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Weltkrieg der Währungen

16.10.2010  |  Redaktion
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Trotz der vorgeblichen »Flexibilisierung« vom Juni 2010 ist der Yuan praktisch an den Dollar gekoppelt. Das gilt jedoch auch umgekehrt: Der Dollar ist an den Yuan gefesselt. Pekings Devisenprotektionismus erlaubt es den Exporteuren des Riesenreichs, Konkurrenten sukzessive zuerst zu unterbieten, als nächstes auszuschalten und auf diese Weise einen strategischen Markt nach dem anderen zu erobern.

Pekings Strategie erinnert an das listige Vorgehen Tokios in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg - nur dass China einen um den Faktor zehn größeren Machtblock darstellt als Japan. Wenn das Reich des Tenno mit seinen 130 Millionen Einwohnern binnen einer Generation zur zweitgrößten Wirtschaftsnation der Welt aufsteigen konnte, welche Strategie mag dann das Reich der Mitte mit seinen mehr als 1,3 Milliarden Menschen verfolgen?

Dieser »Weltkrieg der Währungen« bedroht in erster Linie Amerika, aber nicht nur. Die Fesselung des Dollar an den Yuan macht es Amerika unmöglich, die ökonomischen Ungleichgewichte zu beseitigen, die seine Gesellschaft langsam, aber sicher zersetzen und obendrein gefährliche Spannung in der Weltwirtschaft erzeugen. Während die Defizite der USA schwindelerregende Höhen erreichen, blähen sich Chinas Devisenreserven auf bedrohliche Weise auf. Mit zweieinhalb Billionen Dollar hat dieser größte Staatsschatz der Geschichte eine kritische Masse erreicht, die Peking eine beispiellose Autorität über die Finanzmärkte der Welt verleiht. Sollte sich die Volksrepublik in einem geopolitischen Konflikt provoziert fühlen, ihre Dollar-Papiere auf den Markt zu werfen, so hätte dies die Wirkung einer finanziellen Atombombe.

Im großen Währungskrieg des 21. Jahrhunderts scheint der Euro nur ein Nebendarsteller zu sein. Theoretisch hätte die Gemeinschaftswährung das Zeug, zum ruhenden Pol der Devisenmärkte zu werden, zur Zuflucht der Enttäuschten, vor allem der vom Dollar Enttäuschten. Doch ehe das europäische Geld Schwerkraft entwickeln kann, muss es seine Existenz behaupten, und die ist als Folge der »Peripheritis« ungewisser denn je. Der Streit um die Hilfe für Hellas und andere Peripherieländer hat alte ideologische Gräben wieder aufbrechen lassen. Am tiefsten sind jene zwischen Paris und Berlin.

Frankreichs Mission und Deutschlands Konfession treffen unversöhnlich aufeinander: Soll der Euro möglichst weich sein, damit er als Kitt der europäischen Integration fungiert? Oder muss er hart sein wie die Mark, um das Vermögen und das Vertrauen der Bürger zu schützen? Und gesetzt den Fall, man entscheidet sich für Letzteres: Was, wenn diese Härte für die finanzschwachen Randländer unerträglich wird? Müssen sich die Deutschen dann auf milliardenschwere Ausgleichszahlungen an Athen, Dublin, Lissabon und Madrid einstellen, auf Jahr für Jahr zu leistende Stabilitätskompensationen?

Gut ein Jahrzehnt nach der Einführung des Euro verwandelt sich die Währungspolitik für die Europäer einmal mehr zur Kampfzone. Der Euro wird zum politischen Schlacht-Geld. Und der Ausgang des Kampfes um den Zusammenhalt der Währungsunion und die Festigkeit des Gemeinschaftsgeldes ist unabsehbar. Für die Bürger bleibt der Euro ein Zahlungsmittel voller Risiken und voll möglicher Reue.

Viele Menschen projizieren ihre Hoffnungen daher auf jene Währung, die von keiner Regierung und keiner Notenbank kontrolliert wird: auf Gold. Kann das gelbe Metall den Kristallisationskeim einer neuen Weltwährungsordnung bilden? Kann es für eine Währung stehen, die nicht durch nationale und internationale Machtinteressen korrumpiert wird? Für Politiker ist die Vorstellung von der Wiederkehr eines Goldstandards ein Albtraum. Die Regierungen werden alles tun, um eine Edelmetallwährung zu verhindern. Aber sind die Mächtigen wirklich stärker als das berechtigte Bedürfnis der Bürger nach Sicherheit und Geldwertstabilität?

Dieses Jahrzehnt wird einen Kampf um die Vorherrschaft auf dem Devisenmarkt erleben, wie es die Welt seit dem Aufstieg des Dollar vor einem Dreivierteljahrhundert nicht gesehen hat. Es geht um viel. Es geht darum, welche Kapitale die globalen Finanzströme lenkt, welche Notenbank den Preis des Geldes, den Zins, vorgibt und welches System die Gesetze des Welthandels bestimmt. Es geht um die Stabilität des internationalen Finanzsystems. Es geht um die Weltmacht Leitwährung. Und es geht ganz konkret darum, in welcher Valuta Ersparnisse in Zukunft sicher sein werden. Der Weltkrieg der Währungen hat begonnen.

Das Buch »Weltkrieg der Währungen« berichtet von den Schauplätzen, auf denen die entscheidenden Schlachten geschlagen werden. Und es handelt davon, was Sparer tun können, um ihr Vermögen zu schützen.


© Daniel Eckert



Daniel D. Eckert: Weltkrieg der Währungen. Wie Euro, Gold und Yuan um das Erbe des Dollar kämpfen. Nominiert für die Shortlist Deutscher Wirtschafts-Buchpreis 2010. Gebundene Ausgabe. 272 Seiten. FinanzBuch Verlag. ISBN-10: 3898795950. ISBN-13: 978-3898795951. Preis: 19,95 Euro. Bezug über jede Buchhandlung odre über unseren Buchshop.




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