Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Große Währungsreserven werden zur Falle

04.12.2010  |  Mike Hewitt
Chinas geldpolitische Entscheidungsträger in der Chinesischen Volksbank (People’s Bank of China, PBC) sind sich sehr wohl der "Dollarfalle" bewusst. Ihre gewaltigen Devisenreserven in Höhe von 2,65 Billionen US $ sind die größten der Welt. Mindestens ein Drittel davon liegt in Form staatlicher US-Wertpapiere vor, wie man im Chat unten sehen kann.

Open in new window


Sollte sich die PBC entscheiden, ihre US-Dollar-Position auf die Schnelle aufzulösen, so würde das eine "Massenabwertung" nach sich ziehen - Ähnliches passierte schon einmal 1930, als die Banque de France damals die Hälfte der weltweiten Devisenreserven hielt.

Chinesische Funktionäre haben schon eine Reihe zögerlicher Diversifizierungsversuche gestartet, um die Dollargewichtung zurückzufahren.

Sie haben:
  • gefordert, dass der US-Dollar durch eine "überstaatliche Reservewährung" ersetzt wird, die sich aus einem Korb verschiedener Nationalwährungen zusammensetzt.

  • die Goldreserven der PBC auf 1054 Tonnen aufgestockt, wodurch sie zum siebentgrößten Einzelhalter von physischem Gold aufstiegen.

  • in ihren Bekanntmachungen durchblicken lassen, dass sie ihre Strategie, Gold von einheimischen Produzenten aufzukaufen, auch in Zukunft fortführen wollen, und sie haben auch die Möglichkeit von Goldkäufen am offenen Markt nicht ausgeschlossen.

  • die Bürger Chinas angeregt, Gold und Silber zu kaufen.

  • seit Juli 2009 damit aufgehört, ihr Engagement bei staatlichen US-Wertpapieren auszuweiten (siehe Chart oben).

  • auslaufende US-Wertpapiere mit langen Laufzeiten durch Kurzläufer ersetzt.

  • sechs bilaterale Währungsswap-Vereinbahrungen im Wert von 650 Milliarden Yuan getroffen.

Devisenreserven wurden ursprünglich als Problemlösung vorgeschlagen, da man meinte, die Goldmengen seien nicht ausreichend, um den Welthandel reibungslos aufrechtzuerhalten. Der US-Dollar ist die bevorzugte Währung der Welt, was historische wie auch praktische Gründe hat. Sie war die letzte Währung, die auch nach dem Bretton-Woods-Abkommen von 1944 weiter beim Goldstandard blieb, und der Großteil der internationalen Transaktionen wird nach wie vor in US-Dollar durchgeführt.

Seit Mitte der 1970er Jahre haben die Vereinigten Staaten ihre Dollars für Güter exportiert und Jahr für Jahr, und das fast schon seit vier Jahrzehnten, eine negative Zahlungsbilanz eingefahren. Unter dem klassischen Goldmünzstandard (vor 1914) hätte eine negative Handelsbilanz zur Entleerung der nationalen Goldbestände geführt. In Folge dessen wurde das im Land verfügbare Gold knapp, sein Wert stieg, was zu sinkenden Preisen führte. Auf diesem Weg hätten es die US-Bürger vielleicht als ganz reizvoll empfunden, die exportierten Gütermengen zu erhöhen, um im Gegenzug dafür Gold zu bekommen, dessen Kaufkraft ja stieg. Da der US-Dollar jedoch eine Fiat-Währung ist, die durch staatlichen Erlass zum gesetzlichen Zahlungsmittel erhoben wurde, kann nun die US Federal Reserve ganz einfach mehr Währung drucken - die Ungleichgewichte dürfen somit weiter bestehen.

Jeder Wirtschaftsboom, der aus einem expandierenden Geldangebot heraus geboren wurde, funktioniert und entwickelt sich auf diese Weise, solange, bis es zu einem unvermeidlichen Vertrauenseinbruch kommt und die Öffentlichkeit hastig nach Werten sucht. Als die Bank of England in den 1930ern ihre Verpflichtung widerrief, das Pfund Sterling in Gold zu einzutauschen, brach der Wert der britischen Währung heftig ein, und diejenigen, die noch auf Pfund Sterling lautende Anlagen besaßen, erlitten große Verluste.

In den 1970ern, als die Vereinigten Staaten die Konvertierbarkeit des Dollars in Gold zu einem Kurs von 35 $/ oz aussetzten, trug die Öffentlichkeit die Kosten dieses Ausfalls in Form schnell steigender Preise für Güter und Dienstleistungen, was bis in die 1980er anhielt.

Devisenreserven, die oft als stabilisierender Faktor angepriesen werden, sind an sich betrachtet ein destabilisierende Kraft. Große Anhäufungen von Fremdwährung werden für den Halter zur Last, da er diese Bestände nicht schnell auflösen kann, ohne damit den Wert dieser Währung zu drücken und einen Kapitalverlust herbeizuführen, den der Halter ja vermeiden will.

Um große Devisenbestände zu akkumulieren, braucht es stetige Exportüberschüsse gegenüber jenem Land, das die Reservewährung ausgibt. Für die Bürger jenes Landes, in dem diese Produkte produziert und anschließend exportiert werden, bringt das einen niedrigeren Lebensstandard, denn sie genießen nicht die Früchte ihrer eigenen Arbeit. Das muss nicht unbedingt zu einem größeren Problem werden, wenn nur das im Austausch gegen diese Güter erhaltene Geld einen echten Wert repräsentiert, mit dem man zu einem späteren Zeitpunkt wiederum andere Güter einkaufen könnte. Doch in der heutigen Welt der Fiat-Währungen, in der Papier in unbegrenzten Mengen gedruckt werden kann, gestaltet sich eine Handelsanalyse etwas verworrener und komplexer.

Die Halter der Devisenreserven müssen ab einem bestimmten Punkt agieren, um die in der akkumulierten Währung angesparte Kaufkraft umzusetzen, solange ihr noch eine Kaufkraft zuzurechnen ist.

Ansonsten werden sie am Ende mit nichts weiter als wertlosen, farbig bedruckten Papierscheinen dastehen.


© Mike Hewitt
www.DollarDaze.org



Der Artikel wurde am 03.11.2009 auf www.dollardaze.org veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"