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Interview mit John Williams: "Ein Hamburger ist kein Steak"

03.01.2011  |  Redaktion
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Smart Investor: Zum Beispiel?

Williams: Unter der Bezeichnung Hedonik beispielsweise werden technische Verbesserungen als preisdämpfend berücksichtigt. Kostete ein Computer letztes Jahr 1.000 USD und das neue Modell ebenfalls, das dafür aber doppelt so leistungsfähig ist, dann gehen die Statistiker davon aus, dass der Computer um 50% billiger geworden ist. Theoretisch richtig, könnte ich den alten Computer noch kaufen, aber versuchen Sie mal ein altes Computermodell im Laden zu kaufen. Es gibt zahllose weitere Methoden mit wohlklingenden Namen wie "geometrische Gewichtung" oder "Interventionsbereinigung". Bei der ersteren wird eine im Preis gestiegene Ware im Korb reduziert, im zweiten Fall ignoriert man eine Preissteigerung vollständig, indem man sie als vorübergehend deklariert.


Smart Investor: Wann begann denn die Datenmanipulation?

Williams: Spätestens seit Kennedy wurde unter jedem Präsidenten systematisch in die Datenerstellung eingegriffen. Unter George Bush sen. wurden die Manipulationen so massiv übertrieben, dass sich eine Rezession in positives Wachstum verwandelte. Vermutlich kostete ihn das die Wiederwahl, weil weite Teile der Bevölkerung ihm diesen Schwindel nicht abnahmen.


Smart Investor: Es gibt das Sprichwort: "Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast." Warum sollen wir Ihren Zahlen mehr Glauben schenken als denen der Regierung?

Williams: Zunächst einmal kann man Statistiken im eigentlichen Sinne nicht fälschen. Eine Statistik wird, solange kein Rechenfehler vorliegt, ein mathematisch korrektes Ergebnis zeigen. Das Ergebnis ist jedoch abhängig von den verwendeten Daten. Und genau hier liegt der Knackpunkt. Denken Sie an den Warenkorb. Durch den Austausch der im Korb enthaltenen Waren ändern sich die Daten und die Ergebnisse werden manipuliert. Letztlich sind die so entstandenen Zahlenreihen völlig willkürlich und sagen nichts aus. Weil ich diese Manipulation über die Daten nicht vornehme, sind meine Ergebnisse brauchbarer.


Smart Investor: Kehren wir noch einmal zum Thema Inflation zurück. Die Geldmenge ist hierfür der entscheidende Faktor. Die FED jedoch veröffentlicht seit 2006 die Geldmenge M3 nicht mehr. Warum?

Williams: Die offizielle Begründung ist eine doppelte: Zum einen sei es zu teuer, die Geldmenge M3 zu berechnen. Zum anderen sei die Aussagekraft von M2 ausreichend und M3 brächte im Verhältnis zum Berechnungsaufwand keinen Mehrwert. Beides ist natürlich Unfug. Wenn die Berechnung von M3 so teuer und aufwändig wäre, dann wäre ich kaum in der Lage, die Berechnung fortzuführen, so wie ich es seit dem Jahr 2006 tue. Schließlich habe ich nicht den Apparat, der der FED zur Verfügung steht. Darüber hinaus bildet M3 eine viel breitere Geldbasis ab. Dadurch lassen sich bessere Aussagen bezüglich der Wirtschaft treffen. Auch das zweite Argument verfängt also nicht.


Smart Investor: Was ist dann der wahre Grund für das Einstellen der Veröffentlichung?

Williams: Da kann ich natürlich nur spekulieren, aber ich denke, es ging hierbei darum, die kommenden Ereignisse bestmöglich zu verschleiern. Die FED stoppte die Veröffentlichung der Zahlen 2006. Bereits damals gingen die Insider wohl davon aus, dass schon in absehbarer Zeit Maßnahmen wie „Quantative Easing“ (QE) ergriffen werden müssen, um einen Kollaps des Finanzsystems zu verhindern. QE lässt die Geldmengen steigen. Das wirkt inflationär. Bei M2 lässt sich dies wohl besser kaschieren als bei M3, weshalb die Veröffentlichung von letzterer eingestellt wurde.


Smart Investor: Sie schrieben, die USA seien noch rund neun Monate von einer Hyperinflation entfernt. Wie kommen Sie darauf, und bleiben Sie bei der Zeitschiene?

Williams: Mit fast absoluter Sicherheit wird hier in den nächsten fünf Jahren eine Hyperinflation ausbrechen. Die US-Regierung ist faktisch bankrott. Aufgrund der Sozialprogramme sind unsere Fiskalprobleme so groß, dass sich diese nur über die Druckerpresse finanzieren lassen werden, und dies bedeutet Hyperinflation. Dass diese sogar schon in wenigen Monaten eintreten könnte, liegt an den Reaktionen auf die Finanz- und Wirtschaftskrise. Die Probleme wurden nicht gelöst, nur übertüncht. Wir sind meilenweit von einer realen wirtschaftlichen Erholung entfernt. Um den Systemkollaps zu verhindern, werden die Druckerpressen heißlaufen.


Smart Investor: Mr. Williams, haben Sie vielen Dank das aufschlussreiche Gespräch.


© Fabian Grummes
www.smartinvestor.de

Dieses Interview wurde im Smart Investor-Newsletter 12/2010 veröffentlicht.





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