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Kommt jetzt QE3?

29.08.2012  |  Klaus Singer
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Per Juli hat die Fed fast 2,8 Bill. Dollar an Anleihen in ihre Bücher genommen, hauptsächlich Staats- und Hypothekenanleihen. Im August 2008, vor dem offenen Ausbruch der Finanzkrise, waren es nur 872 Mrd. Dollar. (Chart-Quelle)

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Der fünfte Grund: Staatsanleihen dienen Banken als das sicherste und damit wichtigste Asset, um ihre Handelsaktivitäten abzusichern. Die großen US-Banken, jene, die gemeinhin als "too big to fail" gelten, haben ein Volumen von 7 Bill. Dollar an diesen Papieren in ihren Büchern. Dem steht z.B. ein Volumen von 200 Bill. Dollar an Derivaten gegenüber. Ein weiteres großes QE-Programm liefe darauf hinaus, dass die Banken Sicherheiten in Gestalt von Treasuries gegen Cash tauschen. Cash haben sie aber mehr als reichlich - die Überschussreserven des US-Finanzsystems liegen bei rund 1,5 Bill. Dollar.

Nicht umsonst hatte Bernanke kürzlich gesagt: "Ich denke, es gibt eine theoretische Grenze für QE, da die Fed nur Staatsanleihen oder Hypothekenanleihen kaufen kann (…) Wenn die Fed zu viel davon besitzt, würde das dem Markt schaden." Dies gilt umso mehr, als der US-Staat bald anfangen muss, seine Verschuldung zurückzufahren.

Bei einem solch niedrigen Zinsniveau wie aktuell lässt sich mit Staatsanleihen als strategische Halteposition nicht mehr viel verdienen. Umso wichtiger sind sie als sichere "Unterlage" für das Handelsgeschäft der Banken, um Gewinne zu produzieren. Und darin sieht die Fed nach wie vor einen der wichtigsten Wege, die Banken aus der Schulden-Falle zu holen und damit die Wirtschaft vor einer Deflations-Spirale zu bewahren. Mit einer Neuauflage eines großen QE-Programms würde sie sich da selbst auf die Füsse treten.

Die alles entscheidende Frage ist: Gibt es eine nachhaltige Belebung des Wirtschaftswachstums? Dabei dürfte die Entwicklung des US-Arbeitsmarktes die wichtigste Rolle spielen. So lange von hier aus keine negativen Signale ausgehen, erscheint die Wahrscheinlichkeit eines weiteren großen QE-Programms gering.

Wenn sich dann aber eines Tages die Zeichen mehren, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession abrutscht, dürfte die Fed gezwungen sein, geldpolitische Anreize in einem solchen Umfang loszutreten, der alles vorher Dagewesene in den Schatten stellt. Denn ein durch Fiat-Geld in Gang gesetzter Boom lässt sich nur durch immer mehr Kredit und Geld, begleitet von immer tieferen Zinsen, aufrechterhalten. Und wie die “Märkte” dann reagieren werden angesichts der bisherigen, mehr oder weniger realwirtschaftlich verpufften QE-Programme, steht auf einem anderen Blatt.

Gut möglich, dass die taktische Überlegung der Fed aktuell die ist: Die "Märkte" werden zwar enttäuscht darauf reagieren, dass das kurzfristig erhoffte QE-Programm ausbleibt, gleichzeitig aber stellt die Fed eine weitere Konjunkturaufhellung in Aussicht - insbesondere gekoppelt an Hoffnungen aus wie auch immer gearteten „Interventionen“ der EZB bei PIIGS-Bonds. Eine Abmilderung der Eurokrise würde umgehend als Wegfall von die Weltkonjunktur belastenden Momenten interpretiert - und wahrscheinlich in entsprechende Kursgewinne bei Aktien umgesetzt.

Hierbei ist die zeitliche Reihenfolge von zentralen Terminen wichtig: Am 6. September wird die EZB Konkreteres zu ihren angekündigten "Interventionen" beschließen. Einige Tage danach, am 12. September, tagt das FOMC der Fed.


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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