"Wie schätze ich die aktuelle politische und wirtschaftliche Lage ein?"
08.08.2012 | Dr. Dietmar Siebholz
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Ich zähle hier nur die Monate, nicht die Jahre. Das liegt nicht an meinem Alter, sondern an der Erkenntnis, dass sich immer alles viel schneller und viel intensiver entwickelt als vorher. Bedenken Sie, dass fünf Kilometer vor dem Katarakt die Wassergeschwindigkeit des Niagara Rivers wesentlich langsamer ist als 200 Meter vor dem Absturz. Und nur an der Fließgeschwindigkeit des Wasser oder in der Politik: an der Zeitfolge hektischer Entscheidungen kann man ermessen, wie nahe wir uns vor dem Absturz befinden. Ob der US-Finanzminister Geithner - der ja sicherlich mit mehr Hintergrundwissen ausgestattet sein wird als wir - daher unseren Finanzminister in seinem wohlverdienten Urlaub aufsucht?Wir müssen doch ehrlich feststellen, dass alle Liquiditätsspritzen, die die vereinigten politischen und die Finanzmarktkräfte (man kann sie ja nicht mehr voneinander unterscheiden, es ist jedoch immer die gleiche "Mischpoke", um es nett auf Jiddisch zu sagen) den Finanzmärkten in den letzten Monaten verabreicht haben, keine Veränderung bewirkten. Auch ein Beweis für die Unumkehrbarkeit des Trends.
Hierzu ein Kommentar von Prof. Hülsmann, den ich am 08.07.2012 gelesen habe. Er ist unaufgeregt, aber mehr als deutlich.
Unter der Überschrift: "Weil die Politik mit der Eurorettung überfordert ist, wird sie finanzielle Belastungen vor allem an den Bürger weiterreichen, Der Versuch, die Schulden über Inflation abzubauen, werde die europäischen Bürger ihre Ersparnisse kosten" führen die Deutschen Wirtschafts-Nachrichten aus: "Der von der Politik eingeschlagene Weg, die Eurokrise zu bekämpfen, beinhaltet auch die Möglichkeit einer massiven Steigerung der Geldmenge. Dadurch würde der Euro so stark an Wert verlieren, dass die Gemeinschaftswährung in seiner aktuellen Form kaum noch erhalten werden kann. Damit rechnet der Ökonom Guido Hülsmann von der Universität Angers in Frankreich."
"Am Ende steht dann entweder eine Hyperinflation oder eine Währungsreform. Das bringt ein paar Jahre Entspannung für den Staat und die Finanzwirtschaft. Die meisten Haushalte werden jedoch ruiniert sein und zum Teil ums blanke Überleben kämpfen. Wenn es auch dann nicht zu einem großen Befreiungsschlag kommt, versinken wir bis auf Weiteres in einer Spirale aus Armut und Korruption“, sagte Hülsmann im Interview mit dem Wirtschaftsblog "Misesinfo.org".
Das aktuelle Krisenmanagement wird auch tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesellschaften in Europa haben. Der Staat wird auch wegen der Euro-Rettung in Zukunft die Bürger auch direkt viel stärker belasten als bisher: "Infolge seiner zerrütteten Finanzlage wird sich der entfesselte Staat immer rücksichtsloser aus dem Vermögen seiner Bürger bedienen (eigene Anmerkung: müssen). Er wird sich zunächst auf die Verwalter von Finanzvermögen (Versicherungen und Investmentfonds) stürzen und früher oder später auch den Immobilienbesitz ins Auge nehmen. Gleichzeitig wird er versuchen, seine Ausgaben dort zu kürzen, wo es den geringsten politischen Widerstand gibt (Rentenkasse und Krankenversicherung) . Wenn das alles nicht mehr reicht oder wenn es zu viel Widerstand gibt, wird die Notenpresse noch stärker angekurbelt“, sagt Hülsmann.
Dem habe ich nichts hinzuzufügen, außer der Feststellung, dass es kurz vor dem Absturz unvermeidlich sein wird, den freien Kapitalverkehr (das heißt, die Transferierbarkeit liquiden Vermögens) total einzuschränken.
Wenn Sie eine Bestätigung für meine Überzeugung benötigen, warten Sie auf diese Kapitalverkehrsbeschränkungen, die wir im Übrigen schon einmal in Deutschland hatten (1972 und 1973). Schon vergessen? Tja, manchmal hat Alter auch so seine Vorteile … zumindest, wenn man sein Gedächtnis geschult hat.
Wenn Sie auch an die kommenden Kapitalverkehrskontrollen glauben sollten, dann wäre es nun an der Zeit, zu handeln.
Mein Konzept einer finanziellen Arche Noah kennen Sie sicherlich; wenn nicht, erreichen Sie mich unter wthlz2@gmx.de.
© Dr. Dietmar Siebholz
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