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Interview mit Jim Rogers

09.08.2005  |  Redaktion
Jim Rogers hat, - falls Sie es nicht wissen - den Anlegern zu vierzigfachen Gewinnen innerhalb eines Jahrzehnts verholfen - und sich dann zur Ruhe gesetzt. Noch erstaunlicher ist, dass dieses Jahrzehnt in den Siebzigern lag, als sich bei Aktien eigentlich gar nichts tat. Ich habe Jim das erste Mal bei einem sehr offiziellen Dinner in New Orleans Mitte der Neunziger getroffen. Wir saßen den ganzen Abend nebeneinander und tauschten Anlagegeschichten aus, wenn auch meine mit seinen kaum mithalten konnten ... Er ist der Autor der Bestseller "The Investment Biker" und "Adventure Capitalist". Jim Rogers hat mit Sicherheit mehr Meilen in Sachen Investments zu verbuchen, als irgendjemand sonst. Ich habe Jim Anfang des Monats in Shanghai angerufen, wo er Apartments einkaufte. Beginnend mit den letzten Neuigkeiten aus China, werde ich Jims Gedanken über China im ersten Teil des Interviews abdecken ...


Sjuggerud: Lassen Sie uns über China reden. Sie sind momentan in Shanghai. Denken Sie darüber nach, aus New York wegzuziehen?

Jim Roger: Nun, das ist einer der Gründe, warum ich hier bin, weil ich darüber nachdenke, in eine Stadt zu ziehen, in der chinesisch gesprochen wird, und Shanghai ist ganz oben auf meiner Liste - zumindest im Moment. Unser Kind wächst zweisprachig auf. Wir haben ein kleines Mädchen von 25 Monaten, und sie spricht zwei Sprachen. Sie hatte von Anfang an ein chinesisches Kindermädchen, und die hatte die Aufgabe, nur Mandarin mit dem Kind zu sprechen. Sie ist also wirklich zweisprachig, im Alter von 25 Monaten, und wir tun was wir können, sie darin zu ermutigen und das weiter zu entwickeln. Es bringt überhaupt nichts, mit 25 Monaten zweisprachig zu sein, und dann damit aufzuhören; bis man 25 ist, wird man alles vergessen haben. Vielleicht auch schon mit zwölf. Im Moment passieren in China und in den Regionen, in denen chinesisch gesprochen wird, viele aufregende Dinge. Und selbst wenn ich bei meiner Tochter falsch lag - als ich sie chinesisch lernen ließ, und selbst wenn China sich nicht zum nächsten wichtigsten Land der Welt entwickelt, gibt es immer noch eine Milliarde und mehr Leute auf der Welt, die chinesisch sprechen, es ist also nicht absolut umsonst. Es ist ja nicht so, dass ich sie Dänisch lernen ließe, oder so was in der Art. Es gibt sieben Millionen Leute, die dänisch sprechen, und anderthalb Milliarden, die chinesisch sprechen.


Sjuggerud:Sie sprechen in Ihrem Buch über die Wichtigkeit, die chinesische Währung gegenüber den anderen Währungen im Fluss zu halten, anstatt sie an den Dollar anzubinden, so wie es jetzt der Fall ist.

Jim Roger: Die Chinesen bewegen sich immer mehr in Richtung einer Änderung. Sie lassen jetzt schon zu, dass chinesische Firmen im Ausland investieren. Chinesische Touristen kriegen heute leichter ihre Pässe ... Und wenn sie verreisten dürfen sie - glaube ich - bis zu 6000 Dollar mitnehmen. Man wird also viele Reisen aus China erleben. Damit bewegt sich China mit kleinen Schritten in Richtung einer konvertierbaren Währung. Bis 2007 wird es dazu gekommen sein, aufgrund der Bedingungen des Welthandelsvertrags, den sie haben - wie Sie wissen, sind sie der Welthandelsorganisation beigetreten. Und 2008 findet dort die Olympiade statt. Also mit Sicherheit wird China 2008 nicht mehr mit einer nicht-konvertierbaren Währung dasitzen. Und die Konsequenzen? Wer weiß? Ich bin mir sicher, dass es zu Konsequenzen kommen wird, mit denen niemand gerechnet hat. Die gibt es immer dann, wenn mit dem Ereignis selbst sehr stark gerechnet wird.


Sjuggerud: Würden Sie zu diesem Zeitpunkt auf einen möglichen Anstieg des Yuan spekulieren? Einige Leute erwarten, dass er in die Höhe schießen wird, wenn er erst einmal vom Dollar losgebunden ist.

Jim Roger: Ich weiß, dass Hunderte von Milliarden Dollar nach China geschafft wurden, um einen Anstieg des Yuan auszunutzen. Ob er schlagartig steigt oder nicht, interessiert mich nicht. Ich selbst werde mehr davon kaufen. Weil der Yuan auf lange Sicht eine gute Währung sein wird, eine großartige Währung. Nur die Konsequenzen davon - ich wiederhole, da sind Hunderte von Milliarden Dollar aus Spekulationen auf dem Yuan - und das macht mir Sorgen. Ich weiß also, dass es einige Überraschungen geben wird. Ich wünschte einfach nur, ich wäre clever genug, genau zu wissen, welche Konsequenzen es geben wird und wann sie eintreten. Aber ich gehöre nicht zu den Leuten, die im Moment ihr ganzes Geld nach China pumpen, um auf den Yuan zu spekulieren, das steht fest.


Sjuggerud: Wird China, wie Sie in ihrem Buch schreiben, eine harte Landung erleben?

Jim Roger: Ja, ich weiß nicht mehr genau, was ich geschrieben habe ... Aber die Immobilien sind der Bereich, wo es die meisten Spekulationen gegeben hat, und dort erwarte ich auch das Zentrum der harten Landung, wenn Sie so wollen. Es wird sich auch von hieraus ausbreiten, sicher, und es wird noch andere Leute geben, die darunter zu leiden haben. Das ist meine Sicht der Dinge. Ich meine damit, dass einige Teile der chinesischen Wirtschaft niemals erfahren werden, dass es in Shanghai eine solche harte Landung gegeben hat, oder dass ein Haufen Immobilienbroker in Peking Konkurs anmelden musste. Die Leute, die irgendwo da draußen Kohle fördern oder Kraftwerke aufbauen, werden nicht die geringste Ahnung haben, dass es auch in anderen Teilen der chinesischen Wirtschaft zu solchen harten Landungen gekommen ist. Ich meine also, dass es bestimmt bei den Immobilien anfangen wird, und dann auf weitere Teile der Wirtschaft übergreifen wird ... Aber manche Teile werden davon unberührt bleiben.


Sjuggerud: Sollte es dazu kommen, erwarten sie eine größere Konsolidierung bei den Rohstoffen?

Jim Roger: Ja, das tue ich. Irgend etwas wird Konsolidierungen bei den Rohstoffen zur Folge haben. Es gab sie bei allen Bullenmärkten im Laufe der Geschichte, ganz unabhängig von der Art der betroffenen Vermögenswerte. Auch hier wünschte ich, dass ich clever genug wäre genau zu wissen, was vor sich geht, was sie auslöst und wann sie sich ereignen, aber ich bin es nicht. Es ist ziemlich klar, dass wenn wir plötzlich Schlagzeilen lesen, dass es in China zu irgendeiner Art von Durcheinander gekommen ist, dass die Rohstoffe dann eine Korrektur erfahren haben oder erfahren werden. Aber das wäre nur eine Gelegenheit Rohstoffe zu KAUFEN.


Sjuggerud: Sie meinen also, dass ein Konjunkturrückgang oder ein Zusammenbruch in China gute Kaufgelegenheiten in China und in Rohstoffe bedeutet?

Jim Roger: Was die Rohstoffe anbelangt, ja ... ganz besonders, was die Rohstoffe betrifft, aber auch was China betrifft. Aber auch hier wünschte ich, ich wäre schlau genug ... wenn es plötzlich in Europa zu einer Epidemie der Vogelgrippe käme, dann würden die Ökonomien rund um den Globus zurückgehen, die Leute werden besorgt sein und die Rohstoffe werden für eine ganze Zeit zurückgehen. Wenn Fannie Mae Pleite macht, werden die Leute sich Sorgen machen. Oder wenn China einen Krieg mit Taiwan anfängt. Irgendetwas wird zu Konsolidierungen führen, aber sie sollten Rohstoffe kaufen, nicht verkaufen.


© Steve Sjuggerud
Quelle: Auszug aus dem kostenlosen Newsletters "Trader's Daily"







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