Gold und Silber ausreizen bis zum Tag X
19.09.2010 | Manfred Gburek
Die Preise von Gold und Silber stoßen gerade in ganz neue Dimensionen vor, das sehen wir ja fast täglich anhand der Notierungen und Charts. Was wir dagegen nicht sehen oder oft allein im Unterbewusstsein wahrnehmen, sind manche Begleiterscheinungen des Preisanstiegs, die entweder nur mittelbar etwas mit ihm zu tun haben oder gar nicht, aber doch zur Stimmung an den Edelmetallmärkten passen - und ein weiteres Indiz dafür sind, dass Sie mit Gold und Silber noch sehr viel Geld verdienen können.
Zum Beispiel, dass ausgerechnet der auf Geldwertstabilität bedachte Bundesbank-Präsident Axel Weber den Banken vor nicht allzu langer Zeit jede Menge Geld bis weit ins nächste Jahr versprach. Daraus lässt sich schließen, wie schlimm es um die Geldversorgung der Banken und darüber hinaus um die Lage am Kapitalmarkt wirklich bestellt ist. Da verwundert es denn auch nicht, dass die Deutsche Bank ihre Kapitalerhöhung in Erwartung schlechterer Zeiten (und weil sie die Postbank ganz integrieren will) konsequent durchzieht.
Ein weiteres Beispiel betrifft das zerrüttete Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich in Sachen Euro. Es reicht bis zum Maastricht-Vertrag und darüber hinaus zurück. Demzufolge haben die Franzosen sich weitgehend durchgesetzt, wenn es darum ging, die Geldpolitik lieber locker zu handhaben, statt - wie die Bundesbank in ihren besten Zeiten - auf Geldwertstabilität zu pochen. Weber, in führender Position auch bei der Europäischen Zentralbank, musste sich aus Anlass der Griechenland-Krise sogar gefallen lassen, dass unter der Regie der Franzosen beschlossen wurde, griechische Anleihen zu kaufen.
Ein drittes Beispiel betrifft die Volkswirtschaftslehre. Es ist insofern interessant, als die anhaltende Finanz- und Wirtschaftskrise belegt, dass große Teile des theoretischen Gebäudes der Volkswirte zusammengestürzt sind, weil die wissenschaftlichen Fundamente gefehlt haben. Die blamierten Professoren dürfen ihre mathematischen Formeln zwar immer noch den Studenten um die Ohren hauen, aber konsequenterweise erhält in diesen Kreisen die empirische Forschung und Lehre als Gegenstück zur Theorie einen immer höheren Stellenwert.
Wenn Sie sich nun fragen, was das alles - zumindest mittelbar - mit dem Preisanstieg von Gold und Silber zu tun hat, kommen Sie wahrscheinlich schnell selbst auf die richtigen Antworten: Die Banken erhalten Geld ohne Ende, Bundesbank-Präsident Weber hat seinen Kampf gegen Frankreich & Co. offenkundig aufgegeben, ein realistisches Kontrastprogramm zu den untauglichen Rezepten der Volkswirte fehlt noch, und alles zusammen verunsichert Groß- und Kleinanleger so sehr, dass sie immer mehr Geld in Edelmetalle investieren.
Hinzu kommt, dass die Hilflosigkeit von Regierungen und Notenbanken im Kampf um eine bessere Konjunktur international ist, was das Problem verschärft. Sieht man von China ab, bietet sich ein trauriges Bild: Japan ist zwei Jahrzehnte lang in eine fürchterliche Deflation gerutscht. US-Präsident Barack Obama legt ein neues Konjunkturprogramm auf, das wie ein Tropfen auf den heißen Stein wirken wird. Und in den Euro-Ländern wettet man bereits, welches von ihnen als nächstes Geld von den anderen - natürlich unter deutscher Führung - bekommen muss, damit der Euro-Block nicht doch noch auseinander bricht.
Die hier genannten Bespiele zeigen, dass neben den Preisen für Gold und Silber auch die Geld- und Konjunkturprobleme in neue Dimensionen hineinwachsen. Niemand hat dafür wirklich eine Lösung, alle experimentieren entweder noch herum oder - viel schlimmer - versuchen die Probleme mit der sprichwörtlichen Gelddruckmaschine zu lösen. Womit der Bogen zu den Edelmetallen geschlagen ist; denn je mehr sog. Papiergeld im Verhältnis zu Gold und Silber durch die Welt schwirrt, desto stärker gewinnen die Edelmetalle - und vieles mehr - an Wert, wenn man ihren Wert in Währungen misst, die ja nichts anderes als Papiergeld repräsentieren.
Noch fällt es uns leicht, Währungen wie den Euro oder den Dollar für die Bewertung von allem Möglichen heranzuziehen, weil das der Macht der Gewohnheit entspricht und weil diese Währungen anders als die von Ländern mit extrem hoher Inflation weiterhin eine gewisse Kaufkraft repräsentieren. Sobald allerdings der Tag kommt, an dem die Kaufkraft drastisch sinkt, passiert Folgendes: Die Menschen geben ihr Bargeld schnell aus, weil sie ein weiteres Sinken der Kaufkraft erwarten. Sie schichten ihr Anlagegeld in alles um, was den Erhalt der Kaufkraft verspricht (außer Edelmetallen zum Beispiel auch Immobilien, im Extremfall Gemälde und Antiquitäten). Und sie suchen verzweifelt nach neuen Wertmaßstäben, mit denen sie alles besser messen können als mit ihren dann entwerteten Währungen.
Allein schon die deutsche Geschichte ist voll von entsprechenden Beispielen, vom Beginn der Mark-Entwertung mit Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914 bis zur Hyperinflation 1923, von der Einführung der Rentenmark danach bis zum Übergang auf die Reichsmark, deren Wert 1948 nur noch ein kleiner Restposten war. In der Zeit vom Ende des 2. Weltkriegs bis dahin hatte die Tauschwirtschaft einschließlich Zigarettenwährung geblüht - ein zwar zweifelhafter, aber in breiten Kreisen der Bevölkerung durchaus anerkannter Wertmaßstab.
Geldentwertung kann von heute auf morgen oder schleichend stattfinden. Die zweite Alternative kam in der Geschichte viel häufiger vor. Am Ende gab es immer einen Währungsschnitt oder eine Währungsreform. So weit sind wir zwar noch nicht, aber eines sollten wir uns schon jetzt klar machen: Es finden sich immer Indikatoren, die auf eine später drohende Geldentwertung schließen lassen, und die sind gerade zurzeit reichlich vorhanden: hohe Sozialausgaben, unaufhaltsame Staatsschulden, steigende Zinslasten, staatliche Sonderhaushalte, überbordende Geldmengen, statistische Tricks, Regierungswechsel, Kriege, steigende Rohstoff- und Edelmetallpreise. Von ihrer individuellen Wahrnehmung bis zum offiziellen Währungsschnitt oder zur Währungsreform vergehen in der Regel allerdings mehrere Jahre.
Dieses Mal kann es entweder lange dauern, weil die Globalisierung alles komplizierter macht, oder schnell gehen, weil ein Land seinen Bankrott erklärt und damit andere in die Tiefe reißt (im Fall Griechenland ging es gerade noch mal gut). Eigentlich spricht viel für die zweite Variante. Aber können Sie sich vorstellen, besonders schlimme Schuldensünder wie Großbritannien oder die USA erklären ihren Bankrott oder lassen sich in die Tiefe reißen? Eher bringen sie ihren Gelddruckmaschinen noch höhere Touren bei.
Welche Rolle die Edelmetalle am Tag X spielen werden, sollte uns aus heutiger Sicht weniger interessieren als das Preispotenzial, das sie aktuell haben. Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Dieses Potenzial bleibt nach oben offen.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).
Zum Beispiel, dass ausgerechnet der auf Geldwertstabilität bedachte Bundesbank-Präsident Axel Weber den Banken vor nicht allzu langer Zeit jede Menge Geld bis weit ins nächste Jahr versprach. Daraus lässt sich schließen, wie schlimm es um die Geldversorgung der Banken und darüber hinaus um die Lage am Kapitalmarkt wirklich bestellt ist. Da verwundert es denn auch nicht, dass die Deutsche Bank ihre Kapitalerhöhung in Erwartung schlechterer Zeiten (und weil sie die Postbank ganz integrieren will) konsequent durchzieht.
Ein weiteres Beispiel betrifft das zerrüttete Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich in Sachen Euro. Es reicht bis zum Maastricht-Vertrag und darüber hinaus zurück. Demzufolge haben die Franzosen sich weitgehend durchgesetzt, wenn es darum ging, die Geldpolitik lieber locker zu handhaben, statt - wie die Bundesbank in ihren besten Zeiten - auf Geldwertstabilität zu pochen. Weber, in führender Position auch bei der Europäischen Zentralbank, musste sich aus Anlass der Griechenland-Krise sogar gefallen lassen, dass unter der Regie der Franzosen beschlossen wurde, griechische Anleihen zu kaufen.
Ein drittes Beispiel betrifft die Volkswirtschaftslehre. Es ist insofern interessant, als die anhaltende Finanz- und Wirtschaftskrise belegt, dass große Teile des theoretischen Gebäudes der Volkswirte zusammengestürzt sind, weil die wissenschaftlichen Fundamente gefehlt haben. Die blamierten Professoren dürfen ihre mathematischen Formeln zwar immer noch den Studenten um die Ohren hauen, aber konsequenterweise erhält in diesen Kreisen die empirische Forschung und Lehre als Gegenstück zur Theorie einen immer höheren Stellenwert.
Wenn Sie sich nun fragen, was das alles - zumindest mittelbar - mit dem Preisanstieg von Gold und Silber zu tun hat, kommen Sie wahrscheinlich schnell selbst auf die richtigen Antworten: Die Banken erhalten Geld ohne Ende, Bundesbank-Präsident Weber hat seinen Kampf gegen Frankreich & Co. offenkundig aufgegeben, ein realistisches Kontrastprogramm zu den untauglichen Rezepten der Volkswirte fehlt noch, und alles zusammen verunsichert Groß- und Kleinanleger so sehr, dass sie immer mehr Geld in Edelmetalle investieren.
Hinzu kommt, dass die Hilflosigkeit von Regierungen und Notenbanken im Kampf um eine bessere Konjunktur international ist, was das Problem verschärft. Sieht man von China ab, bietet sich ein trauriges Bild: Japan ist zwei Jahrzehnte lang in eine fürchterliche Deflation gerutscht. US-Präsident Barack Obama legt ein neues Konjunkturprogramm auf, das wie ein Tropfen auf den heißen Stein wirken wird. Und in den Euro-Ländern wettet man bereits, welches von ihnen als nächstes Geld von den anderen - natürlich unter deutscher Führung - bekommen muss, damit der Euro-Block nicht doch noch auseinander bricht.
Die hier genannten Bespiele zeigen, dass neben den Preisen für Gold und Silber auch die Geld- und Konjunkturprobleme in neue Dimensionen hineinwachsen. Niemand hat dafür wirklich eine Lösung, alle experimentieren entweder noch herum oder - viel schlimmer - versuchen die Probleme mit der sprichwörtlichen Gelddruckmaschine zu lösen. Womit der Bogen zu den Edelmetallen geschlagen ist; denn je mehr sog. Papiergeld im Verhältnis zu Gold und Silber durch die Welt schwirrt, desto stärker gewinnen die Edelmetalle - und vieles mehr - an Wert, wenn man ihren Wert in Währungen misst, die ja nichts anderes als Papiergeld repräsentieren.
Noch fällt es uns leicht, Währungen wie den Euro oder den Dollar für die Bewertung von allem Möglichen heranzuziehen, weil das der Macht der Gewohnheit entspricht und weil diese Währungen anders als die von Ländern mit extrem hoher Inflation weiterhin eine gewisse Kaufkraft repräsentieren. Sobald allerdings der Tag kommt, an dem die Kaufkraft drastisch sinkt, passiert Folgendes: Die Menschen geben ihr Bargeld schnell aus, weil sie ein weiteres Sinken der Kaufkraft erwarten. Sie schichten ihr Anlagegeld in alles um, was den Erhalt der Kaufkraft verspricht (außer Edelmetallen zum Beispiel auch Immobilien, im Extremfall Gemälde und Antiquitäten). Und sie suchen verzweifelt nach neuen Wertmaßstäben, mit denen sie alles besser messen können als mit ihren dann entwerteten Währungen.
Allein schon die deutsche Geschichte ist voll von entsprechenden Beispielen, vom Beginn der Mark-Entwertung mit Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914 bis zur Hyperinflation 1923, von der Einführung der Rentenmark danach bis zum Übergang auf die Reichsmark, deren Wert 1948 nur noch ein kleiner Restposten war. In der Zeit vom Ende des 2. Weltkriegs bis dahin hatte die Tauschwirtschaft einschließlich Zigarettenwährung geblüht - ein zwar zweifelhafter, aber in breiten Kreisen der Bevölkerung durchaus anerkannter Wertmaßstab.
Geldentwertung kann von heute auf morgen oder schleichend stattfinden. Die zweite Alternative kam in der Geschichte viel häufiger vor. Am Ende gab es immer einen Währungsschnitt oder eine Währungsreform. So weit sind wir zwar noch nicht, aber eines sollten wir uns schon jetzt klar machen: Es finden sich immer Indikatoren, die auf eine später drohende Geldentwertung schließen lassen, und die sind gerade zurzeit reichlich vorhanden: hohe Sozialausgaben, unaufhaltsame Staatsschulden, steigende Zinslasten, staatliche Sonderhaushalte, überbordende Geldmengen, statistische Tricks, Regierungswechsel, Kriege, steigende Rohstoff- und Edelmetallpreise. Von ihrer individuellen Wahrnehmung bis zum offiziellen Währungsschnitt oder zur Währungsreform vergehen in der Regel allerdings mehrere Jahre.
Dieses Mal kann es entweder lange dauern, weil die Globalisierung alles komplizierter macht, oder schnell gehen, weil ein Land seinen Bankrott erklärt und damit andere in die Tiefe reißt (im Fall Griechenland ging es gerade noch mal gut). Eigentlich spricht viel für die zweite Variante. Aber können Sie sich vorstellen, besonders schlimme Schuldensünder wie Großbritannien oder die USA erklären ihren Bankrott oder lassen sich in die Tiefe reißen? Eher bringen sie ihren Gelddruckmaschinen noch höhere Touren bei.
Welche Rolle die Edelmetalle am Tag X spielen werden, sollte uns aus heutiger Sicht weniger interessieren als das Preispotenzial, das sie aktuell haben. Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Dieses Potenzial bleibt nach oben offen.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).