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Einmal "Absolute Return" - bitte!

14.04.2004  |  Thorsten Pörschmann
Während vor zwanzig Jahren noch viele Börsenbegriffe aus dem deutschen Sprachschatz stammten, kommen heute viele Bezeichnungen aus dem Englischen. Obwohl ich morgens noch immer ins Büro und nicht ins "Office" fahre und bei uns immer noch mehr Briefe geschrieben als "messages gemailt" werden, kommen wir um so manchen englischen Fachbegriff nicht mehr herum.

Gleichzeitig wird auch die Finanzwelt immer komplexer. Von der Vorstellung, daß einmal getätigte Investitionen wie früher den Umwelteinflüssen jahrelang trotzen, sollte man sich in der Regel schnell verabschieden. Viele Prospekte beinhalten Prognosen für die nächsten 10-15 Jahre. Insbesondere ist mir ein Windkraftprospekt, den ich vor kurzem in Händen hatte, hier in Erinnerung.

15 Jahre muß der Wind ,soundso’ stark wehen, die Reparaturkosten ,diesunddas’ nicht übersteigen und der Strompreis ,dieunddie’ Höhe dauerhaft haben, damit auf der Grundlage der derzeitigen Steuerregeln eine Rendite von XY herauskommt. Prima! Hoffentlich weiß der Wind das, und alle zukünftigen Bundesregierungen lassen die Steuergesetze so wie heute, und der Strompreis entwickelt sich wie gewollt. Im Eifer vergessen hatte der Initiator die Abbau- und Verschrottungskosten im Jahr 2015. Ich nehme an, daß eine bis dahin abgewirtschaftete, veraltete und leicht rostige Anlage nicht einfach so stehen bleibt und ein Verkauf nach 13 Jahren in Wind und Wetter eher eine optimistische Annahme ist. Bei gebrauchten PC’s hat man in der Regel schon nach 4 Jahren das Problem der Entsorgung und nicht des Weiterverkaufes.

Langer Rede kurzer Sinn: Anpassungsfähigkeit und Flexibilität sind in vielen Bereichen erforderlich, um in dem derzeitigen Umfeld erfolgreich agieren zu können. Dazu benötigt man auch im Bereich der Vermögensanlage flexible Konzepte und weniger den Produktrenner des Jahres. Zwei Konzepte aus unserem Haus, die auch in einem jahrelangen Seitwärts- oder auch Abwärtsmarkt anpassungsfähig sind, haben sich im schwierigen Umfeld mit Krieg, Seuche und steuerpolitischem Trommelfeuer gut geschlagen (TrendControl AR/Optiport AR). Heute soll der Kerngedanke hinter diesem Konzept einmal näher beleuchtet werden: "Absolute Return"- womit wir wieder bei der Überschrift wären.

Der Begriff steht für einen ganz bestimmten Investmentansatz, der sich ins Deutsche übersetzt gut als ABSOLUTER ERTRAG beschreiben läßt. Klingt ein wenig einfach - ist in der Praxis allerdings die Königsklasse der Investmentansätze. Ziel ist es - einfach ausgedrückt -, unabhängig davon, was die Finanzmärkte so machen, immer positiv abzuschneiden. Also egal, ob der deutsche Aktienindex DAX gerade Lust hat zu steigen oder zu fallen oder auch "nix" zu tun, die Anlage soll auf Jahressicht immer positiv abschneiden. Mal mehr, mal weniger - aber positiv. Klingt wie ein Ansatz, den man eigentlich schon immer haben wollte. Mal gibt es eben 14% und mal 7%, vielleicht auch nur mal 2% - aber bitte immer positiv.

Im Gegensatz zu reinen Aktienfonds (die Strategie wird auch als "Long-only" bezeichnet) dürfen "Absolute-Return-Fonds" auch Positionen eingehen, die bei fallenden Aktienpreisen einen Ertrag bringen. Das ist der große Unterschied. Es ist also auch eine Frage der Bestellung: Aktien bitte oder "Absolute Return" bitte. Leider ist das nicht ganz so einfach, daß es jeder kann. Wenn es jeder könnte, würde es wie alles andere funktionieren - meistens gar nicht.


Beachtenswerte Punkte:
  • 1. So was war vor wenigen Jahren überhaupt nicht gefragt. Ziel war es, möglichst gut mit einem Aktienindex mitzuhalten, ,soundsoviel’ besser als der DAX zum Beispiel. Nachdem das nach unten hin keinen richtigen Spaß mehr macht (der DAX ist seit 2000 ungefähr minus 70% - mit minus 65% wäre man also deutlich besser, allerdings auch nicht richtig zufrieden), bekommt die Indexorientierung größere Kratzer.

  • 2. Es gibt etwa 6000 "Absolute-Return-Fonds". Davon viele schlechte, die es eben nicht schaffen, das abzuliefern, was draufsteht, einige mittelmäßige und ganz wenig gute. Mit dem Ansatz: "Bitte einmal die Ergebnisse der letzten 5-10 Jahre vorzeigen, bevor ich investiere" kommt man hier gut voran. Viele versprechen alles und sind aber gänzlich unerprobt, weil neu. Also kommt bei uns kein AR-Fonds (AR = Absoulte Return) ins Depot, der nicht eine Mindestvergangenheit des Ansatzes mit echtem Geld von 5 Jahren hat. Die müssen alle positiv gewesen sein. Man sollte zwar nicht alles am Lebensalter festmachen, . . . doch in dem Bereich sind uns Manager mit Lebenserfahrung und guter Vergangenheit wichtig.

  • 3. In einige Fonds kommt man gut hinein, aber leider nicht mehr gut heraus. Diese schließen wir hier auch gleich einmal mit aus.

  • 4. Dann gibt es noch welche, die gut sind, aber leider geschlossen. So was gefällt uns prinzipiell gut. Das verhindert, daß ein erfolgreiches Konzept durch zu hohe Mittelzuflüsse sich selbst im Wege steht. Hier kann man zwar jederzeit aussteigen, aber neue Investoren können nicht einsteigen. In unserer Vermögensverwaltung haben wir zwei solche Exemplare. Der eine im Jahr 2002 mit +11,5% und der andere mit +13%.

  • 5. Manche der AR-Manager sind so risikoavers, daß sie über sehr lange Zeiträume gar nichts investieren und auf Gelegenheiten warten. Bis dahin warten sie mit Geldmarktfonds oder Festgeld einfach ab. Man kann die Zeitung dann zeitweise monatelang aufschlagen, und der Kurs des Fonds bewegt sich kaum. Da man Bewegung gewohnt ist, wird häufig aus Langeweile verkauft (bringt "nix"). Man hat dann vergessen, daß es bei manchen AR-Fonds über Monate keine Bewegung gab, sie aber deutlich "anzogen".

  • 6. Dieses gibt es nicht überall. In einigen Fällen mußte unsere Depotbank ihre speziellen Erfahrungen in der internationalen Orderabwicklung einbringen, um an die von uns gewünschten Fonds zu gelangen. Da diese Fonds keine Massenprodukte sind, werden auch direkte Investmentdepots wie bei anderen Fonds nicht angeboten.

  • 7. Mindestanlagen. Während manche Fonds recht kleine Mindestanlagesummen haben, kommen im Bereich der Vermögensverwaltung auch einige Exemplare vor, bei denen das Investitionsminimum 250 000 Euro beträgt. Hier wollen die Investmentmanager nicht nur das Volumen, sondern auch die Anzahl der Mandanten begrenzen. Dies dient dazu, spezielle Marktkenntnisse nur einem kleinen Investorenkreis zugänglich zu machen, um den Anlageerfolg nicht zu gefährden.


  • Was kann man damit anfangen?
    Kombiniert man AR-Fonds mit traditionellen Anlageformen wie Renten, Immobilienfonds, Aktien und Edelmetallen, ergibt sich plötzlich auch für das Gesamtdepot eine ganz neue Perspektive. Es hängt nicht mehr alles davon ab, ob DAX, DOW oder Dollar gerade so aufgelegt sind, wie man es gerne hätte.

    Checkliste AR-Fonds
      1. Wie lange gibt es das Konzept?
      2. Welches war das beste und das schlechteste Jahr?
      3. Wie erfahren ist der Manager bzw. wie viele Jahre Berufserfahrung hat er?
      4. Wie lange ist er schon auf diesem Posten?
      5. Gibt es Volumenbegrenzungen?
      6. War das Konzept auch in schwierigen Jahren positiv?
      7. Kann man den Fonds unproblematisch jederzeit zum fairen Wert verkaufen?
      8. Wurde das Konzept bereits exzessiv beworben? Anzeigen, Fernsehen? (sind für gute Anlagekonzepte nicht forderlich).

    Erfolgt die Beantwortung zur Zufriedenheit, kann man sicherlich mal eine Portion AR-Fonds bestellen.


    © Thorsten Pörschmann (6/2003)

    Quelle: aus der Sonderausgabe I/2001 der "VERTRAULICHEN MITTEILUNGEN, einem Informationsbrief für Politik, Wirtschaft und Geldanlage. Der Brief wurde 1951 von Artur Missbach gegründet und erscheint allwöchentlich.

    Download: komplette Sonderausgabe I/2003 (PDF-Datei, 107 kB)



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