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Platin und Palladium attraktiver als Gold

18.10.2010  |  Eugen Weinberg
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Ein wesentlicher Treiber war zuletzt auch die industrielle Nachfrage, die sich deutlich erholt hat. Vor allem die Automobilindustrie befindet sich in nahezu allen wichtigen Regionen wieder auf Wachstumskurs. Diese benötigt Platin und Palladium in der Herstellung von Autokatalysatoren (Platin bei Diesel-Fahrzeugen, Palladium bei Benzinern) und ist der größte Verbraucher. Ohne Einbeziehung von Recycling machen Autokatalysatoren im Falle von Platin 37% der gesamten Nachfrage aus, bei Palladium sind es sogar 52%.

Gemäß Angaben von Johnson Matthey, dem weltweit größten Platin- und Palladiumverarbeiter, beinhaltet ein Autokatalysator im Durchschnitt 4 Gramm (0,13 Feinunzen) Platin, Palladium oder Rhodium. Die Autoabsatzzahlen zeigen aktuell positive Jahresveränderungsraten und die Mitte des Jahres zu beobachtenden Abschwächungstendenzen scheinen nur vorübergehend gewesen zu sein. Die Autoverkäufe in den USA sind beispielsweise im September gegenüber Vorjahr um 28% auf knapp 954 Tsd. Einheiten gestiegen. Hochgerechnet auf das Gesamtjahr ergibt dies einen Wert von 11,7 Mio. Einheiten.

In China, dem mittlerweile größten Automarkt der Welt, wurden im August annualisiert 15,87 Mio. Fahrzeuge verkauft. Dies sind 15,9% mehr als im Vorjahr (Grafik 3). Insbesondere dort dürfte sich der Wachstumstrend fortsetzen, unter anderem deshalb, da immer mehr Menschen in die Mittelschicht aufsteigen und so der Wohlstand zunimmt. Generell dürften die höchsten Zuwachsraten in Entwicklungsländern, neben China zum Beispiel auch Brasilien, Indien und Russland, verzeichnet werden. Im Gegensatz zu Europa basieren die Automärkte in den Entwicklungsländern überwiegend auf Benzin- und nicht Diesel-Motoren. Daher sollte Palladium von diesem Trend stärker profitieren als Platin. Zudem kann technisch betrachtet das “teure“ Platin zu 25% durch das “billigere“ Palladium ersetzt werden.

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Für Platin spricht hingegen die wachsende Bedeutung der Schmucknachfrage. Während diese bei Palladium nur eine untergeordnete Rolle spielt, hat sie bei Platin im letzten Jahr mit einem Anteil von 36% an der Gesamtnachfrage fast das Niveau der Automobilindustrie erreicht. Treiber dieser Entwicklung ist China, wo sich die Schmucknachfrage 2009 im Jahresvergleich auf 1,75 Mio. Unzen mehr als verdoppelt hat. Auch die japanische Schmuckindustrie hat im letzten Jahr deutlich mehr nachgefragt als im Jahr zuvor. Der Trend dürfte sich fortsetzen.

Preisunterstützende Nachrichten könnten sowohl für Platin als auch für Palladium von der Angebotsseite kommen. Beide Märkte weisen eine sehr hohe Konzentration auf der Produzentenseite auf. Bei Platin zeichnet Südafrika mit einem Anteil von 77% verantwortlich. Die Minenunternehmen dort haben insbesondere mit einer veralteten Infrastruktur der Stromversorgung und fehlenden Investitionen in neue Kapazitäten zu kämpfen. Hinzu kommen beispielsweise die latente Gefahr von Streiks und die aktuell sehr feste südafrikanische Währung. Länger anhaltende Produktionsausfälle in Südafrika hätten daher große Auswirkungen auf das globale Angebot und dürften zu Preissteigerungen führen.

Bei Palladium liegt das Problem weniger in der Minenproduktion, sondern bei den russischen Vorräten. Russland ist mit einem Anteil von 50% der weltweit größte Palladiumproduzent, gefolgt von Südafrika mit 35% (Grafik 4). Russland besaß vor kurzem noch die mit Abstand größten oberirdischen Vorräte und hat im letzten Jahr 960 Tsd. Unzen dieser verkauft. Damit stellten die Vorratsverkäufe gemäß Angaben von Johnson Matthey die drittgrößte Angebotskomponente am Weltmarkt nach der Minenproduktion in Russland und Südafrika dar. Die genaue Höhe der russischen Lagerbestände ist jedoch nicht bekannt.

Gemäß Angaben von Norilsk Nickel, dem größten russischen Nickel- und Palladiumproduzenten, sind die staatlichen Vorräte nahezu aufgebraucht. Norilsk schätzt, dass dieses Jahr zum letzten Mal eine nennenswerte Menge davon auf dem Markt verkauft wird. Dies würde bedeuten, dass dem globalen Palladiummarkt im nächsten Jahr rund 1 Mio. Unzen Palladium fehlen werden. In den letzten Jahren wies der Markt zudem nur aufgrund der russischen Vorratsverkäufe einen Angebotsüberschuss auf. Dies dürfte sich damit spätestens im nächsten Jahr ändern. Norilsk Nickel erwartet, dass die Nachfrage das Angebot bis mindestens 2015 übersteigen wird.






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