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Doug Casey: Der Tag der Abrechnung ist nah (Teil 2/2)

31.08.2012  |  The Gold Report
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Selbst mein Arbeitsgebiet - also die Beratung, in welche Bereiche Menschen ihr Vermögen investieren sollen - hat ich immer schon ein wenig verlegen gemacht, weil ich im Grunde nichts erschaffe, ich baue keine Brücken, stelle keinen neuen Motoren her oder erfinde keine neue Technologie. Ich erzähle den Leuten nur, wie man das Geld hin und her bewegt. Hätten wir eine wirklich gesunde Wirtschaft, dann würden 90% der Leute in meinem Berufsfeld etwas anderes machen. Ein Spekulant ist im Grunde jemand, der aus politisch verursachten Verzerrungen im Bereich der Märkte Profit schlägt. Hätten wir eine gesunde Wirtschaft, würde der Staat auch nicht diese Verzerrungen verursachen, und für die Spekulanten wäre es viel schwerer.

Auf jeden Fall ist der gesamte Finanzsektor stark aufgebläht. Wenn die Tiefphase erreicht ist, wollen die Menschen kein Wort mehr vom Aktienmarkt, vom Anleihemarkt oder dem richtigen Ort für Vermögensanlagen hören. Sie wollen keine Finanz-Newsletter mehr lesen, weil ihnen schon beim Gedanken daran schlecht wird. Man wird auch nicht mehr fragen, wie es am Markt gerade läuft; man wird sich gar nicht mehr darum kümmern, ob er überhaupt noch existiert. Man wird wieder mit den ganz grundlegenden Dingen zu tun haben. Das ist die Grundlage für den nächsten Boom. Aber der liegt noch viele Jahre in der Zukunft.


The Gold Report: Sie sind zumindest immer noch in jenen Geschäftszweig, in dem Sie Investoren beim hin und her schieben von Anlagen helfen. Was würden Sie einem Anleger raten, wie er sein Vermögen in der nächsten Volatilitätsphase retten oder ausbauen könnte?

Doug Casey: Erstens hat man es als Investor sehr schwer in einem stark politisierten Umfeld. Investoren müssen nach echtem, produktivem Vermögen und beständigem Wachstum Ausschau halten. Spekulanten hingegen versuchen, vom Chaos zu profitieren, das durch eine Unzahl von destruktiven staatlichen Regulierungen und Steuern verursacht wird - und natürlich durch Inflation. Deswegen schauen wir uns an allen Märkten um, in allen Ländern. Aktuell gibt es aber nur sehr wenige Schnäppchen. Irgendwann wird zum Beispiel auch der Immobiliensektor wieder interessant werden. Aktuell noch nicht, weil der Staat überall besteuern wird.


The Gold Report: Würden Sie Dinge wie Technologie, Pharmaka und Gesundheitswesen in die Kategorie echtes Vermögen zählen?

Doug Casey: Aber auf jeden Fall. Deswegen geben wir auch einen Technologie-Newsletter heraus. Ich habe mich schon immer für Wissenschaften interessiert; Technologie interessiert mich unter intellektuellem wie auch finanziellen Gesichtspunkten. Technologie ist die wahre Triebfeder des menschlichen Fortschritts. Daran kann es keinen Zweifel geben.

Das Problem mit der Medizinbranche ist aber, dass sie verstaatlicht wird. Man muss sich bei fast allem mit der US-Bundesbehörde zur Überwachung von Nahrungs- und Arzneimitteln (FDA) auseinandersetzen. Es kostet 1 Milliarde Dollar um ein neues Medikament zu entwickeln. Neue medizinische Geräte zu entwickeln, kann fast genauso teuer sein. Wenn etwas von der FDA abgesegnet wird und es geht etwas schief, dann kann man davon ausgehen, dass man von den Anwaltschaft der Kläger vor Gericht gezogen wird. Es ist ein sehr riskantes Geschäft, was schade ist. Länger und physisch gesunder leben ist eines der wichtigsten Dinge überhaupt; die Unternehmen im Gesundheitsbereich sollten ermutigt und nicht an den Pranger gestellt werden. Es wird immer gesagt, die FDA brächte jedes Jahr mehr Menschen um als das Verteidigungsministerium normalerweise in einem Jahrzehnt. Aber der brave, staatsgläubige Amerikaner nimmt sie immer noch in Schutz.


The Gold Report: Gibt es noch andere Gebiete für echtes oder produktives Vermögen?

Doug Casey: Ich lese die ganze Zeit wissenschaftliche Magazine. Heute gibt es mehr Wissenschaftler und Ingenieure als in der gesamten Menschheitsgeschichte zusammengenommen. Mit der anhaltenden Blütezeit von Indien und China wird es in 20 Jahren hoffentlich noch mehr Wissenschaftler und Ingenieure geben - in diesen Ländern wird in der Regel sowieso mehr in Richtung Wissenschaft und Ingenieurswesen studiert und nicht Gender Studies, Politikwissenschaft und Englische Literatur, was die Studenten im Westen idiotischerweise studieren.

In welchen Bereichen sollen die arbeiten? Nanotechnologie, Mikrobiologie, Robotik - diese Bereiche werden eine Blütezeit erleben, so wie die Computer in den letzten Jahrzehnten. Das Problem beim Investieren ist nur, dass sich die Unternehmen in diesen Bereichen immer weiter spezialisieren. Investoren brauchen also zumindest ein recht solides Laienwissen, um abschätzen zu können, ob sie auf dem Holzweg sind oder nicht - und das ist nicht einfach. Der Tag hat nur 24 Stunden, und es bleibt nicht viel Zeit, um sich genug Expertise anzueignen. Und hier liegt natürlich der Wert von Magazinen und Newsletters. Die Redakteure kondensieren die Informationen für die Leser, damit diese eine intelligente Meinung eines Nicht-Experten entwickeln können.


The Gold Report: Und hier sind wieder die Menschen von Bedeutung. Man muss ein Gefühl für die Personhaben, die dort für einen Analysen erstellt. Es muss eine vertrauenswürdige Person sein.

Doug Casey: Auf jeden Fall. Und da haben Newsletter Vorteile gegenüber Magazinen. Bei einem Magazin weiß man nicht immer, was alles reinspielt, wenn ein Autor einen Artikel verfasst. Bei einem Newsletter kann man den Herausgeber kennen lernen, erfahren, wie er denkt, inwieweit er wirklich Experte ist und wie er tickt. Wenn man seiner Meinung traut, kann man auch lernen. Obwohl ich sowohl Magazine als auch Newsletter lese, sind die Newsletter für mich wertvoller.


The Gold Report: Letztendlich kann ich mir auch vorstellen, dass es sehr fruchtbar ist, wenn man diese Newsletter-Autoren auf Konferenzen persönlich trifft.

Doug Casey: Ja, da bekommt man eine bunte Mischung an Ansichten. Die Verfasser persönlich einschätzen zu können, hilft oft auch die Aussagekraft der Artikel besser einschätzen zu können. Man kann ein besseres Verständnis dafür entwickeln, ob die Ansichten der Herausgeber wirklich glaubhaft sind. Eine großartige Gelegenheit, Fragen stellen zu können.


The Gold Report: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Gespräch genommen haben.


Doug Casey, Chairman von Casey Research LLC, ist der internationale Investor in Person. Lange Zeit seines Lebens verbrachte er in bisher über 175 verschiedenen Ländern - in 12 von ihnen lebte er. Und Doug Casey ist jemand, der buchstäblich das Buch zum Kriseninvestment geschrieben hat. Genauer betrachtet sogar zweimal. Nach “The International Man: The Complete Guidebook to the World"s Last Frontiers” von 1976, brachte er 1979 "Crisis Investing: Opportunities and Profits in the Coming Great Depression" heraus. Der Nachfolger seines wegweisenden Buches, in dem er den Zusammenbruch des Saving-and-Loan-Sektors vorsagte und seine Leser, die seinen Empfehlungen folgten, mit spektakulären Gewinnen belohnte, kam dann 1993 mit "Crisis Investing for the Rest of the Nineties". Zwischendurch brach sein Buch "How to Profit from the Coming Inflationary Depression" den Rekord für den größten Vorschuss, denn es je für ein Finanzbuch gegeben hatte. Doug Casey war zu Gast bei NBC News, CNN und National Public Radio. Er war auch zu Gast bei David Letterman, Larry King, Merv Griffin, Charlie Rose, Phil Donahue, Regis Philbin und Maury Povich. Er war das Thema zahlreicher Zeitschriftenausgaben (Times, Forbes, People, US, Barron’s und Washington Post) - ganz zu schweigen von den zahllosen Artikeln, die er für seine eigenen zahlreichen Webseiten, Publikationen und Abonnenten verfasst.

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© Karen Roche
The Gold Report



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Dieser Artikel wurde am 24. August 2012 auf www.theaureport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.




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