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Die Chancen der Edelmetalle ausreizen

23.09.2012  |  Manfred Gburek
In letzter Zeit nehmen die Prognosen zum Goldpreis wieder zu. Kein Wunder, nachdem er schubweise in die Höhe geschossen ist, zuletzt wieder am Freitag. Wer von den Prognostikern bereits den Guru-Status erreicht hat, belässt es in der Regel ohne nähere Begründung nur bei einem einfachen Preisziel, also beispielsweise 1900 oder 2400 oder 5000 Dollar. Diese drei Alternativen waren in den vergangenen Wochen oft zu hören und zu lesen. Wer dagegen Charts interpretiert, argumentiert etwa so: Falls der Widerstand bei 1800 Dollar nachhaltig überwunden wird, hat der Goldpreis bis zum vorjährigen Hoch oberhalb von 1900 Dollar Luft nach oben, es sei denn, er macht noch einen Rücksetzer bis zur Widerstandslinie, was dann Anlass wäre, die weitere Entwicklung abzuwarten.

Gurus und Chartisten bedienen mit ihren Prognosen die große Heerschar von Anlegern, die es sich einfach machen wollen, indem sie lieber der Verlockung blanker Zahlen oder nichtssagender Wenn-dann-Thesen erliegen, als selbst nachzudenken. Würden solche Anleger etwas mehr ihren eigenen Verstand einsetzen, kämen sie zwangsläufig zum Ergebnis, dass die zukünftige Entwicklung des Goldpreises sich nicht mal eben an einer einzigen Zahl festmachen oder aus Preisausschlägen ableiten lässt. Ebenso sind ja auch Kursziele für Aktien und erst recht für Indizes wie den Dax oder den Dow Jones unsinnig.

Lassen wir uns nichts vormachen, die US-Notenbank Fed, die Europäische Zentralbank EZB und nun auch die japanische Notenbank BoJ versorgen die Finanzmärkte mit so viel Geld wie noch nie. Ihre Präsidenten, deren wissenschaftliche Zuarbeiter und viele neunmalkluge Professoren wissen nicht, wie dieses Experiment ausgehen wird, und daraus soll sich ein Preisziel für Gold ableiten lassen? Nie und nimmer. In der Vergangenheit gab es zwar schon reichlich Geldschwemmen, Inflationen, Deflationen, Auf- und Abwertungen, Währungskrisen und Geldwertmanipulationen durch einzelne Staaten, aber noch nie in so einem Umfang wie heute und noch nie in einer derart globalen Dimension.

Eines kann man indes mit Sicherheit behaupten: Das viele Geld, das vor allem einen Kollaps der internationalen Wirtschaft sowie den weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit in Ländern wie USA, Frankreich, Spanien und anderen verhindern soll, erfüllt diese Aufgabe längst noch nicht. Stattdessen ergießt es sich unberechenbar über die Wertpapier-, Immobilien-, Devisen-, Edelmetall- und Rohstoffmärkte, mal hier, mal da, mal überall. Davon profitieren zurzeit besonders stark Silber, Gold und Aktien, speziell in Deutschland auch Wohnimmobilien.

Früher war alles so einfach: Drohte eine Rezession, öffnete die Fed in den USA oder die Bundesbank in Deutschland die Geldschleusen gerade so viel, dass für Unternehmen einschließlich der Banken ein Anreiz bestand, den nächsten Aufschwung wenigstens in Gedanken vorwegzunehmen. Wie es damals hieß: Die Pferde wurden zur Tränke gebracht, doch saufen mussten sie selbst. Und sie soffen. Wie es damals ebenfalls hieß: Das Geld machte sich zunächst an der Börse breit und erzeugte eine Liquiditätshausse. Sobald die Pferde soffen, begann die fundamentale Hausse, kräftig angetrieben durch die Banken, die - nachdem sie die Aktienkurse schon ein Stück nach oben bewegt hatten - nahtlos ihrer Rolle als Kreditgeber und damit als Konjunkturmotor gerecht wurden.

Jetzt haben wir auch eine Liquiditätshausse, und was für eine! Aber die Banken werden ihrer Rolle als Financiers nur noch bedingt gerecht. Den einen fehlt das dafür notwendige Eigenkapital, andere trauen sich nicht, wiederum andere leiden unter hohen Abschreibungen auf ihre früher leichtsinnig vergebenen Kredite oder werden zu Opfern eigener Fehlspekulationen. Alles in allem also nicht gerade ein idealer Nährboden für den nächsten Superaufschwung der Realwirtschaft. Da die Notenbanken aber nun mal viel Geld in Umlauf gebracht haben und weiter bringen, profitieren davon reale Werte, wie Gold, Silber, Aktien, Immobilien und einige mehr.

An dieser Stelle müssen wir eine Trennlinie zwischen der Realwirtschaft und realen Werten ziehen: Realwirtschaft bedeutet: Das viele Geld kommt, wenn es dorthin gelangt, den Unternehmen zugute, die dafür zum Beispiel Maschinen kaufen, mehr produzieren, neue Arbeitsplätze schaffen, forschen, entwickeln und den volkswirtschaftlichen Kreislauf sonst wie in Schwung halten. Dagegen sind reale Werte, etwa in Gestalt der beiden Edelmetalle, ein Schutz vor der Entwertung des sogenannten Papiergeldes bzw. der Währungen, die das Papiergeld repräsentieren. Das heißt, je mehr dieses in Umlauf kommt, desto weniger wird es im Vergleich zu den Edelmetallen wert - eine leicht nachvollziehbare Rechnung. Aber auch im Vergleich zu anderen realen Werten und denen, die als solche gelten, wie zu den bereits erwähnten Aktien und Immobilien, außerdem zu Rohstoffen, Kunstwerken, Antiquitäten, Oldtimern u.a.

Die realen Werte stehen in einer gewissen Konkurrenz zueinander. So ist durchaus vorstellbar, dass ein Goldfan sein Geld zusätzlich in Aktien und Immobilien investiert, ein Antiquitätensammler auch in seltene Münzen und kostbare Stiche. Kann eine solche Konkurrenz beispielsweise dazu führen, dass Gold und Silber von einem bestimmten Preisniveau an uninteressant werden, weil Anleger sie dann für überteuert halten und deshalb als nächstliegende Alternative lieber Aktien oder Immobilien kaufen? Das ist theoretisch denkbar. Es stellt sich indes die Frage, wie hoch das Preisniveau sein muss, damit so etwas überhaupt geschieht, und wie attraktiv zum Einsteigen in so einem Fall die Aktienkurse und Immobilienpreise sind.

Wie es aktuell und im Hinblick auf die nächste Zukunft aussieht, sind unter den hier diskutierten realen Werten die Favoriten der Anleger aus internationaler Sicht: erstens Silber, zweitens Gold, drittens Aktien, viertens deutsche Wohnimmobilien(aktien), die inzwischen ja auch bei ausländischen Investoren begehrt sind. Der eine oder andere Favoritenwechsel ist zwar temporär möglich, aber erst einmal unwahrscheinlich.

Apropos Dauer: Wie lange die Edelmetallhausse anhalten wird, lässt sich ebenso wenig beantworten wie die Frage nach Preiszielen. Eines steht allerdings fest: Bis auf Weiteres geht es im Trend mit Unterbrechungen weiter aufwärts. Alle eingangs erwähnten Preisziele - und noch viel mehr - sind möglich. Erst wenn die Notenbanken, dann wohl in einer international abgestimmten Aktion, die Geldschleusen zu schließen beginnen, ist eine Trendumkehr zu erwarten. Deshalb der dringende Rat: Achten Sie in den kommenden Monaten unbedingt auf alle Signale, die von Fed, EZB, BoJ und anderen Notenbanken ausgehen, auch auf alle Zwischentöne. So können Sie die Chancen, die Ihnen die Edelmetalle bieten, am besten ausreizen.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).



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