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Interview mit John Embry: Die Würfel sind schon längst gefallen

16.11.2010  |  Redaktion
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The Gold Report: Würden Sie sagen, dass man in Griechenland im Grunde dasselbe gemacht hat?

John Embry: Ja. Aber bis jetzt lassen sich die Engländer das noch gefallen; die Griechen, Franzosen etc. fangen jetzt schon an zu rebellieren. Ich bin sehr gespannt, wie die Amerikaner auf derartige Schritte reagieren werden.


The Gold Report: Könnte, mit Blick auf die Macht des amerikanischen Konsumenten, nicht irgendetwas Drastisches in den USA passieren, ohne dass die Wirtschaft auf Grund geht?

John Embry: Nein. Da bin ich mir absolut sicher. Sollten die USA einen wirklich harten Kurs bezüglich ihrer Haushaltsdefizite fahren, so hätte das schreckliche Folgen für die Wirtschaft. Ich denke, es würde eine Depression auslösen, die die der 1930er gut dastehen lässt.


The Gold Report: Wenn Sie sagen, "die Würfel seien gefallen", spielen Sie damit auf QE als Lösungsansatz an, der eben das verhindern soll?

John Embry: Ganz sicher. Die Regierung geht den Weg des geringsten Widerstands - auf kurze Sicht. Ob ich nun glaube, dass dies auch auf lange Sicht die Lösung ist? Nein. Damit wird das Unvermeidliche nur hinausgeschoben und möglicherweise auch schlimmer gemacht. Das heißt aber nicht, dass sich die Fed auf kurze Sicht gegen QE aussprechen wird; auf jeden Fall hat sie angedeutet, dass es in diese Richtung gehen wird.


The Gold Report: Solche drakonischen Einschnitte würden die USA in einen größere Depression treiben, was aber das andere Extrem angeht– mit QE, kennen wir nicht wirklich die Auswirkungen und die Durchschlagkraft. Gibt es denn keinen Mittelweg?

John Embry: Nein. In diesem Punkt stimme ich auch mit vielen Analysten und Experten nicht überein. Ich denke, der Mittelweg ist schon vor Jahren aus Sichtweite geraten. Möglichkeiten, in nächster Zeit einen angenehmen Ausgang zu erleben, gibt es schon lange nicht mehr. Die Amerikaner können jetzt leiden oder sie treiben eher in Richtung Hyperinflation und werden später noch stärker zu leiden haben. Wählen Sie bitte Ihr Gift. Wäre ich ein Kaiser, ich würde das Leiden jetzt in Kauf nehmen.


The Gold Report: Ist es voreilig, darauf zu schließen, dass eine Inflation oder eine Hyperinflation am Ende wieder in eine Depression münden würde. Werden wir am Ende sowieso dort ankommen, ganz gleich wie?

John Embry: Ich denke, am Ende wird es auf das eine hinauslaufen. Kein Bespiel aus der Geschichte zeigt uns, dass ungehemmte Geldschöpfung Probleme überhaupt lösen kann - meistens macht es sie nur noch schlimmer. Ich bin nicht so sicher, dass es diesmal anderes laufen sollte, denn aus meiner Sicht ist die heutige Finanzstruktur wahrscheinlich noch gefährdeter, als sie es jemals gewesen ist. Ich will jetzt gar nicht mit diesen ganzen Derivaten anfangen und all jenen verschiedenen besicherten Schuldenvehikeln, Tatsache ist jedoch, dass wir noch nie zuvor mit solchen Dingen zu tun hatten. Würde man jetzt eine Deflationierung anstreben, dann würde sich das sofort bemerkbar machen, wenn aber inflationiert wird, so macht man das zukünftige Problem nur größer.

Also, ich muss hier gewissermaßen passen, ich sehen einfach keine positivere Entwicklung. Ich bin ein großer Anhänger der Österreichischen Wirtschaftsschule, und in Anbetracht einer gewaltigen, exzessiven Schuldenanhäufung im Wirtschaftssystem kann man den Konsequenzen nicht entkommen. Wir hatten die größte Schuldenanhäufung in der Geschichte, und jetzt ist die Zeit der Konsequenzen angebrochen.


The Gold Report: Ich denke, jeder wird zustimmen, dass jetzt die Zeit der Konsequenzen gekommen ist, aber die Frage ist noch, wie hart es uns treffen wird.

John Embry: Würde man zu Beginn den harten Weg eingeschlagen, müsste man durch sehr schwere Zeiten hindurch, aber wahrscheinlich hätte man diese auch schneller hinter sich und wahrscheinlich hätte man seine Währung gerettet. Wenn man jetzt den Weg der unbegrenzten quantitativen Lockerungen einschlägt - oder wie mein Freund Jim Sinclair sagt "quantitative easing to infinity " - so wird man die Währung zerstören. Es passiert Folgendes: Man entfesselt im eigenen System einen gewaltige Menge Inflation, und in dieser Situation verlieren die Menschen jede Steuerungs- und Orientierungsmöglichkeit. Man kann sich an nichts mehr festhalten, wenn der Wert des eigenen Geldes zerstört wird. Ich mache mir Sorgen, dass es zu sozialen Unruhen kommt, aber am Ende muss man das System reinigen - so oder so.




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