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Platinpreis auf Niveau der Förderkosten

09.07.2012  |  Thorsten Proettel
Rückblick

Zum Jahresbeginn 2012 verteuerte sich Platin im Ein-klang mit den anderen Edelmetallen deutlich und mach-te so die Verluste aus der zweiten Jahreshälfte 2011 größtenteils wett. Die Notierungen kletterten von rund 1.400 USD An-fang Januar bis auf mehr als 1.730 USD Ende Februar. In der Folgezeit verbilligte sich Platin im Zuge der globalen Rezessionsängste sowie der Eurokrise wieder und Ende Juni kostete eine Feinunze kurzfristig lediglich 1.375 USD. Die allgemeine Markteuphorie nach Beschluss eines "Wachstumspaktes“ auf dem EU-Gipfel am 29.06. trieb auch den Platinpreis zuletzt etwas an. Aktuell notiert die Feinunze bei 1.470 USD.


Fahrzeugbranche verliert an Bedeutung

Der Platinmarkt wird derzeit von einem Überangebot geprägt, das sich auf mehr als 5% der Gesamtnachfrage beläuft. Ein wichtiger Grund hierfür ist die schleppende beziehungsweise unsichere Nachfrage der Fahrzeugbrache. Der Einsatz als Katalysatorenmaterial in Abgasumwandlern für Verbrennungsmotoren ist traditionell das wichtigste Anwendungsgebiet für Platin. Vor der Finanz- und Wirtschaftskrise machte er rund die Hälfte der globalen Platinnachfrage aus. In den letzten Jahren ist der Bedarf der Kfz-Branche jedoch gesunken. Einerseits gingen die Fahrzeughersteller wieder ver-mehrt zur Verwendung des preislich günstigeren Schwestermetalls Palladium über.

Hiermit wird an eine Entwicklung aus den 1990er Jahren angeknüpft, die zwischenzeitlich aufgrund von Lieferproblemen und daraus resultierende Preiskapriolen des Palladiums unterbrochen wurde. Im Bereich der Fahrzeuge mit Benzinmotoren wird deshalb kaum noch Platin eingesetzt. Die verbleibende Nische für das Edelmetall sind Katalysatoren für Dieselmotoren, wo der Palladiumeinsatz technisch aufwändig und somit wirtschaftlich nicht sinnvoll wäre. Hiermit verbunden ist der zweite Grund für die aktuelle Nachfrageschwäche, denn die Verkäufe von Diesel-PKW konzentrieren sich vor allem auf Westeuropa, wo die Fahrzeugproduktion in die-sem Jahr rezessionsbedingt um knapp 8% zurückgehen dürfte

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Als Schmuck, aber nicht als Investment gefragt

Die Platinnachfrage sonstiger Branchen wie der Chemie, der Glasherstellung und der Elektrotechnik übertraf 2011 das Vorkrisenniveau und dürfte sich 2012 in etwa auf diesem Niveau stabilisieren. Die Nachfrage der Schmuckbranche steigt seit einiger Zeit ebenfalls an und betrug im vergangenen Jahr laut Johnson Matthey 77 Tonnen. Zwei Drittel hiervon gehen übrigens allein auf China zurück. Dagegen entpuppt sich die Erhöhung der Anlegernachfrage im Zuge der Einführung von Platin-ETCs weit stärker als von uns erwartet als Einmaleffekt. Bislang wurden in diesem Jahr zur physischen Hinterlegung lediglich 2 Tonnen erworben.

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Minenbetreiber reagieren mit Förderkürzungen

Während die Nachfrageschwäche und die unsicheren Kon-junkturperspektiven den Platinpreis unter Druck brachten, sind die Förderkosten im wichtigsten Abbauland Südafrika in den vergangenen Jahren signifikant angestiegen. Der Minenbetreiber Lonmin gab die branchenweiten Aufwendungen pro Feinunze vor einiger Zeit mit 12.000 Südafrikanischen Rand an. Unter Berücksichtigung des Wechselkurses zum USD-Dollar scheint dieser Wert in den letzten Monaten eine gewisse Leitmarke für die Platinnotie-rungen gewesen zu sein (siehe Chart). Da einige Minen auch oberhalb der Durchschnittskosten produzieren, überrascht nicht, dass die kleineren Betreiber Eastern Platinum und Aquarius jüngst die Schließung von unrentablen Bergwerken ankündigten. Vorerst ist jedoch nur mit einem leichten Rückgang der südafrikanischen Förderung zu rechnen, da insbesondere die großen Konzerne die Kosten für eine spätere Wiederinbetriebnahme scheuen und Verlustphasen ohnehin besser aussitzen können.

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Fazit

Aufgrund des für Westeuropa vermutlich noch längere Zeit anhaltenden Konjunkturpessimismus passen wir unsere Prognosen nach unten an, gehen jedoch unverändert von einer mittelfristigen Platinverteuerung aus (1.700 USD Mitte 2013). Hierfür sprechen das Erreichen der Förderkosten als langfristiger natürlichen Preisuntergrenze und die absehbare Anpassung des Angebots an die Nachfrage. Aufgrund der Energieintensivität der Branche dürften die Kosten zukünftig anstiegen. Daneben ist eine Zunahme der Lohnkosten wahrscheinlich, da die Kriminalität in Südafrika das Anwerben von Bergbauexperten erschwert und die Bergarbeitergewerkschaften gut organisiert sind.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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