Die Margen der Goldminenunternehmen
10.09.2010 | Scott Wright
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Zum Zwecke dieser Analyse habe ich die durchschnittlichen Cash Costs von nahezu zwei Dutzend Unternehmen genutzt. Und da diese Unternehmen zusammen Jahr für Jahr ungefähr die Hälfte des globalen Goldangebots produzieren, sind diese Zahlen repräsentativ für den gesamten Industriezweig. Wenn Sie sich zuerst nur die Cash Costs anschauen, können Sie einen Aufwärtstrend im Laufe des Goldbullenmarktes erkennen. Außerdem ist der Umschwung in der Mitte dieser Chart kaum zu übersehen. Anfänglich waren die Minenunternehmen in der Lage, die Kosten größtenteils zu kontrollieren. In jedem der ersten sechs Jahre stiegen die Cash Costs um durchschnittliche 8 Prozent jährlich, also ungefähr 15 Dollar pro Unze.
Im Laufe der 1990er Jahre lag der durchschnittliche Goldpreis bei unglaublich niedrigen 350 Dollar und die Goldminenunternehmen waren dazu gezwungen, sich anzupassen. Diejenigen, die den Bärenmarkt überlebten, produzierten Gold in Minen mit einer sehr günstigen geologischen Beschaffenheit. Sie lernten, ihre Kostenstrukturen zu straffen.
Im Jahr 2007 hatten diese geringfügigen Cash Cost-Anstiege jedoch ein Ende. In den vergangenen vier Jahren sind die Cash Costs schrittweise gestiegen, circa 22 Prozent jährlich, also 75 Dollar pro Unze pro Jahr. Im Jahr 2010 lagen die durchschnittlichen Cash Costs mit einem Wert von 554 Dollar 214 Prozent über ihrem Wert im Jahr 2001. Sogar noch erstaunlicher ist, dass die momentanen Cash Costs doppelt so hoch sind wie der durchschnittliche Goldkurs des Jahres 2001!
Dieser rasante Anstieg ist auf verschiedene Gründe zurückzuführen. Einer der wichtigsten Gründe ist natürlich der wachsende Goldkurs. Die historischen Höchstwerte erlauben es Minenunternehmen, Goldlagerstätten zu entwickeln, die sich einige Jahre zuvor nicht als rentabel erwiesen hätten. Und die neueren Minenprojekte, die zweitklassige und komplexere Erze verarbeiten, erfordern höhere Betriebskosten. In den vergangenen Jahren wurden immer mehr dieser kostspieligen Minen in Betrieb genommen und die Cash Costs des gesamten Industriezweiges erhöht.
Bezüglich dieser zweitklassigen Erze haben Geschäftsleitungen vieler Minenunternehmen ein raffiniertes System entwickelt, über das sie nur selten in aller Öffentlichkeit sprechen. Was allgemein als "low-grading" bekannt ist, stellt einen günstigen Weg dar, das Bestehen einer Mine zu verlängern, ohne das Einkommen zu sehr zu beeinträchtigen. Das funktioniert natürlich nur, wenn der Goldpreis steigt.
Mit anderen Worten: Low-grading bedeutet das Mischen und/oder Verschieben des Erzes, das abgebaut wird. Mischen ist nichts anderes als eine absichtliche Erzverdünnung. Von Zeit zu Zeit mischen Minenunternehmen hochwertige Ressourcen mit Nebengestein, Tailings oder Erzen geringer Qualität, um die hochwertigen Erze für später aufzuheben, wenn die Goldpreise fallen. Außerdem gibt es Unternehmen, die die Erzgewinnung an einen anderen Teil der Lagerstätte verschieben, in dem die Erze geringwertig sind, um die hochwertigen Erze für eine zukünftige Goldgewinnung aufzusparen.
Diese Methoden erhöhen selbstverständlich die Produktionskosten pro Unze, da der Preis für die Verarbeitung einer Tonne Erz, ungeachtet seiner Wertigkeit, immer gleich ist. Während Investoren nicht wirklich begeistert von dieser Vorgehensweise sind, trägt sie dazu bei, die Langlebigkeit eines Unternehmens zu sichern, das ununterbrochen mit der Zeit ringt.
Ein weiterer wichtiger Faktor, der die rasant steigenden Kosten hervorgerufen hat, ist der Energieverbrauch. Bergbau ist nämlich ein energieintensives Geschäft. Goldminenunternehmen haben demzufolge sehr hohe Energiekosten. Und angesichts des Ölpreisanstiegs von 50 Dollar im Jahr 2007 auf nahezu 150 Dollar Mitte 2008, sind die Energiekosten der Minenunternehmen in der Tat in die Höhe geschossen.
Zu guter Letzt spielen auch die Nebenprodukte eine wichtige Rolle für die Cash Costs. Goldmineralisierung zieht oft auch die Entstehung anderer Mineralien je nach geologischer Beschaffenheit der Erzlagerstätte mit sich, wie beispielsweise Kupfer, Silber, Blei und Zink.
Wie Sie in der obigen Chart sehen können, ist es für Goldminenunternehmen üblich, das Einkommen aus dem Verkauf der Nebenproduktmetalle zur Deckung der Cash Costs zu nutzen. Je höher die Preise dieser Metalle, desto geringer sind die Cash Costs der Goldgewinnung. Wenn die Preise dieser Metalle jedoch fallen, steht den Minenunternehmen weniger Einkommen zur Verfügung. Das führt selbstverständlich zu wachsenden Cash Costs.
Interessanterweise erreichten die Metallpreise ihren Höhepunkt und schlugen anschließend zur selben Zeit die entgegengesetzte Richtung ein, als die Cash Costs zu steigen begannen. Der Zinkpreis erreichte im vierten Quartal 2006 seinen Höchstwert und sogar nach einer beachtlichen Erholung im Jahr 2009 liegt er nun immer noch weit unter der Hälfte dieses Höchstwertes. Blei erreichte sein Hoch Ende 2007, anschließend verhielt sich sein Preis ähnlich wie der Zinkpreis. Der Kupferpreis erlebte seinen Höchstwert im zweiten Quartal 2006, verlief einige Jahre seitwärts und erlebte dann einen beachtlichen Rückgang. Sogar nach einer intensiven Erholungsphase befindet er sich momentan immer noch weit unter seinem Höchstwert. Der Silberkurs erlebte seinen Höchstwert Anfang 2008 und ist bis jetzt nicht in der Lage gewesen, sich ihm erneut zu nähern. Diese schwachen Nebenproduktpreise in den vergangenen Jahren haben die Gold-Cash Costs negativ beeinflusst.
Letztendlich denken Sie angesichts der rasant steigenden Cash Costs wahrscheinlich, dass der Industriezweig am Boden ist. Nicht viele Unternehmen können einem doppelt so hohen Kostenaufwand standhalten. Glücklicherweise ist Goldgewinnung kein übliches Geschäft. Somit ist es kaum zu glauben, aber wahr, dass die Margen der Minenunternehmen dank des steigenden Goldpreises jedoch so gut sind wie noch nie.