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Am Dollar hängt es

21.11.2010  |  Klaus Singer
- Seite 2 -
Von der Seite der Makrodaten kommen gemischte Signale. In den USA ist der CPI (Verbraucherpreise) im Oktober um 0,2% gestiegen. Die Jahressteigerung ist die geringste seit Beginn der Aufzeichnungen (1957). Die US-Erzeugerpreise (PPI) sind im Okt um unerwartet geringe 0,4% gestiegen. Die Kernrate ist sogar um 0,6% gefallen. Damit bleibt das "ungesunde" Bild weiter bestehen, das ein relativ stärker als der CPI steigender PPI liefert (siehe Chart!).

Eine solch geringe Inflation sendet natürlich im Rahmen hoher Verschuldung besonders ungünstige Signale, die allerdings in einem Umfeld, wo man auf massiven Liquiditätsfluss setzt, momentan keine große Bedeutung haben oder im Sinne von "QE kann gar nicht groß genug sein" sogar eher positiv genommen werden.

Der Umsatz im US-Einzelhandel ist im Oktober um 1,2% gestiegen. Damit setzt sich die Aufwärtsbewegung fort, die zwischen April und Juni pausierte (siehe Chart!).

Der US-Produktionsindex zeigt seit Aug einen flachen Verlauf. Das ist kein günstiges Zeichen für konjunkturelle Dynamik. Allerdings ist es noch zu früh, um die statistische Flinte ins Korn zu werfen - die Auswertung sieht den kfr Trend weiter aufwärts gerichtet. Auch übergeordnet stehen die
Zeichen hier noch auf Expansion (siehe Chart!).

Die Inflationserwartungen liegen aktuell etwas höher als zwischen Februar und April. Die leichte Steigerung und der Kursrückgang bei Aktien verschafft dem um die Inflationserwartungen bereinigten S&P 500 wieder etwas Luft unter einer (grünen) Begrenzungslinie, die seit mehreren Jahren nicht aufgehebelt werden konnte (siehe Chart!). Bereinigt notiert er auf einem Niveau wie Ende August. Zuletzt waren die Inflationserwartungen durch steigende Zinsen nach oben getrieben worden. Allerdings erscheint es mehr als fraglich, ob der Abverkauf bei TBonds noch weiter geht. Dadurch reduziert sich besagte "Luft" wieder.

Saisonal ist die Zeit für Aktien-bullische Positionen günstig (Weihnachtsgeschäft). Andererseits gibt es eine Reihe von Querschlägern (China, Euro-Schuldenkrise und, ja, günstige Makrodaten). Die technische Situation ist bei Aktien durchweg überkauft. Eine Korrektur bis zu 38% des Anstiegs seit Anfang Sep wäre im bullischen Sinne sehr "gesund", erscheint mir aber aktuell weniger wahrscheinlich. Eher wird versucht, bei volatiler Seitwärtsbewegung die technische Überkauftheit zu reduzieren.

Entscheidend: Das Hoch des S&P 500 aus April lag bei ~1220. Das "lange" 38er Retracement liegt bei 1228, dort, wo der Index vor einigen Tagen gescheitert war (siehe Chart!). Beobachter sehen die Möglichkeit der Herausbildung eines Doppel-Topps in diesem Bereich, was (sehr) bärische Implikationen mit sich brächte.

Zwischenzeitlich zeigt der DAX enorme relative Stärke. Vermutlich profitiert er auch von Zuflüssen aus dem Dollar-Raum. Nach besonderer Besorgnis hinsichtlich Euro-Schulden-Krise sieht das nicht aus.

Der Dollar-Wert ist jetzt besonders kritisch, weil er anzeigt, was mit der Liquidität geschieht. Sticht sie wieder in See (der Dollar wird schwach), wäre das ein bullisches Intermarket-Zeichen.

Dass sich das luftige Kursniveau bei Aktien seit einem Jahr weit von der fundamentalen Lage entfernt hat, steht auf einem anderen Blatt. Eine Annäherung kann auf zwei Arten erfolgen - die Makrolage verbessert sich sehr deutlich, oder die Kurse kommen herunter. QE2 ist im Kern ein verheerendes Signal hinsichtlich der makroökonomischen Rahmenbedingungen und gleichzeitig ein untaugliches Mittel, um einen realwirtschaftlichen Turn-around herbeizuführen. Im Gegenteil - die damit geförderte Blase bei Assets wird eines Tages platzen und damit ist die zweite Möglichkeit die wahrscheinlichere.

Erwähnte Charts können über diesen Link eingesehen werden: www.timepatternanalysis.de


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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