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Erinnern Sie sich noch an LTCM?

07.11.2010  |  Klaus Singer
- Seite 2 -
Letztlich zeigt QE2 nur, dass die Instrumente der Fed und ihrer Geldpolitik hinsichtlich Realwirtschaft wirkungslos geworden sind. Das Steuer kann da wohl nur durch steigendes Vertrauen der Konsumenten und Unternehmen auf eine bessere wirtschaftliche Zukunft herum gerissen werden. Aber wo das herkommen soll, ist mir momentan schleierhaft.

Trotzdem dürfte QE2 zunächst eine weitere Expansion der Finanzmärkte stützen.

Da ist zunächst die Theorie der Portfolio-Balance, auf die Bernanke & Co setzen: Durch Fed-Käufe steigen die Bond-Preise und damit der Wert des Bond-Anteils in einem Portfolio. Um das Verhältnis zu anderen Anlagegattungen zu halten, müssen diese verstärkt gekauft werden. Dadurch steigen insbesondere die Aktienkurse, auf den daraus erhofften, die Konsumausgaben steigernden Wohlstandseffekt kann trefflich spekuliert werden.

Dass die Hoh(l)heiten der Tea-Party-Bewegung bei den Mid-Term-Wahlen zum US-Kongress hoch gespült wurden, zeigt einerseits die (berechtigte) Unzufriedenheit breiter Bevölkerungskreise mit der Politik von Obama. Das so entstehende politische Patt dürfte aber von Wall Street zunächst goutiert werden, weil "Reformen" von Obama im Banken- und Gesundheitswesen dadurch weiter verwässert werden.

Auch sonst spricht saisonal einiges für eine weitere Expansion der Finanzmärkte. So durchleben Aktien normalerweise vom Herbst bis Frühjahr ihre stärkste Zeit im Jahr.

Bernanke & Co setzen mit QE2 auch auf die Wirkung von Inflationserwartungen, also darauf, dass an irgendeinem Punkt die Wirtschaftssubjekte zu fürchten beginnen, dass Bargeld deutlich an Wert verliert, und die Liquiditätsfalle so wieder aufgeht.

Die bewusst geschürte Angst vor Geldentwertung dürfte Gold, die aus Sicht der Real-Wirtschaft unproduktivste Anlage überhaupt, noch weiter steigen lassen. Edelmetalle sind zudem aus Dollar-Sicht auch eine Absicherung gegen dessen Schwäche und natürlich kann Gold seine Rolle als Krisenmetalle weiter ausspielen. Bei all dem sollte man aber bedenken, dass Silber in eine Fahnestange zu laufen droht. Einem Absturz hier dürfte sich Gold nicht entziehen können.

Was Treasuries angeht, so lockt ein weiteres "risikoloses" Geschäft: Die Banken setzen die im Finanzsystem vorhandene Überschussliquidität von nahezu einer Bill. Dollar ein, um Bonds zu kaufen, die die Fed dann später (natürlich zu höheren Preisen) übernimmt. Die Bond-Blase wird weiter aufgeblasen, aber der liquideste aller Käufer, die Fed, steht dafür ein, dass sie nicht platzt.

Auf diese Art büßen Staatsanleihen ein stückweit ihre Indikatorfunktion als Inflationsanzeiger ein. Deren Käufer sind nicht mehr wie früher an der (sowieso mageren) Verzinsung interessiert, sondern lediglich an den kurzfristigen Kursgewinnen. Interessant in diesem Zusammenhang: Die 11-Tage-Volatilität der Rendite der 30jährigen TBonds liegt mit 1,57% deutlich über der Volatilität der TBond-Kurse (0,73%), noch krasser ist der Unterschied bei der 10jährigen Rendite (2,51%). Dieser Effekt ist schon seit längerem zu beobachten und legt nahe, dass angesichts einer recht stabilen Kursentwicklung Rendite-Gesichtspunkte eine untergeordnete Rolle spielen.

Und der Dollar? Übergeordnet ist davon auszugehen, dass die US-Währung ihre Schwäche fortsetzt, auch wenn das G20-Treffen am kommenden Wochenende kurzfristig noch stören könnte. Das zeigt dann, dass Liquidität in die Emerging Markets (und nach Europa, resp. Deutschland) fließt und bei den dortigen Assets (Aktien und Anleihen) für weitere Expansion sorgt.

Mit dem Argument "Wirtschafts-Boom in Übersee treibt Rohstoffpreise" dürften Rohstoffe ebenfalls noch weitere Stärke sehen, was zeitweise inflationäre Phantasien und reale Effekte stützt. Damit bleibt der enge inverse Zusammenhang zwischen Dollarwert und Rohstoffpreisen erhalten. In Euro gerechnet dürfte die Preissteigerung weniger deutlich ausfallen.

Also bleibt nach QE2 die Erwartung: Die Flut hebt alle Boote.

Fragt sich nur wie lange - und: Wer oder was zieht den Stöpsel?

Erwähnte Charts können über diesen Link eingesehen werden: www.timepatternanalysis.de


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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