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Transparenz

27.09.2012  |  Theodore Butler
- Seite 2 -
Meine Anschuldigungen bezüglich des Silbersektors sind unglaublich spezifisch. Ich glaube, dass die Bank JP Morgan, aufgrund ihrer massiv konzentrierten Short-Position im Markt für COMEX-Silber-Futures, den Silberpreis manipulativ auf niedrigere Stände drückt. Würde JP Morgans konzentrierte Short-Position nicht existieren, läge der Silberpreis deutlich höher. Es kommt nicht darauf an, ob die Bank Absicherungsgeschäfte betreibt oder sich als Marktmacher engagiert; allein die Existenz einer solch beispiellos großen und konzentrierten Short-Position ist Beweis für Marktmanipulation. Das ist einer der Eckpfeiler der gesetzlichen Bestimmungen für den Rohstoffsektor und auch der Grund, warum die CFTC die Daten über die Marktkonzentration genau analysiert.

Aus einem bestimmten Grund behandelt die Kommission den Silbermarkt aber anders als andere Rohstoffmärkte. Sie ignoriert nicht nur die konzentrierte Short-Position, auch die Auswirkungen dieser Konzentration auf den Marktkurs kehrt sie unter den Teppich. Am Silbermarkt kam es (neben anderen großen und unwirtschaftlichen Selloffs) im Jahr 2011 zu zwei hervorstechenden Preiseinbrüchen, bei denen die Kurse innerhalb weniger Tage um 30% bzw. 35% fielen. Die Kommission äußerte sich mit keinem Wort zu diesen schweren Kurseinbrüchen - den ausgeprägtesten Kurseinbrüchen in der modernen Geschichte der Rohstoffmärkte. Als der Rohölkurs allerdings um 4% einbrach, versprach Kommissarin O'Malia, dass die Kommission sofort Untersuchungen anstellen werde. Bei einem Preisverfall von 4% am Rohölmarkt kommt noch am gleichen Tag eine Reaktion; ein 35%iger Preiseinbruch am Silbermarkt ist nicht einmal eines Kommentars würdig! So viel Diskriminierung kann in einer Gesellschaft oder auch im Zuständigkeitsbereich der Marktaufsichtsbehörden nicht toleriert werden.

Meine Anschuldigungen bezüglich der manipulativen Aktivitäten JP Morgans im Silbersektor waren nicht nur spezifisch, sie waren zudem unverändert, konsequent und fortlaufend. Anstatt direkt auf öffentliche Beschwerden über JP Morgans konzentrierte Short-Position zu reagieren, entschied sich die Kommission, um mehr Zeit zu schinden, vor vier Jahren für eine formelle Untersuchung des Silbersektors. Nach vier Jahren existiert das Problem nach wie vor, weil die konzentrierte Short-Position JP Morgans nach wie vor existiert. In den entscheidenden Positionen möchte keiner die Probleme rund um die Konzentration auf der Short-Seite des Silbermarktes transparenter gestalten - nicht die CFTC, nicht die CME Group und auch nicht JP Morgan. Transparenz ist im Prinzip gut und schön - aber nicht so sehr beim Silber.

Ich bitte Sie, den folgenden Brief so zu lesen, als wären sie Vorstandsmitglied bei JP Morgan. Diese Menschen tragen Verantwortung und sie haben den Auftrag, ihre Bank zu führen, zu schützen und Sorge dafür zu tragen, dass das Unternehmen auf Grundlage ethischer Prinzipien und im Rahmen der Gesetze funktioniert. Wie würden Sie als Vorstandsmitglied auf Anschuldigungen reagieren, dass die eigene Bank den Silberpreis nach unten manipuliert? Und was ist mit der Rufschädigung? Würden Sie diese Anschuldigungen einfach ignorieren? Vorab: Hier finden Sie eine Liste der Vorstandsmitglieder und nach wenigen Klicks auch den Verhaltenskodex von JP Morgan. Versuchen Sie zudem, die so häufig geäußerten Worte des Chefs von JP Morgan (Jamie Dimon) - richtiges Handeln sei sein oberstes Interesse und das seiner Bank - in diesen Kontext einzuordnen. Zeigt sich in der Manipulation des Silberpreises richtiges Handeln?

30.August 2012
JPMorgan Chase & Co.
Zu Händen von Mr. Lee R. Raymond
Office of the Secretary
270 Park Avenue, 38th Floor
NY, NY 10017

Sehr geehrter Mr. Raymond,

Ich schreibe Ihnen und den anderen Vorstandsmitgliedern, um Sie deutlich auf meine Anschuldigungen aufmerksam zu machen, dass JP Morgan nach wie vor am Silbermarkt manipulativ tätig ist. Seit der Übernahme Bear Stearns im Jahr 2008 hält JPM eine außergewöhnlich große konzentrierte Netto-Short-Position am COMEX-Markt für Silber-Futures, dessen Eigentümer die CME Group ist. JP Morgans konzentrierte Position ist so groß, dass sie den Markt dominiert und den Silberkurs allein schon durch ihre Existenz manipulativ beeinflusst. Die Marktposition des Unternehmens ist so dominant, dass das Unternehmen in den letzten Wochen sogar als der einzige rechenschaftspflichtige Leerverkäufer unter den Commercials auftrat. Es ist ausgeschlossen, dass eine solche Marktaktivität keinen manipulativen Effekt auf den Markt hat.

Ich selbst bin Silberanalyst, der nun schon seit vier Jahren in öffentlichen wie privaten Beiträgen ausgiebig über JP Morgans Rolle in der Manipulation des Silbermarktes geschrieben hat. Ich habe ihrem Vorstandchef, Mr. Jamie Dimon, mehr als 300 Artikel geschickt, in welchen ich die Rolle JP Morgans in der Silbermanipulation dargelegt habe. Weder von Mr. Dimon noch dem Unternehmen habe ich jemals eine Antwort erhalten. Nachdem im August 2008 bekannt wurde, dass eine US-Bank eine konzentrierte Short-Position hielt, eröffnete die Bundesaufsichtsbehörde für die Rohstoffmärkte, die US Commodity Futures Trading Commission, eine formelle Untersuchung des Silbersektors, die möglicherweise bald schon zu ihrem Abschluss kommt. Wie Sie zudem wissen dürften, wurde JP Morgan in einer Sammelklage erwähnt, in der das Unternehmen der Manipulation des Silbermarktes beschuldigt wurde. Der öffentliche Konsens, dass JP Morgan den Silberpreis manipuliert, ist inzwischen schon so verbreitet, dass eine Google-Suche nach "JP Morgan silver manipulation" ganze 800.000 Ergebnisse erbringt.

Ich hatte nie und habe nicht die Ansicht, JP Morgan zu schaden. Mein Ziel ist die Beendigung der langjährigen Manipulation des Silberpreises, die schon lange vor der Übernahme der konzentrierten Short-Position Bear Stearns durch JP Morgan begonnen hatte. Mir erscheint es nicht richtig, weiterhin Anschuldigungen gegen JP Morgan wegen einer Beteiligung an der Manipulation des Silbermarktes zu erheben, die wohlmöglich mit manipulativen Leerverkäufen von Anteilen am führenden Silber-ETF (SLV) einhergeht, wenn das Unternehmen in Wirklichkeit nicht darin verwickelt ist. Ich bin mir sicher, dass auch Sie es nicht für richtig erachten würden, wenn die Bank JP Morgan ihrerseits an der Manipulation des Silberpreises beteiligt wäre.

Ich wende mich also an Sie und ihre Kollegen im Vorstand und bitte Sie, Untersuchungen einzuleiten und bei der Klärung dieses dringend zu lösenden Problems mitzuhelfen. Ich stehe Ihnen dabei mit der Bereitstellung aller meiner Artikel über JP Morgan jeder Zeit zur Verfügung; ich füge diesem Schreiben zudem einen Artikel vom 22.August 2012 bei, in dem ich ausführlich über JP Morgan schreibe.

Mit freundlichen Grüßen
Ted Butler


Zum Abschluss noch Folgendes: Vielleicht wollen Sie einen kurzen Blick auf den Artikel "Staying Focused" (in den Archiven) werfen, da ich hier meine Anschuldigungen gegenüber JP Morgan sehr detailliert dargelegt habe. Wenn Sie möchten, können Sie ebenfalls dem Vorstand von JP Morgan schreiben. Meine Absicht ist die Auflösung und Beendigung dieses langjährigen und schwerwiegenden Marktverbrechens. Sollte ich von JP Morgan hören, werde ich Sie, falls möglich, davon informieren. Hoffen wir, dass JP Morgan nicht in Form einer Gerichtsvorladung antwortet.


© Theodore Butler


(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 24.09.2012 auf der Website www.silverseek.com veröffentlicht.

Informationen zum Abonnement finden Sie unter www.butlerresearch.com.


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