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Gold-Begleiter über Zeit und Raum

30.12.2010  |  Hans Jörg Müllenmeister
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Kleine Helfer

Bislang nahm man an, dass sich Gold nur in rein anorganischen Prozessen anreichert. Es gibt aber Mikroorganismen, die Gold sogar organisch konzentrieren können. Vor einigen Jahren entdeckten Wissenschaftler das Bakterium Cupriavidus metallidurans auf Goldnuggets. Diese Winzlinge hocken nicht zufällig gelangweilt auf den Goldklümpchen. Vielmehr produzieren sie das Gold selbst über eine biochemische Reaktion. Man könnte diese Nanos vergleichen mit dem Goldesel aus Grimms Märchen, dessen Stoffwechsel als Endprodukt bekanntlich lauter Dukaten entließ.

Offenbar verrichten diese Mikroben ihre Geschäfte zu ihrem eignen Schutz. Durch ihr "edles" Verdauungsprodukt haben sie sich einen Lebensraum erschlossen, der für andere Organismen tabu, geradezu giftig ist. In den Böden, in denen diese Goldbakterien siedeln, finden sich toxische Goldverbindungen. Es sind giftige Gold-Schwefel-Verbindungen, die einen bestimmten Gen-Komplex im Bakterium aktivieren. Die biochemische Reaktion führt zur chemischen Umwandlung in reines, „entgiftetes“ Gold. Das Bakterium erschließt sich also durch seine Abwehrreaktion eine ökologische Nische.


Markt der Eitelkeit

Neben diesen Winzlingen gibt es unstete Spezies von Goldbegleitern: den Homo Spekulans. Immer an der Gezeitenwende eines extremen Wirtschaftszyklus besinnen sich vereinzelt Menschen auf die Jahrtausend alte Freundschaft mit dem Gold. Bereits 2003 hatte ich in der Metapher "Der Goldzug fährt nach Nirgendwo" das verrückte Treiben vorahnend geschildert. Der Goldexpress hat seit dem Start 2001 seine Geschwindigkeit verfünffacht. Altbackene Goldhasen sitzen genüßlich im Erste-Klasse-Salon und schwadronieren über die goldgerahmte Zukunft. Ein Goldengel verteilt an alle Gold- und Krummnasen einen Adventskalender besonderer Art: Hinter dem ersten Türchen stehen die besten Festtagswünsche des Autors an alle Leser.

Hinter den weiteren Türchen folgt all das, was wir alle brauchen und kennen: Phantasie, Humor, Liebe, Zuversicht, Menschlichkeit, Hilfe, Toleranz und gute Gedanken. Aber das letzte Türchen mit Zeitschloß hat es in sich, denn es verbirgt den Goldchart der Zukunft. Wau!

Im Goldexpress eingefädelt ist ein Waggon der Österreichischen Bundesbahn, angefüllt mit merkwürdigen Reisegruppen. Wißbegierige Goldhamster scharen sich um den Goldösi Johsai, auch bekannt als Folienjo. Und um den Undertaker Waleichenburg wabert eine stattliche Menge Trauerklöße, die den Euro mit Zeter und Mordio wiederholt zu Grabe trugen. Ein sonderbares Völkchen - gemischt aus Goldphilie und Währungsnekrophobie!

In anderen Abteilen stolzieren dichtgedrängt Goldfasane auf Ihren Krügerrands wie auf einem dampfenden Misthaufen. Darunter formen farbenprächtige Goldbugs Reste aus Zahngold zu massiven Dungkugeln. Wieder andere haben in Goldfolie riesige Mengen an Lunchpaketen eingewickelt - alles Vorkehrungen für die zu erwartende schlechte Zeit. Die Morgenpost, "Die Goldseiten", wird täglich kess von einem hübschen Goldkäfer als Informationslektüre ausgeteilt und verschlungen wie eine leckere Leibspeise.

Dazu kredenzt man Silberwasser und Danziger Goldwasser. Prost! Einige Goldfüchse berauschen sich an den großartigen Meilensteinen die vorüber huschen. Sie erwarten die Endstation des Goldzuges bei 5000 maroden Greenwegs. Diese Pessimisten! Nun, in einigen Jahren naht in der Tat die prächtige Goldene Hochzeit. Nach diesen Festtagen wird es auch dort wieder ruhiger ums Gold als Menschheitsbegleiter und ein neuer Zyklus beginnt.

Jahrtausende nach der Menschheit wird unser genesener Planet auf die Frage "Wie geht es dir, Erde?" antworten. "Schon besser! ... "Vorübergehend hatte ich ja die Seuche, sie nannte sich "Homo Sapiens".

Gewiss... kaum etwas wird von unseren technischen Errungenschaften, Denkmälern und unserer Kultur übrigbleiben - vielleicht könnte ein Rudiment unversehrt sein: die Goldmaske Tutanchamun. Selbst die wird in einigen Milliarden Jahren verdampfen, verdampfen durch unseren Stern, der sich zum Roten Riesen aufbläht. Dann verschwindet das geliehene Gold der Erde dahin, wo es einst herkam: im unendlichen Schlund des Universums. Das gleiche passiert mit unserem Körper, dem einstigen Staub der Sterne. Vielleicht haben zukünftige Generationen noch eine Galgenfrist. Doch nur, wenn sie sich als Gäste auf Erden benehmen.


© Hans-Jörg Müllenmeister



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