Fiat-Währungsblase besiegelt das Schicksal des Euro
09.08.2012 | James Turk
Geld und Politik sollten immer voneinander getrennt bleiben
Die Deutschen zahlten für diese Lektion viel Lehrgeld; und die Alliierten wollten im Interesse aller sicherstellen, dass sich die Geschichte nicht wiederholen würde.
Als die Alliierten im März 1948 die Vorgängerin der Bundesbank - die damalige Bank deutscher Länder - gründeten, sorgten sie dafür, dass diese völlig unabhängig von deutschen politischen Institutionen und Interessen agieren konnte. Auf Wikipedia heißt es dazu: “Nach den schlechten Erfahrungen mit einer an Weisungen der Regierung gebundenen Notenbank setzte sich in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg das Prinzip einer unabhängigen Zentralbank durch.“ Eine Zentralbank sollte auf die Märkte abgestimmt sein, und nicht auf staatliche Diktate.
Die Bank deutscher Länder führte im Juni 1948 die Deutsche Mark ein, und das Wirtschaftswunder Deutschlands nahm seinen Lauf. Nach ihrer Gründung im Jahr 1957 führte nun die Bundesbank die werthaltige, solide Geldpolitik ihrer Vorgängerin fort und machte die Deutsche Mark zu einer der am meisten geschätzten und am höchsten bewerteten Währungen der Welt. Aufgrund dieser Leistungen blieb die Bundesbank bis zum Ende des 20. Jahrhunderts die am meisten respektierte Zentralbank. Vor allem wurde aber das Ziel der Alliierten erreicht: Politik und Geld wurden getrennt gehalten.
Im Jahr 2001 begannen sich die Dinge aber zu ändern, als Deutschland die Kontrolle seiner Währung an die Europäische Zentralbank abtrat. Anfangs waren die Veränderungen noch marginal und schleichend, und die Politiker und Zentralbanker behaupteten noch, die EZB werde sich an den Prinzipien der Bundesbank ausrichten. Wer diesen Versprechen jedoch für bare Münze genommen hatte, erlebte spätestens im Mai 2010 sein böses Erwachen.
Als die Griechenland-Krise in den Mittelpunkt rückte, versprach der EZB-Präsident Trichet wiederholt, die EZB werde keine griechischen Staatsanleihen aufkaufen. Doch am 10.Mai 2010, unmittelbar nach einem Treffen der EU-Politiker, begann die EZB schließlich doch mit dem Aufkauf griechischer Staatsanleihen. Im weiteren Verlauf sollten dann auch die Anleihen anderer überschuldeter EU-Staaten angekauft werden. Mit dem Bruch seiner wiederholt gegebenen Versprechen beugte sich Herr Trichet eindeutig dem Willen der Politiker. Er brach ein und folgte nun staatlichen Befehlen, womit er auch die Prinzipien der Bundesbank den Rücken kehrte.
Diese Entwicklung war besorgniserregend. Doch ein noch im selben Jahr staatfindendes Ereignis bestätigte meine Sicht, dass Europa eindeutig den falschen Weg eingeschlagen hatte. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel wurde in The Telegraph mit den Worten zitiert: "[D]as Primat der Politik über Märkte muss zurückgewonnen werden."
Meinte Sie damit - angesichts der Tatsache, dass Währungen ganz zentral für menschliche Interaktionen (auch "Markt" genannt) sind - dass die Politik wichtiger sei als die Währung? Meinte Sie damit, dass es in Ordnung sei, dass der Euro durch griechische Schulden entwertet werde, weil politische Ambitionen wichtiger seien als die Befolgung jener Regeln, die der Bundesbank so viel Erfolg und Ehre eingebracht hatten?
Ich schrieb damals über Merkels Kommentar und erwähnte ihn erneut Anfang dieses Jahres in einem Artikel über Griechenland. Ich hoffe, dass sie falsch zitiert wurde. Aber wie ließe sich die Aussage bezüglich des "Primats der Politik" anderes interpretieren, als dass Regierungen den Zentralbanken Befehle erteilen?
Es war also umso entmutigender, als auf Bloomberg genau diese alarmierenden Schlagworte erneut auftauchten. Georg Streiter, Merkels Regierungssprecher, zufolge zeige sich die deutsche Regierung "nicht besorgt" über die jüngsten Kommentare des EZB-Präsidenten Draghi, in denen er weitere Aufkäufe von Staatsanleihen in Aussicht stellte, da Draghi "das Primat der Politik in der Eurokrise stärke".
Wenn aber das “Primat der Politik” herrscht, wie kann die EZB dann überhaupt noch unabhängig sein? Sie empfängt die Befehle der EU-Regierungen, welche das „Primat der Politik“ über die Märkte, über die Prinzipien der Politik der Bundesbank und auch über die geltenden Rechtvorschriften für sich geltend machen. Schließlich lässt sich schon gar nicht mehr beziffern, wie häufig die Maastrichter Verträge und die EU-Gesetze bezüglich der Haushaltsdefizite und Schuldengrenzen schon gebrochen wurden. Dem Euro ist also ein schlimmes Ende vorgezeichnet, wie ich auch vor Kurzem in einem Interview mit King World News erklärt hatte.
In diesem Interview erwähnte ich, dass wir uns in einer Fiat-Währungsblase befänden. Die Welt benutzt Währungen, die allein durch staatliche Versprechen gedeckt sind. Aber handelt es sich dabei um eine "Bubble"?
In einer Bubble-Phase verfestigen sich gängige, jedoch der Logik und historischen Erfahrungen widersprechende Meinungen und Ansichten zu einer angesagten, allgemein akzeptierten Denkweise, die in der Öffentlichkeit solange vorherrschend bleibt, bis die Bubble, die durch diese falsche Denkweise genährt wurde, letztendlich platzt. Dieses Phänomen war bei der Internet-Bubble zu beobachten, als es beispielsweise hieß, der Unternehmensgewinn seien keineswegs entscheidend, es zähle in erster Linie der Marktanteil. Es tauchte erneut in Form der Immobilienmarkt-Bubble auf, als es hieß, die Immobilienpreise könnten gar nicht sinken, nur steigen. Und aktuell präsentiert sich dieses Phänomen in Form der Fiat-Währungsblase, wie aus diesem im Wall Street Journal erschienenen Kommentar deutlich hervorgeht: "Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, signalisierte mit bislang ungekannter Deutlichkeit, dass die EZB bereit sei, ihre Macht der Geldschöpfung zur Erhaltung des Euros einzusetzen."
Nur im Rahmen jener verkehrten Logik, die auch im Umfeld dieser Fiat-Währungsblase herrscht, kann allen Ernstes behauptet werden, dass sich der Euro durch Gelddrucken retten ließe. Gelddrucken führt immer nur zur Zerstörung einer Währung, aber nie zu ihrer Rettung.
Also ist das Schicksal des Euro besiegelt. Sollte es nicht zu einer 180-Grad-Wende im Denken und in der Regierungspolitik kommen, wird der Euro auf dem Friedhof der Fiat-Währungen landen. Auf diesen Weg begleiten ihn alle Währungen jener Länder, in denen die Politik über die freien Märkte gestellt wird - in allen Ländern, in denen Regierungen den Zentralbanken Befehle erteilen.
© James Turk
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Dieser Artikel wurde am 7. August 2012 auf www.fgmr.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Die Deutschen zahlten für diese Lektion viel Lehrgeld; und die Alliierten wollten im Interesse aller sicherstellen, dass sich die Geschichte nicht wiederholen würde.
Als die Alliierten im März 1948 die Vorgängerin der Bundesbank - die damalige Bank deutscher Länder - gründeten, sorgten sie dafür, dass diese völlig unabhängig von deutschen politischen Institutionen und Interessen agieren konnte. Auf Wikipedia heißt es dazu: “Nach den schlechten Erfahrungen mit einer an Weisungen der Regierung gebundenen Notenbank setzte sich in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg das Prinzip einer unabhängigen Zentralbank durch.“ Eine Zentralbank sollte auf die Märkte abgestimmt sein, und nicht auf staatliche Diktate.
Die Bank deutscher Länder führte im Juni 1948 die Deutsche Mark ein, und das Wirtschaftswunder Deutschlands nahm seinen Lauf. Nach ihrer Gründung im Jahr 1957 führte nun die Bundesbank die werthaltige, solide Geldpolitik ihrer Vorgängerin fort und machte die Deutsche Mark zu einer der am meisten geschätzten und am höchsten bewerteten Währungen der Welt. Aufgrund dieser Leistungen blieb die Bundesbank bis zum Ende des 20. Jahrhunderts die am meisten respektierte Zentralbank. Vor allem wurde aber das Ziel der Alliierten erreicht: Politik und Geld wurden getrennt gehalten.
Im Jahr 2001 begannen sich die Dinge aber zu ändern, als Deutschland die Kontrolle seiner Währung an die Europäische Zentralbank abtrat. Anfangs waren die Veränderungen noch marginal und schleichend, und die Politiker und Zentralbanker behaupteten noch, die EZB werde sich an den Prinzipien der Bundesbank ausrichten. Wer diesen Versprechen jedoch für bare Münze genommen hatte, erlebte spätestens im Mai 2010 sein böses Erwachen.
Als die Griechenland-Krise in den Mittelpunkt rückte, versprach der EZB-Präsident Trichet wiederholt, die EZB werde keine griechischen Staatsanleihen aufkaufen. Doch am 10.Mai 2010, unmittelbar nach einem Treffen der EU-Politiker, begann die EZB schließlich doch mit dem Aufkauf griechischer Staatsanleihen. Im weiteren Verlauf sollten dann auch die Anleihen anderer überschuldeter EU-Staaten angekauft werden. Mit dem Bruch seiner wiederholt gegebenen Versprechen beugte sich Herr Trichet eindeutig dem Willen der Politiker. Er brach ein und folgte nun staatlichen Befehlen, womit er auch die Prinzipien der Bundesbank den Rücken kehrte.
Diese Entwicklung war besorgniserregend. Doch ein noch im selben Jahr staatfindendes Ereignis bestätigte meine Sicht, dass Europa eindeutig den falschen Weg eingeschlagen hatte. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel wurde in The Telegraph mit den Worten zitiert: "[D]as Primat der Politik über Märkte muss zurückgewonnen werden."
Meinte Sie damit - angesichts der Tatsache, dass Währungen ganz zentral für menschliche Interaktionen (auch "Markt" genannt) sind - dass die Politik wichtiger sei als die Währung? Meinte Sie damit, dass es in Ordnung sei, dass der Euro durch griechische Schulden entwertet werde, weil politische Ambitionen wichtiger seien als die Befolgung jener Regeln, die der Bundesbank so viel Erfolg und Ehre eingebracht hatten?
Ich schrieb damals über Merkels Kommentar und erwähnte ihn erneut Anfang dieses Jahres in einem Artikel über Griechenland. Ich hoffe, dass sie falsch zitiert wurde. Aber wie ließe sich die Aussage bezüglich des "Primats der Politik" anderes interpretieren, als dass Regierungen den Zentralbanken Befehle erteilen?
Es war also umso entmutigender, als auf Bloomberg genau diese alarmierenden Schlagworte erneut auftauchten. Georg Streiter, Merkels Regierungssprecher, zufolge zeige sich die deutsche Regierung "nicht besorgt" über die jüngsten Kommentare des EZB-Präsidenten Draghi, in denen er weitere Aufkäufe von Staatsanleihen in Aussicht stellte, da Draghi "das Primat der Politik in der Eurokrise stärke".
Wenn aber das “Primat der Politik” herrscht, wie kann die EZB dann überhaupt noch unabhängig sein? Sie empfängt die Befehle der EU-Regierungen, welche das „Primat der Politik“ über die Märkte, über die Prinzipien der Politik der Bundesbank und auch über die geltenden Rechtvorschriften für sich geltend machen. Schließlich lässt sich schon gar nicht mehr beziffern, wie häufig die Maastrichter Verträge und die EU-Gesetze bezüglich der Haushaltsdefizite und Schuldengrenzen schon gebrochen wurden. Dem Euro ist also ein schlimmes Ende vorgezeichnet, wie ich auch vor Kurzem in einem Interview mit King World News erklärt hatte.
In diesem Interview erwähnte ich, dass wir uns in einer Fiat-Währungsblase befänden. Die Welt benutzt Währungen, die allein durch staatliche Versprechen gedeckt sind. Aber handelt es sich dabei um eine "Bubble"?
In einer Bubble-Phase verfestigen sich gängige, jedoch der Logik und historischen Erfahrungen widersprechende Meinungen und Ansichten zu einer angesagten, allgemein akzeptierten Denkweise, die in der Öffentlichkeit solange vorherrschend bleibt, bis die Bubble, die durch diese falsche Denkweise genährt wurde, letztendlich platzt. Dieses Phänomen war bei der Internet-Bubble zu beobachten, als es beispielsweise hieß, der Unternehmensgewinn seien keineswegs entscheidend, es zähle in erster Linie der Marktanteil. Es tauchte erneut in Form der Immobilienmarkt-Bubble auf, als es hieß, die Immobilienpreise könnten gar nicht sinken, nur steigen. Und aktuell präsentiert sich dieses Phänomen in Form der Fiat-Währungsblase, wie aus diesem im Wall Street Journal erschienenen Kommentar deutlich hervorgeht: "Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, signalisierte mit bislang ungekannter Deutlichkeit, dass die EZB bereit sei, ihre Macht der Geldschöpfung zur Erhaltung des Euros einzusetzen."
Nur im Rahmen jener verkehrten Logik, die auch im Umfeld dieser Fiat-Währungsblase herrscht, kann allen Ernstes behauptet werden, dass sich der Euro durch Gelddrucken retten ließe. Gelddrucken führt immer nur zur Zerstörung einer Währung, aber nie zu ihrer Rettung.
Also ist das Schicksal des Euro besiegelt. Sollte es nicht zu einer 180-Grad-Wende im Denken und in der Regierungspolitik kommen, wird der Euro auf dem Friedhof der Fiat-Währungen landen. Auf diesen Weg begleiten ihn alle Währungen jener Länder, in denen die Politik über die freien Märkte gestellt wird - in allen Ländern, in denen Regierungen den Zentralbanken Befehle erteilen.
© James Turk
GoldMoney - der bessere Weg Gold und Silber zu kaufen.
Dieser Artikel wurde am 7. August 2012 auf www.fgmr.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.