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Aktuelle Lage an den Seltenen-Erden-Märkten

18.07.2012  |  Dr. Dietmar Siebholz
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Ob sich die von der chinesischen Führung in Auftrag gegebene Lagerhaltung in Baotou auf die Preisentwicklung auswirken wird, wage ich zu bezweifeln. Baotou ist vor allem für die Gewinnung von leichten Seltenen Erden verantwortlich und der geforderte Pool von nahezu 300.000 Tonnen soll sich fast ausschließlich auf die leichten und mittleren Seltenen Erden konzentrieren.

Alle Zeichen deuten daraufhin, dass man - bevor man sich auf ein Engagement bei den Seltenen Erden einlässt - erst einmal eine Entscheidung darüber fällen muss, auf welche Seltenen Erden man sich konzentriert.

Hier kann ich auf die Erfahrungen meiner langjährigen Informationspartnerr aus Nordamerika, die als Spezialisten für Seltene Erden bekannt sind; und auf meine eigenen Erfahrungen verweisen. Wir empfehlen die Konzentration auf Neodym (bei den leichten Seltenen Erden), dann auf Dysprosium (als wichtige Komponente für Hochleistungsmagnete) und ferner auf Europium, Terbium und Yttrium.

Was ist nun mit den vielzitierten neuen Produktionsstätten? Da werden nun von den mehr als 400 vermeintlichen künftigen Lagerstätten (meine Partner in den USA schätzen, dass von diesen höchsten 5% überleben und bis zur die Ausbeutung der Lagerstellen gelangen werden) nur noch wenige übrig bleiben, vorausgesetzt, diese erhalten die für den Abbau, für die Konzentratgewinnung und die Separation erforderlichen hohen Finanzmittel. Ich wage zu bezweifeln, dass die meisten Explorationsgesellschaften diese Finanzierungen angesichts der labilen Lage an den Kapitalmärkten zustande bringen werden. So bleiben nur noch die derzeit nahezu produktionsbereiten Unternehmen wie Alkane, Arafura, Lynas und Molycorp. Das Produktionspotential dieser Unternehmen liegt aber zu mehr als 98% bei den leichten und mittleren Seltenen Erden. Vor allem Molycorp, die derzeit sehr aggressiv auftreten, sind kaum in nennenswerter Weise in der Lage, schwere Seltenen Erden zu produzieren. Lynas wird, sofern sie die Produktion aufnehmen dürfen, nur 2,5% ihres mit anfänglich ca 12.000 Tonnen geschätzten Potentials an schweren Seltenen Erden rechnen. Bei Alkane liegt dieser Wert erheblich höher, allerdings kann die Produktion (eine umfassende Finanzierung vorausgesetzt) nicht vor dem Jahre 2015 aufgenommen werden.

Ausgenommen von dieser Betrachtung ist Neodym, denn hier werden die oben genannten möglichen Produzenten ein größeres Volumen, wenn sie denn zur Produktion gelangen, an Neodym liefern können.

Ganz sicher bin ich mir jedoch, dass in den genannten schweren Seltenen Erden die Preisentwicklung ihren Niedergang aus den "luftigen Höhen" der letzten 18 Monate sehr bald beenden wird.

Grundsätzlich gebe ich zu bedenken, dass weder den Aussagen der chinesischen Regierung noch der internationalen Verbraucher getraut werden sollte, denn die Volatilität der Preise für die SE ist schon beachtlich und die Märkte werden von den oben genannten Partnern sicherlich in deren Interessen sehr beeinflusst. Allein schon die sehr unterschiedlichen Aussagen zum Weltjahresverbrauch und der Weltjahresproduktion bestätigen dieses. Gehen wir davon aus, dass der geschätzte Weltjahresverbrauch nicht - wie es die Verbraucherunternehmen offenlegen - bei ca. 96.000 Tonnen liegt, sondern mehr bei realen 115.000 bis 120.000 Tonnen. Bislang wurde meines Erachtens nach die Differenz von den illegal operierenden chinesischen Unternehmen zur Verfügung gestellt. Wenn diese Kapazitäten nun nach den strikten Maßnahmen in China vom Markt genommen werden, dann stellt sich vor allem bei den schweren Seltenen Erden eine große Lücke dar, die geschlossen werden muss. Derzeit befriedigen sich die verbrauchenden Unternehmen noch aus der Lagerhaltung, die aber bald beendet sein müsste. Und ab diesem Zeitpunkt wirkt dann der durch die chinesische Zentralregierung bereinigte Markt.

Abschließend möchte ich anmerken, dass ich mir die Mühe gemacht habe, die offizielle Stellungnahme der chinesischen Regierung in unsere Sprache zu übersetzen. Ich halte von den dort gemachten Ausführungen nichts, denn sie sind ausschließlich auf das Ziel gerichtet, Chinas Strategie zu verschleiern, indem man immer wieder die Notwendigkeit betont, dass wegen der internationalen berechtigten Kritik an den ökologischen und energievernichtenden Problemen der chinesischen REO-Unternehmen die immer wieder geforderte Umstellung der chinesischen REO-Unternehmen nunmehr strikt umgesetzt werden müsste. Dass dabei auch der Weltmarkt seine Opfer (sprich: Preiserhöhungen) bringen muss und die dabei entstehenden großen Kostenbelastungen finanziert werden müssen, ergibt sich von selbst.

Mein Resumée: China wird sich nicht von Führerstand der REO-produzierenden Länder verdrängen lassen und seine Preis- und Exportpolitik fort- und durchsetzen. Denn auch bei allen Erklärungen, dass sich China als zuverlässiges Mitglied der Welthandelsländer sehen will, steht die Aussage, dass China erst nach Bedienung der inländischen Nachfrage über die Höhe seiner Exportquoten nachdenken wird. Und das verstehe ich ganz besonders im Hinblick auf die schweren Selten Erden als reale Bedrohung. Zumal sich ja aus den aktuell anstehenden möglichen neuen REO-Produzenten kaum ein nennenswertes Neuangebot von schweren Seltenen Erden ergeben wird. Chinas Strategie kann also ungebrochen fortgesetzt werden.

Und das wird sich besonders auf die Preise der schweren Seltenen Erden auswirken. Ich werde mich weiter und in stärkerem Maße bei den schweren Seltenen Erden engagieren, sei es über Anschaffung von REO-Mineralen in physischer Form oder in aussichtsreichen Explorationsunternehmen, die meiner Meinung nach in die Produktion gehen könnten.


© Dr. Dietmar Siebholz
wthlz2@gmx.de
www.emuro.de



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