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Der Euro bleibt, Deutschland zahlt, Gold- und Silberaktien kommen

26.08.2012  |  Manfred Gburek
Anlegern stehen extrem spannende Wochen bevor. Denn zum einen müssen Europas Politiker endlich Erfolge ihrer intensiven Verhandlungen zur Euro-Rettung nachweisen. Zum anderen wartet alle Welt darauf, was wohl Zentralbanker bei ihrem Treffen vom 30. August bis 1. September in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming austüfteln werden. Eines steht jedenfalls fest: Die Zeit ist reif für Entscheidungen, und die werden alles beeinflussen, was mit Geld zu tun hat, von der Geldpolitik der Zentralbanken über die Fiskalpolitik der führenden Wirtschaftsblöcke bis zu den Wertpapier-, Devisen-, Edelmetall- und Rohstoffmärkten.

In Sachen Q 3 (Abkürzung für das dritte Quantitative Easing = zusätzliches Anwerfen der US-Notenpresse) wird nur noch über die Modalitäten diskutiert. Der Befreiungsschlag in der Eurozone muss erst noch kommen. Das Problem hier: 17 Länder, die sich untereinander nicht einigen können, sind zu politischen Entscheidungen gezwungen, während ein Großteil der Entscheidungsgewalt sich längst auf die Europäische Zentralbank verlagert hat. Um die zu erwartende Lösung gleich vorwegzunehmen: Der Euro bleibt bestehen, egal ob mit oder ohne Griechenland. Deutschland wird den mit Abstand größten Teil der Lasten stemmen. Bräche die Eurozone auseinander, hätte das katastrophale Folgen für die ganze Weltwirtschaft. Die Geldentwertung wird fortschreiten. Anleihen haben ihre beste Zeit hinter sich, Edelmetalle und Aktien noch vor sich.

Das alles ist für Sie in der Gesamtbetrachtung sicher nicht neu. Es gibt indes einige besonders interessante neue Aspekte, aufgeschnappt in einem kleinen Kreis am vergangenen Donnerstag im Nobelhotel Frankfurter Hof. Referenten: Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, unter anderem als Sachverständiger beim Bundesverfassungsgericht zuständig für die Verfassungsbeschwerden in puncto Rettungsschirm ESM, außerdem Tobias Schmidt, Vorstandssprecher, und Axel D. Angermann, Mitglied der Geschäftsleitung von Feri EuroRating Services.

Hier einige pikante Details: Dass Griechenland die Eurozone verlässt, hält Heinemann für "vorstellbar, Europa muss sich diese Option offen halten“. Man dürfe die Krise auf keinen Fall sich selbst überlassen und damit den Märkten. Die Abwärtsspirale komme schnell in Gang, aber die Reformen greifen nur langsam. Das Bundesverfassungsgericht habe die meisten Bedenken in Bezug auf den ESM schon zur Seite geräumt. "Den Löwenanteil wird Deutschland zahlen“, kommentiert Heinemann die Lastenverteilung bei der Euro-Rettung.

Wie es dazu kommen kann, versucht er mit dem Kürzel "FIRE“ zu begründen (Fiscal Interest Rate Equalization). Damit meint er: Länder mit niedrigen Zinsen finanzieren den Zinsausgleich für Krisenländer, allerdings unter der Bedingung, dass die Zusage dafür nach einem Jahr nur verlängert wird, falls die Krisenländer Wohlverhalten zeigen. Dieses Verfahren sei finanzierbar, transparent, von den Bedingungen her glaubwürdig, die Geldpolitik bleibe außen vor, und es gäbe kein Haftungsproblem. Aber: "für kurzsichtige Haushaltspolitiker in Niedrigzins-Staaten unpopulär“.

Schmidt und Angermann spielen zwei Szenarien durch: 1. Erhalt, 2. Auseinanderbrechen der Währungsunion. Im ersten Fall seien grundlegende Reformen notwendig, unter anderem die Fiskalunion mit einem europäischen Finanzminister, der auf nationale Haushalte durchgreifen könne, ferner Transfers bei exogenen Schocks und eine gemeinsame Haftung mittels Eurobonds. Daraus ergäbe sich unter anderem eine neue Rolle für die EZB und ein Anstieg der Inflationsrate im Euroraum auf 3 bis 4 Prozent. Im Idealfall sei eine koordinierte weltweite Interessenvertretung Europas möglich.

Und was würde geschehen, wenn die Währungsunion auseinanderbricht? Die beiden Feri-Experten malen diesbezüglich geradezu den Teufel an die Wand. Hier nur eine Auswahl an Prognosen: Zusammenbruch des Interbankenmarktes, Kollaps der Exportfinanzierung ähnlich wie 2008/09, negative Effekte von Kapitalverkehrskontrollen, schwere Rezession in Europa und der übrigen Welt, Wegbrechen des gemeinsamen Marktes, drohende politische Isolation Deutschlands und dauernder Wohlstandsverlust. Zum Trost: Schmidt und Angermann beziffern die Wahrscheinlichkeit des Euro-Auseinanderbrechens mit "vielleicht 10 Prozent“.

Gehen wir also davon aus, dass die Währungsunion erhalten bleibt und dass in erster Linie Deutschland dafür zahlen muss. Dann ist doch wohl klar, dass es in diesem Fall zur Konvergenz der Zinsen, der Inflationsraten, Haushaltsdefizite, Schuldenrelationen und sonstigen volkswirtschaftlichen Daten kommen wird. Wie dann innerhalb Deutschlands die Lasten verteilt werden, ob über einen Euro-Soli, die Reichensteuer, eine Vermögensabgabe, alles zusammen oder sonst wie, bleibt den Politikern überlassen. Ob vor oder nach der Bundestagswahl in gut einem Jahr, hängt davon ab, wie lange sich die jetzt anstehenden Verhandlungen innerhalb der Eurozone und darüber hinaus zwischen der EU, der EZB und dem Internationalen Währungsfonds hinziehen.

Die Aktienmärkte nehmen die erhofften Szenarien vorweg, indem sie unter Schwankungen aufwärts tendieren. Die Edelmetallmärkte werden darüber hinaus durch die eingangs erwähnten Q 3-Erwartungen nach oben getragen. Davon kann man, wie in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder beschrieben, auf verschiedene Weise profitieren. Heute folgt dazu abschließend eine Analyse der im Index XAU enthaltenen, auch in Deutschland gehandelten 16 Gold- und Silberaktien bezüglich ihrer relativen Stärke während der vergangenen drei Monate.

Relative Stärke, das bedeutet hier konkret: Aktien, die in den vergangenen drei Monaten besser abgeschnitten haben als andere, werden nach bisheriger Erfahrung mit großer Wahrscheinlichkeit auch während der kommenden Monate vorn liegen. Warum drei Monate und kein anderer Zeitabschnitt? Weil die aktuelle Rally der Gold- und Silberaktien in dieser Zeit gestartet ist. Das heißt, professionelle Anleger favorisieren jetzt Silver Standard, Silver Wheaton und Randgold Resources, während sie Gold Fields, Harmony Gold und Buenaventura vernachlässigen. Nun zur Liste mit den Angaben zum Kursanstieg in Prozent vom Tiefstkurs der vergangenen drei Monate bis zum Freitag, 24. August, auf Euro-Basis:

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Klar zu erkennen, dass kanadische Silberaktien vorn und südafrikanische Goldaktien hinten liegen. Zu guter Letzt: Wer die Aktien in Deutschland - überwiegend in Frankfurt - kauft und später verkauft, sollte wegen der zum Teil engen Märkte am besten immer Limits setzen.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).



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