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John Embry über Gold, Silber, Währungen Rohstoffe (Teil 2)

06.07.2012  |  Ron Hera
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Ron Hera: Betrachten Sie Gold und Silber als Rohstoffe?

John Embry: Ich betrachte Gold und Silber als Geldmetalle. Die Mainstream-Medien werfen Gold und Silber mit den Industriemetallen in einen Topf. Gold und Silber sind aber in Wirklichkeit Mitbewerber im System der Währungen. Gold ist der Antagonist des Papiergeld.


Ron Hera: Ich habe gelesen, die Zentralbanken würden Gold kaufen.

John Embry: Vertrauen in Währungen ist unangebracht. Es gibt derzeit große Goldflüsse vom Westen nach Osten. Die Chinesen, Inder, Russen und Vietnamesen wissen ganz genau, was mit dem US-Dollar und dem Euro passiert. Sie kaufen physisches Gold und der Westen ist dumm genug, es ihnen zu verkaufen.


Ron Hera: Wie ist Ihre Sicht auf China?

John Embry: Auf kurze Sicht bin ich mit Blick auf China nicht optimistisch gestimmt. Die Chinesische Volksbank hat ihre Mindestreserveanforderungen für Banken um 150 Basispunkte gesenkt, um eine zusätzliche Kreditvergabe von 1,2 Billionen Yuan (190 Milliarden $) zu stimulieren, weil sie nicht wollen, dass das Wachstum von derzeit ca. 8% auf 7% sinkt.

Meiner Ansicht nach haben sie 20 Jahre im Fahrwasser des verschwenderischen Westens bewegt; die chinesische Wirtschaft weist derzeit die größten Ungleichgewichte auf. Ein überdimensional großer Teil der chinesischen Wirtschaftsaktivität wird durch Exporte und alle möglichen Investitionsausgaben in den Bereichen Produktion, Immobilien, Infrastruktur, etc. generiert. Mit der Abkühlung der Weltwirtschaft zeigten sich in vielen Sektoren massive Überkapazitäten.


Ron Hera: Kann sich China zu einer Wirtschaft entwickeln, die durch Binnenverbrauch gestützt wird?

John Embry: Die Annahme, China könnte sich einfach in eine verbrauchergestützte Wirtschaft verwandeln, ist absurd. Genau diese Verbraucher sind ja meist in jenen Sektoren angestellt, in denen es diese massiven Überkapazitäten gibt. Falls die Welt in eine neue globale Rezession schlittert, was nicht gänzlich unmöglich ist, dann ist es mir schleierhaft, wie China unbeschadet bleiben sollte; in diesem Fall gäbe es dann auf der ganzen Welt keinen Wachstumsmotor mehr.


Ron Hera: China bleibt also auch mit einer wachsenden Mittelklasse vom Export abhängig?

John Embry: Es ist so: China ist zum größten Produzenten der Welt aufgestiegen, doch die Konsumfähigkeit der beiden größten Kunden Chinas - sprich Europa und USA - ist eingeschränkt. China wird also nicht in der Lage sein, Jahr für Jahr mehr zu verkaufen. Der HSBC-Einkaufsmanagerindex hat rezessive Niveaus erreicht.


Ron Hera: Es gibt Prognosen, dass China zur größten Wirtschaft der Welt aufsteigen wird. Wird das Ihrer Meinung nach tatsächlich passieren?

John Embry: Wahrscheinlich wird China das 21. Jahrhundert dominieren. Die USA waren im 20. Jahrhundert die dominante Kraft, auch wenn die erste Hälfte des Jahrhunderts von sehr harten Zeiten geprägt war.


Ron Hera: Welche Auswirkungen wird eine Abkühlung der chinesischen Wirtschaft auf Rohstoffe wie Kupfer und Rohöl haben?

John Embry: Mit Blick auf die nähere Zukunft mache ich mir Sorgen um den Rohstoffsektor. Im Fall einer schweren globalen Rezession gehe ich von extremer monetärer Entwertung aus, welche die nominalen Rohstoffpreise stärker stützen wird, als man angesichts der Angebots- und Nachfragefaktoren erwarten würde.


Ron Hera: Erwarten Sie einen Bärenmarkt der Rohstoffe?

John Embry: Wir befinden uns gerade in einem kurzfristigen Bärenmarkt. Die monetäre Entwertung wird diesen aber beenden.


Ron Hera: Aber es bieten sich Kaufgelegenheiten für Value-Investoren?

John Embry: Angesichts meiner Vorbehalte gegenüber Währungen würde ich sagen, dass sich Rohstoffe, deren Kurse schon jetzt stärker gefallen sind, ganz gut als Vermögensträger eignen könnten. Ich mag Agrarprodukte. Da sich die Weltwirtschaft auch in Zukunft weiterentwickeln wird, wird das Nahrungsmittelangebot zu einem großen Thema.


Ron Hera: Wie können Investoren ihre Vermögensanlagen im Fall einer globalen Rezession schützen?

John Embry: Zurzeit fühle ich mich nur mit Investitionen in Edelmetalle wohl und in Edelmetallaktien, eben weil diese gerade so billig sind.


Ron Hera: Wo wird der Goldpreis Ihrer Meinung nach am Ende stehen?

John Embry: Ich kümmere mich eher darum, wie viel Unzen ich besitze, und viel weniger darum, wie viele US-Dollar ich für diese irgendwann einmal bekommen könnte. Gold und Papiergeld werden sich in entgegengesetzte Richtungen entwickeln.


Ron Hera: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben.

John Embry: Es war mir eine Freude.


Nachwort:

John Embry nimmt kein Blatt vor den Mund und seine Erfolge sprechen für ihn. Als Verteidiger des Goldstandards betrachtet er Gold und Silber als Konkurrenz zum US-Dollar und Euro, die aufgrund extremer Verschuldung, schwachen Wirtschaftsdaten und politisch geförderter Inflation an Kaufkraft verlieren. Laut Embry hat die Aufgabe des Goldstandards zum Aufbau beispiellos großer Schuldenlasten geführt, deren Bereinigung Jahrzehnte brauchen könnte. In der Zwischenzeit wird die Inflation wohl die Mittelklasse auslöschen. Obwohl seine Prognose für den Rohstoffsektor eher negativ gefärbt ist, glaubt er fest daran, dass Investoren mit Gold, Silber und den dazugehörigen Minenwerten ihr Vermögen am besten schützen können.


© Ron Hera
www.heraresearch.com, Email: ron@heraresearch.com


Zu Hera Research: Ron Hera ist Gründer von Hera Research, LLC. Hera Research analysiert die Beziehungen zwischen Makroökonomie, Staat, Banken und Finanzmärkten. Aktuell spezialisiert sich das Unternehmen auf den Bergbausektor, Metalle, Öl, Energie, alternative Energien, Agrarrohstoffe und andere Rohstoffe. Hera Research gibt einen monatlich erscheinenden Newsletter heraus.

Dieser Artikel wurde am 02.07.2012 auf http://news.goldseek.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten.de veröffentlicht.



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