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Kommentar von Franklin Sanders zum Bericht des Silver Institute für 2004

27.07.2005  |  Dr. Dietmar Siebholz
Mit meiner Stellungnahme habe ich am 30.05.2005 den Bericht des Silver Institute für das Jahr 2004, das unter dem Titel "Silver Survey 2005" erschien, kommentiert.

Der erfahrene Edelmetallhändler Franklin Sanders, der unter dem Begriff "MONEYCHANGER" in den USA bekannt, ist geht weiter in die Details dieses Berichtes ein. (www.themoneychanger.com)

Sanders kommentiert sehr kritisch den Sachgehalt dieses Berichts; seine Formulierungsschwächen, die er herausstellt, sind nach seiner Auffassung nur ein Teil der mangelhaften Qualität des Berichtes. Mehr Bedeutung haben seine Feststellungen zum Silberverbrauch für den Bereich Fotografie. Er verweist sehr deutlich auf die Zusammenhänge zwischen herkömmlicher Fotografie, den Kosten des digitalen Fotografierens und die Umsatztrends in China und Indien. Die immer wieder herum gereichte Darlegung "Digitalfotografieren zerschmettert den Silberverbrauch" bezeichnet er zu recht als "Red Herring", also als eine "Ente". Es ist ja auch logisch, dass bei dem hohen Recyclinggrad in den entwickelten Ländern ein Rückgang des herkömmlichen Fotografierens zu einem ebensolchen beim recycelten Silber führt. Und einen großen Anteil des Silberangebotes stellt hatl das recycelte Silber dar, immerhin macht es etwa 20% des Jahresweltsilberverbrauchs aus. Da aber in den Entwicklungsländern, zu denen Indien und China zählt, der Verbrauch von Silber für das herkömmliche Fotografieren stetig steigt, es dort kaum ein Silber-Recycling gibt, erhöht sich der Silberverbrauch auch für das Fotografieren weltweit. Und die Chancen auf erhöhten Verbrauch steigen durch die Nachfragesteigerung aus den Entwicklungsländern weiter.

Besonders intensiv diskutiert F. Sanders die Frage, wie viel physisches Silber für den Handel zur Verfügung steht. Das war auch ein zentrales Thema für meine persönlichen Einschätzungen. Da der Silver Survey 2005 nun über den Umfang des ausgeliehenen Silbers in der Größenordnung von 275 Mio. Unzen berichtet, muss die Frage gestattet sein, wer überhaupt als Verleiher von Silber auftritt, wenn er dafür nur einen Zinssatz von 0,1% bis zu 0,3% p.a. erhält. Private Silbereigentümer werden dies nicht sein; die genannten "europäischen Händler" werden wohl wieder die Silberverbraucher, also die italienische Schmuckindustrie und die Investment-Banken, vor allem die Schweizer Institute sein.

Diese letztgenannten werden das Verleihgeschäft wohl nicht wegen der läppischen Zinserträge ausführen, sondern eher, weil sie für den Erlös aus dem verliehenen Silber weitaus höhere Zinserträge am Kapitalmarkt erzielen können, also bei einem Wiederbeschaffungsrisiko, das sie wohl als gering einschätzen, eine extrem hohe Zinsmarge erzielen können.

Sanders stellt die Frage, ob diese Institute überhaupt Eigenbestand in Höhe der verliehenen Mengen haben oder - wie häufig bei den für Kunden geführten Metallkonten üblich - deren Bestände teilweise als Sicherungsmasse in die eigenen Geschäfte einbeziehen, was sie im übrigen entsprechend den Bedingungen für Metallkonten zu einem wesentlichen Anteil legitim dürfen. Sanders stellt dann die wesentliche Frage: Was passiert, wenn die Kunden ihr Guthaben an den Metallen aus diesen Metallkonten in physischem Material abfordern? Er bezieht sich dabei auch auf Gespräche, über die ich ihm nach meinen häufigen Kontakten in Zürich übermittelte.

Selbst wenn dieses Krisenszenario (nämlich die Forderung der Metallkunden auf Aushändigung von physischem Material) nicht eintreten sollte, dann dürfte feststehen, dass die Silberbestände von 332 Mio Unzen, die der Silver Survey aufgrund vager Ermittlungen bei den europäischen Händlern "inferred", also interpoliert, schon längst verliehen, verkauft und somit für den physischen Markt verloren sind. Im Gegenteil: Die Rückzahlungsforderung für das physische Material schlägt sich als Nachfrage nach Silber nieder .Wer sich nämlich physisches Silber leiht, der verkauft oder verbraucht es, eine andere Art der Verwendung ist noch nicht diskutiert worden.


Franklin Sanders kritische Stellungnahme enthält weitere Hinweise auf Schwachpunkte des Berichts Silver Survey 2005, die zum Nachdenken veranlassen sollten. Es lohnt sich für den Silber-Investor, diese Stellungnahme detailliert zur Kenntnis zu nehmen.

Sie finden den Bericht unter: www.gold-eagle.com/editorials_05/sanders070605.html

Dass ich persönlich Franklin wegen seiner profunden Sachkenntnis schätze, sollte nur als mein zusätzlicher privater Kommentar verstanden werden.


© Dietmar Siebholz







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