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Währungskrieg? Inflationskrieg!

15.10.2010  |  Klaus Singer
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Steigende Assetpreise in den Emerging Markets "färben" auf die der entwickelten Industrieländer ab. Aber bis hierhin spielt sich alles noch mehr oder weniger im Finanzsektor ab. Hier wird aufgrund der steigenden Geldmenge inflationiert, aber die Realwirtschaften und damit das allgemeine Preisniveau in den USA und anderen Ländern der westlichen Hemisphäre werden nur wenig, bzw. sogar eher negativ tangiert.

Entscheidend ist an diesem Punkt, wie die Kaufkraft breiter Bevölkerungsschichten gesteigert werden kann. Man kann natürlich beschließen, die Löhne steigen ab sofort um 10%, aber so lange die Fed diesen Aufschlag nicht aus der eigenen Tasche bezahlt (so weit sind nun doch noch nicht), schickt das die Unternehmen ebenfalls ins Verderben.

Es muss ein Wohlstandseffekt her. Der Weg, diesen wie ab 2002 über die Immobilienseite zu schaffen, ist verbrannt. Ein anderer Weg wäre hingegen gangbar, nämlich der über steigende Assetpreise. Z.B. so, dass die Fed dafür sorgt, dass der einfache Bürger der "Mainstreet" per günstigem Wertpapierkredit an "Wallstreet" einkaufen kann (siehe Artikel "Die Fed und das Ei des Columbus?").

Die BoJ macht vor, was kommen könnte: Sie hat jüngst ein Kaufprogramm für Wertpapiere aufgelegt, das neben langlaufenden Staatsanleihen, kurzfristigen Schuldverschreibungen von Unternehmen und Unternehmensanleihen auch börsennotierte Investmentfonds (!) umfasst.

Die Fed selbst könnte Anfang November etwas Ähnliches verkünden ganz nach der umgedrehten Logik, dass höhere Kurse nicht mehr nur Ausdruck zunehmender wirtschaftlicher Aktivitäten sind, sondern selbst über Stimmungsparameter und verbesserte Finanzierungsbedingungen für Wachstum sorgen.

Es geht der Fed also letztlich um steigende Assetpreise, die über Umwege auf das allgemeine Preisniveau abfärben und darüber das Wirtschaftwachstum verbessern sollen.

Hinter dem Währungskrieg steckt ein Inflationierungskrieg. Angenehmer Nebeneffekt für die USA ist dabei, dass amerikanische Produkte auf dem Weltmarkt durch den durch eine solche Liquiditätsflut geschwächten Dollar konkurrenzfähiger werden. Unangenehmer Nebeneffekt einer Inflationierung ist, dass die Kurse von Festverzinslichen (auch Treasuries) belastet werden. Der Staat kann sich dann nur noch zu höheren Kosten verschulden. Aber an dieser Stelle kann die Fed direkt tätig werden, indem sie, wie zuletzt wieder, Staatsanleihen kauft. Das entstehende Risiko dürfte ihr beherrschbar vorkommen, ganz im Gegensatz zum allgemeinen Preisniveau, das sie nur sehr indirekt beeinflussen kann.

In den Gesamtzusammenhang passt übrigens auch die Bemerkung von Bernanke, dass die Fed-Käufe von TBonds zuletzt dazu beigetragen hatten, die Kreditkosten zu senken und weitere Käufe weiter in diese Richtung wirken könnten.

Die Inflationserwartungen zeigen seit Anfang September einen Anstieg. Es ist allerdings noch nicht das Niveau von März/April erreicht, was u.a. dazu führt, dass der SPX "real" (bereinigt durch Inflationserwartungen) an einem wichtigen Widerstandspegel notiert (im Gegensatz zu April, als er 50 Punkte höher stand) - siehe Chart!

Mal abgesehen davon, dass dies alles eine neue Blase ungeahnten Ausmaßes produzieren wird (mit verheerenden Konsequenzen, wenn sie platzt), bleiben einige Unwägbarkeiten. Die wichtigste ist China.

China will erreichen, dass die USA deflationiert. Eine deflationäre Entwicklung führt normalerweise zu Aufwertungsdruck auf die Währung dieses Landes, zudem werden durch tendenziell gestärkte Nachfrage nach Staatsanleihen deren Kurse gestützt. Beides hinsichtlich USA durchaus im nachvollziehbaren Interesse Chinas.

Das Vorhaben der Fed läuft also den Interessen Chinas zuwider. China müsste sich weiter in die Rolle fügen, US-Treasuries zu kaufen, um den Fall des US-Dollar, der die eigene Export-Industrie tangiert, zumindest zu bremsen. Andere Länder müssten den Aufwertungsdruck auf ihre Währungen durch Dollar-Zuflüsse ebenfalls bekämpfen, indem sie ihre eigenen Währungen verkaufen. Das Spiel der Fed funktioniert nur so lange, so lange alle diese Länder mitspielen.

Erwähnte Charts können über diesen Link eingesehen werden: www.timepatternanalysis.de


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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