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Warum die Schuldenkrise für Gold und Silber spricht

05.09.2010  |  Manfred Gburek
Den folgenden Satz aus meiner vorwöchigen Kolumne sollten Sie sich ganz fest einprägen: "Der nächste große Preissprung der Edelmetalle steht unmittelbar bevor." Ich erwähne ihn noch ein Mal, weil bei Ihnen am Freitag evtl. Zweifel aufgekommen sein könnten, als der Goldpreis - nach unserer Zeit nachmittags - vorübergehend fiel. Abends war der ganze Spuk allerdings wieder vorbei. Der Silberpreis legte da sogar noch stärker zu. Tagesschwankungen wie die des Goldpreises am Freitag und mit großer Wahrscheinlichkeit erst recht die des Silberpreises in den nächsten Monaten sind nicht ungewöhnlich. Stellen Sie sich dazu am besten die Börsenspieler vor, die beide Edelmetalle leer verkauft haben oder andere Baissegeschäfte eingegangen sind: Sie rennen den Preisen hinterher und sorgen damit zusätzlich für Kaufdruck, der durch viele institutionelle und private Anleger ohnehin schon vorhanden ist.

Falls Sie meinen, für Ihre Verhältnisse genug in Edelmetallen und ihren Aktien engagiert zu sein, brauchen Sie bis auf Weiteres nur noch eine Tugend walten zu lassen: Geduld. Und zwar auch, wenn es Ihnen in den Fingern juckt und Sie am liebsten Ihren ganzen Gewinn mitnehmen möchten. Dazu hier zwei grundsätzliche Überlegungen:
  • 1. Sollte das Jucken allzu stark werden - bitte nicht schon jetzt, sondern frühestens, wenn der Goldpreis 1300 Dollar und der Silberpreis 25 Dollar übersprungen hat -, versuchen Sie es am besten mit Teilverkäufen (vorzugsweise bei Edelmetallaktien, lieber nicht bei Barren und Münzen). Dann freuen Sie sich über Ihre Gewinnmitnahmen, wenn die Preise bzw. Kurse danach eine Verschnaufpause einlegen oder in ein Zwischentief abtauchen. Sie freuen sich dann aber auch über alles, was Sie behalten haben, wenn der Preis- und Kurshöhenflug weiter geht. Nur Anfänger und ganz eingefleischte Nörgler ärgern sich in beiden Fällen, im ersten Fall über die nicht vollständig mitgenommenen, im zweiten Fall über die durch den Teilverkauf entgangenen Gewinne.

  • 2. Eine weit verbreitete Börsenregel besagt, man solle Kursgewinne laufen lassen. Dagegen lautet eine andere Börsenregel, von Gewinnmitnahmen sei noch niemand arm geworden. Einerseits - als dahin geworfene Floskeln - kann man beide als Plattitüden abtun, andererseits - bei differenzierter Betrachtung - steckt in jeder von ihnen ein Stück Börsenweisheit. Deshalb hier ihre Interpretation in Bezug auf Gold und Silber sowie in Bezug auf Edelmetallaktien: Der Megatrend der beiden Edelmetalle wird, natürlich mit Unterbrechungen, so lange anhalten, bis die unabwendbare internationale Schuldenkrise ihren Höhepunkt erreicht hat. Da dies längst noch nicht der Fall ist, heißt es hier folglich: Gewinne laufen lassen (wobei Sie bedenken sollten, dass Ihre Gewinne umgekehrt betrachtet in Wahrheit Papierwährungsverluste sind).

    Dagegen gilt es bei Edelmetallaktien zu differenzieren. So spricht beispielsweise die relative Stärke von Pan American Silver und erst recht von Silver Wheaton dafür, die Gewinne beider Aktien laufen zu lassen, auch wenn ihre Kurse zwischendurch stark schwanken sollten, während etwa die Südafrikaner Anglogold, Gold Fields, Harmony Gold und DRDGold wegen ihrer relativen Schwäche (bedingt durch hohe Kosten, Betriebsunterbrechungen u.a.) eher Verkaufskandidaten für die nächste Kursrally sein dürften.

Die bereits erwähnte internationale Schuldenkrise spielte als Motiv zum Kauf von Edelmetallen jahrelang eher eine untergeordnete Rolle. Im Vordergrund standen damals zum Beispiel Vereinbarungen der Zentralbanken über nur noch limitierte Goldverkäufe, stark rückläufige Hedgegeschäfte und später die Engagements von Fonds wie SPDR. Jetzt rückt allerdings die Spekulation auf Pleiten von überschuldeten Staaten immer mehr in den Vordergrund. Den meisten Anlegern in Europa fällt beim Gedanken daran sicher vor allem Griechenland und vielleicht noch Irland, Portugal oder Spanien ein. Das größte Schuldenproblem - absolut auf jeden Fall, überwiegend jedoch auch im Vergleich mit den entsprechenden Kennzahlen anderer großer Länder (außer Japan) - lastet indes auf den USA.

Hierzu einige Überlegungen, die zeigen, dass dieses Problem nicht mehr lösbar ist: Es handelt sich um die Verbindung der lahmenden Konjunktur
  • mit einer ganzen Reihe von strukturellen Schwächen (hohe Arbeitslosigkeit, große Unterschiede zwischen Arm und Reich, zu wenig leistungsfähige Industrien, zu starke Ausrichtung auf den Konsum und Immobilien)

  • mit sehr hohen Defiziten des Landes insgesamt (nicht zuletzt bedingt durch den Krieg erst im Irak und jetzt immer noch in Afghanistan) und erst recht mit den Defiziten einiger Bundesstaaten (man denke nur an Kalifornien)

  • mit einer überbordenden Verschuldung im Ausland und 

  • mit einer durch die Notenbank Fed auf Hochtouren gebrachten Gelddruckmaschine. Allein die Komplexität des Problems spricht dagegen, dass es je beherrscht werden könnte.

Wie schlimm es um die Konjunktur bestellt sein muss, ergibt sich allein schon aus dem Aufbauschen und Schönreden jeder noch so unbedeutenden Meldung. Typisch dafür: Als am Freitag bekannt wurde, dass die Zahl der amerikanischen Arbeitsplätze im August mal wieder zurückgegangen war, hieß es sofort beruhigend, man hätte vorher mit einem stärkeren Rückgang gerechnet. Auch wenn der Vergleich ein wenig hinkt: Irgendwie erinnert mich das Schönreden grottenschlechter Zahlen an die Unsitte von Fondsmanagern und Vermögensverwaltern, die stolz herausposaunen, ihr Fonds habe nur 20 Prozent verloren, während der Dax um 30 Prozent abgestürzt sei. Übrigens gibt es im August-Monatsbericht der Bundesbank (im Internet unter bundesbank.de verfügbar), ein lesenswertes zweiseitiges Kapitel zur US-Konjunktur.

Um nochmals den Faden zu Gold und Silber vom Beginn dieser Kolumne aufzunehmen: Sie sind sicher nicht die einzigen Anlagen, um sich vor den schlimmen Folgen der internationalen Schuldenkrise (Wirtschaftskriege, Geldentwertung, Währungsreform) zu schützen, aber wahrscheinlich sind sie die wirksamsten.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).






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