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Interview mit Doug Casey: Gold, Inflation und Ausnahmeaktien

02.09.2010  |  Redaktion
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The Gold Report: Wie lautet Ihre Definition von Aktien im Bereich Ressourcen? Für einige greift sie sehr weit und umfasst Metalle, Agrarrohstoffe und solche Dinge. Spielen Sie dabei ganz besonders auf Gold an?

Doug Casey: Dem Gold gegenüber bin ich überaus wohlgesonnen eingestellt: Es ist die einzige Finanzanlage, die nicht gleichzeitig auch mit Verbindlichkeiten und Verpflichtungen anderer einhergeht. Auch dem Silber bin ich wohlgesonnen, denn Silber ist gewissermaßen schon das Gold des armen Mannes. Öl bin ich sehr wohlgesonnen, denn ich glaube, es lassen sich gute und solide Argumente für das finden, was M. King Hubbert als erster unter dem Begriff "Peak Oil" zusammenfasste. Zudem wird Öl aller Wahrscheinlichkeit nach ein großer Knackpunkt beim nächsten großen Konflikt im Nahen Osten sein. Ich mag Uran. Kernenergie ist sicherlich die sicherste, billigste und sauberste Form der Massenenergieerzeugung.

Ganz allgemein lassen sich exzellente Argumente für Agrarrohstoffe und besonders lebend Rind finden. Nicht so wohlgesonnen bin ich den Basismetallen wie Blei, Zink, Kupfer, Aluminium, Eisen und so weiter. Der Einsatz von Industriemetallen könnte in der laufenden Depression beachtlich einbrechen.


The Gold Report: Sie meinten gerade eben, Sie würden davon ausgehen, dass es wohl noch eine Generation dauern werde, bevor Immobilien wieder eine gute Investition seien. Viele Wirtschaftstheorien legen jedoch nah, dass Immobilien in einem inflationären Klima eine durchaus gute Sache sind. Wie vereinigen Sie diese beiden Denkschulen?

Doug Casey: Das Problem ist, dass wir gerade erst einen jahrzehntelangen Immobilien-Boom hinter uns haben. Eigentlich hatten wir schon seit dem Ende des 2. Weltkrieges einen Boom bei Grundstücken und Immobilien, der zum großen Teil durch Schulden angetrieben wurde. Es hat eine immense Überbauung stattgefunden und die muss erst einmal absorbiert werden. Ganz ehrlich gesagt, wird man wohl einen größeren Teil dieser Überbauung einplanieren müssen, denn er ist komplett unwirtschaftlich. Ich denke, die Wirtschaft dieses Landes wird in Zukunft derart schrumpfen, dass man Immobilien schon für die Steuerlast erwerben kann, die sich bei den ehemaligen Hauseigentümern angesammelt hat - so wie es schon während der letzten Depression der Fall war.

Die Lage ist aber heute viel ernster als damals in den 1930ern, als die Grundsteuern etc. fast vernachlässigbar waren. Heute müssen häufig pro Jahr 10.000 $, 20.000$ sogar 30.000 $ Steuern für ein Haus gezahlt werden, bevor die man überhaupt anfängt, Hypothekenraten, Energierechungen und für die Instandhaltung zu zahlen. Und die Gemeinden werden wahrscheinlich versuchen, die Mill Rate zu erhöhen (feste, anteilige Besteuerung des Wertes von Wohn- und Grundstückseigentum), da diese meist Bankrott sind und die angesetzten Werte sinken.

Und ich könnte noch viele Dinge aufzählen, die da noch auf den Immobiliensektor zukommen. Aber hier reicht es, zu sagen, dass die Immobilienblase noch eine ganze Zeit lang Luft ablassen muss.


The Gold Report: Betrifft das gleichermaßen private wie auch kommerzielle Immobilien oder ist es in einem Sektor schlimmer?

Doug Casey: Das ist jetzt schwer. Ist ein Emphysem schlimmer als Parkinson? Ich vermute aber einmal, dass es im kommerziellen Sektor schlimmer zugehen wird als im privaten.

Das Internet hat zum Beispiel die Einkaufgewohnheiten der Menschen verändert, was auch so bleiben wird. Es ist sinnvoller, Dinge online zu kaufen und sie sich direkt liefern zu lassen, anstatt sich die Zeit zu nehmen und sich die Mühe zu machen, selber einzukaufen; und der Händler muss sich um Verkaufsräume, Lagerbestände, ein geographisch bedingt begrenztes Klientel etc. sorgen. Es würde mich nicht überraschen, wenn die Preise für größere Teile des kommerziellen Immobilienbestands ganze 80% oder 90% fallen werden. Viele kommerzielle Immobilien werden dauerhaft dicht gemacht. Das ist ein Desaster für die Eigentümer, die dann auch weiterhin die Steuern zahlen müssen. Es wird kein Geld für Instandhaltung verfügbar sein.


The Gold Report: Wir hatten zuvor über Inflation gesprochen und wie wahrscheinlich es ist, dass sich die US-Regierung ihren Weg aus den Schulden drucken wird. Wäre es für Sie absehbar, dass die Vereinigten Staaten oder auch andere Staaten wieder zum Goldstandard zurückkehren?

Doug Casey: Das ist so essentiell wie unvermeidlich. Denn sie haben keinen Grund, sich gegenseitig zu vertrauen. Es wird ein Tauschmittel und Wertaufbewahrungsmittel benötigt, das sich nicht auf reinem Vertrauen gründet.

Alle anderen Regierungen der Welt wissen, dass die USA bankrott sind und dass der Dollar nichts anderes als eine flottierende Abstraktion ist. Warum sollten sie solche Dinger in Milliardenhöhe, manchmal auch Billionenhöhe, in ihren Bilanzen haben? Sie werden zum Gold zurückkehren, da es die einzige Finanzanlage ist, die nicht gleichzeitig mit Verbindlichkeiten und Verpflichtungen anderer einhergeht.




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