Doug Casey: Der Tag der Abrechnung ist nah (Teil 1/2)
29.08.2012 | The Gold Report
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Gäbe es eine völlig freie Marktwirtschaft, würden die Preise konstant sinken. Und das ist gut, denn wenn die Preise konstant sinken, bedeutet das auch, dass Geld wertvoller wird. Das veranlasst die Menschen, Geld zu sparen. Wenn Geld gespart wird, bedeutet das, dass sie mehr produzieren, als sie konsumieren - und das ist eine gute Sache. Die staatlich mitgestalteten Strukturen bewirken aber, dass sie Preise ständig steigen. Damit wird das Sparen unattraktiv, weil das Geld der Menschen konstant an Wert verliert, was die Aufnahme von Krediten attraktiver macht. Inflation veranlasst die Menschen dazu, nach Möglichkeit mehr zu verbrauchen als sie produzieren, was langfristig unhaltbar ist. The Gold Report: Das heißt also: Wenn der derzeitige Wert des Geldes höher ist als der zukünftige, dann wird Schuldenaufnahme attraktiver?
Doug Casey: Genau. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das ein gutes Ende nehmen könnte. Wir nähern uns der Stunde der Abrechnung.
The Gold Report: Sie sagten, die titanischen Kräfte der Inflation und der Deflation stünden sich in einer epischen Schlacht gegenüber, und das würde zu extremer Marktvolatilität führen. Wenn ich aber jetzt auf diesen Sommer zurückblicke, dann schien es doch alles ziemlich ruhig zu sein. Es macht den Eindruck, als gäbe es eine langsame Erholung. Gold ankert bei der 1.600 $-Marke. Der S&P 500 testet die 1.400 Punkte. Ist das nur eine Pause in dieser epischen Schlacht?
Doug Casey: Nichts steigt oder sinkt kerzengerade. Ich komme gerade erst von einer Autoreise zurück - es ging quer durchs Land, von Florida, hoch zur Ostküste, nach New York und dann nach Colorado. Es war eigentlich fast schockierend, dass ich so oft Probleme hatte, ein Motelzimmer zu finden - selbst in der Pampa. Die Restaurants waren voll. Die Highways waren voller Autos. Es sah viel eher nach einem Boom aus, nicht nach einer Depression. Gleichzeitig liegt die wahre Arbeitslosenquote, so wie sie noch Anfang der 1980er berechnet wurde, bei ca. 16% -18%. Die Menschen leben auf Kreditkarte. Ich glaube, in Europa ist es genauso.
The Gold Report: Allem Anschein nach hatten wir diesen Monat kaum Marktvolatilität, abgesehen von den technischen Störungen bei Knight Capital. Erwarten Sie, dass die Marktvolatilität wieder deutlich zunehmen wird?
Doug Casey: Auf der einen Seite investieren einige am Aktienmarkt, wenn sich inflationäre Tendenzen zeigen, weil sie hier wenigstens etwas bekommen, das für echte Werte steht. Hier kann man in Unternehmen investieren, die tatsächlich Dinge produzieren und die über echte Betriebsvermögen verfügen. Auf der anderen Seite ist der Aktienmarkt als solcher aus historischer Perspektive in jedem Fall überbewertet, was die Dividendenerträge, die Kurs-Buchwert-Verhältnisse und die Kurs-Gewinn-Verhältnisse angeht.
Ich interessiere mich nicht für Investitionen am allgemeinen Aktienmarkt. Ich bin sehr überzeugt, dass gerade der Rentenmarkt sehr volatil sein wird. In diesem Bereich scheint es eine echte Bubble zu geben, eine der größten Bubbles der Geschichte. Das ist zurzeit der schlimmste Ort für Kapital überhaupt. Es ist gleich dreifach bedroht - durch steigende Zinssätze, Ausfallrisiko und Währungsrisiken.
Selbst in der Mainstream-Presse liest man, dass Investoren verzweifelt nach Renditen suchen. Sie bekommen nur einen Bruchteil eines Prozents für Geld auf Bankkonten. Um also überhaupt noch Erträge zu bekommen, kaufen sie alle möglichen Formen von Anleihen, selbst die von niedriger Qualität - um dann nur eine Verzinsung von 2,3,4, oder 5% Prozent zu bekommen. Die Anleihekurse haben verrückte Stände erreicht, da die Zinssätze durch staatliche Interventionen in Richtung null gedrückt wurden, um vergeblich eine Stimulierung der Wirtschaft zu erreichen.
Der Anleihemarkt ist auch viel größer als der Aktienmarkt. Wenn die Zinssätze nun steigen, werden Anleihewerte im Umfang von vielen Billionen $ vernichtet - zusätzlich zu einer ganzen Reihe von Unternehmensbankrotten. Deswegen kann man Deflation auch nicht komplett ausschließen. Zudem könnten steigende Zinssätze den Immobilienmarkt, der eine leichte Erholung erfährt, wirklich weiter zerstören. Und natürlich wären steigende Zinssätze der Feind steigender Aktienkurse.
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© Karen Roche
The Gold Report
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Dieser Artikel wurde am 24. August 2012 auf www.theaureport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.