sich der Zusammenbruch eines kreditfinanzierten Booms unmöglich aufhalten ließe und zusätzliche Kreditexpansion letztendlich nur die Währung zerstören würde.


Ron Hera: Aber hilft und stützt eine inflationäre Geldpolitik denn nicht die Banken und das Finanzsystem?

John Embry: Die EZB könnte auch noch weitere Langfristige Refinanzierungsoperationen (LTRO) durchführen, die Federal Reserve könnte auch noch mehr US-Staatsanleihen am offenen Markt aufkaufen, aber mit all dem wäre das Problem nicht wirklich gelöst. Würde man das Bankensystem einer echten Überprüfung unterziehen und alle Vermögensanlagen nach Marktbewertungsansatz bewerten, dann wäre das System insolvent.

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© Ron Hera
www.heraresearch.com, Email: ron@heraresearch.com


Zu Hera Research: Ron Hera ist Gründer von Hera Research, LLC. Hera Research analysiert die Beziehungen zwischen Makroökonomie, Staat, Banken und Finanzmärkten. Aktuell spezialisiert sich das Unternehmen auf den Bergbausektor, Metalle, Öl, Energie, alternative Energien, Agrarrohstoffe und andere Rohstoffe. Hera Research gibt einen monatlich erscheinenden Newsletter heraus.

Dieser Artikel wurde am 02.07.2012 auf http://news.goldseek.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten.de veröffentlicht.



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