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Die Wellen des Jahres 2011

01.01.2011  |  John Browne
Zu einer der Gründungsmythen des modernen Weltfinanzsystems zählt die Vorstellung, Staaten (und gerade entwickelte Demokratien) könnten endlos Kredit aufnehmen, ohne dabei Konsequenzen fürchten zu müssen. Jetzt, da überall auf der Erde Staatschuldenkrisen entbrennen, scheint es, als wäre der gefühlte Sicherheitsschirm kleiner geworden - und gottverlassene Länder wie Griechenland und Irland sind schwersten Witterungsbedingungen ausgeliefert.

Als Grundvoraussetzung für eine finanzielle Rettung dieser kränkelnden Nationalstaaten haben der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Europäische Zentralbank (EZB) schwerwiegende Einschnitte in die Staatsausgaben dieser Länder gefordert. Konfrontiert mit einer Revolte der Anleihehalter, die die Renditen nach oben trieb, gaben beide Staaten nach und unterziehen sich jetzt schweren Austeritätsprogrammen, um ihre Finanzposition zu reparieren.

Die große Frage ist nun: Hat der Schirm abgehört zu schrumpfen, oder wird es noch weitere Länder geben, die bald schon vor ähnlichen Entscheidungen stehen?

Bislang konnten große Staaten wie die USA und die EU weiter zügellos Kredite aufnehmen und staatliche Ausgaben tätigen, um die Deflationsbedrohung abzuwähren und um die eigenen Wirtschaften fortwährend zu stimulieren (der große Missetäter sind in diesem Fall die USA). Die Durchführbarkeit einer seit Langem versprochenen "Ausstiegsstrategie" scheint jedoch durch drei überraschende und mächtige Veränderungen bedroht zu sein.

Erstens: Die internationale Investorenschaft beginnt jetzt, in der Gesamtheit betrachtet, zum Verkäufer von Staatsschulden zu werden. Selbst die mächtigen USA müssen gerade feststellen, dass die Umlaufrenditen weiter steigen - trotz der massiven quantitativen Lockerungsrunden, in deren Verlauf die Fed US-Staatsanleihen im Wert von sage und schreibe mehreren Hundert Milliarden Dollar aufgekauft hat. Das heißt also, dass der Verkaufsdruck von privater und ausländischer Seite stärker ist als der Fed-generierte Kaufdruck.

Zweitens: Gezeichnet von ihrer Tatenlosigkeit und dem Versagen im Vorfeld der Bankenkrise zeigen die Kreditagenturen jetzt sogar den Mut, selbst den Mitgliedstaaten der Eurozone und sogar den USA, dem aktuell weltgrößten Schuldner, das AAA-Rating streitig zu machen. Obgleich noch abzuwarten bleibt, wie große der Einfluss der Rating-Agenturen auf den Schuldenmarkt am Ende wirklich sein wird, so bewegt sich die Debatte - allein schon, weil solche Schritte überhaupt in Betracht gezogen werden - in eine andere Richtung.

Und drittens stehen die Regierungen unter enormem und weiter steigendem Druck, die staatlichen Ausgaben zurückzufahren. Innerhalb der westlichen Wählerschaft wächst die Einsicht, dass sich solche staatliche Freizügigkeit nicht ewig aufrechterhalten lässt und dass all das wahrscheinlich auf Kosten der nächsten, wenn nicht sogar auf Kosten der aktuellen Generation gehen wird. Viele der liebvoll gehegten staatlichen Ausgabeprogramme, zu denen auch Verteidigungs-, Gesundheits-, Sozialprogramme und sogar die öffentlichen Rentensysteme zählen, stehen nun vor sogenannten "Haircuts" - wenn nicht sogar vor Skalpierungen. Massive Einschnitte bei den Staatsausgaben, möglicherweise begleitet von Steuererhöhungen, werden mit Sicherheit mittelfristig ein größeres Stück BIP kosten, und vielleicht wird die Welt damit zurück auf einen zweiten Rezessionsakt verwiesen. Diese Konstellation wird uns zum nächsten großen Knotenpunkt der globalen Finanzkrise bringen. Einfach ausgedrückt stellt sich die Frage: "Werden die Regierungen Europas und Amerikas eine natürliche Kontraktion zulassen?".

Sollten die Zentralbanken der EU und der USA sich dafür entscheiden, weitere, noch stärkere Reflationsprogramme zu entfesseln, dann könnte eine lähmende inflationäre Periode am Ende die Folge sein. Damit wären auch die Grundlagen für monetäres Chaos und eine ausgedehnte Stagnation der Wirtschaft geschaffen - die schädlichsten ökonomischen Grundbedingungen überhaupt. Unter diesen Umständen würden dann die Preise für begehrte Ressourcen und Rohstoffe, einschließlich Edelmetalle und Energie, in US-Dollar gerechnet, explodieren. [All jene, die sich bei Investitionen im nordamerikanischen Energiemarkt engagieren wollen, sollten zuerst den neuen Spezialreport von Euro Pacific lesen. Er ist hier verfügbar.]

In der Zwischenzeit rückt auch die chinesische Inflation immer stärker auf die internationalen Agenden. Um diese wachsende Probleme einzudämmen, wird China schon bald keine andere Wahl mehr haben, als seine Währung, den Yuan, aufzuwerten. Das wird die Inflation zurückdrängen und die meisten Rohstoffe in der Landeswährung billiger machen. Zudem wird dieser Schritt auch die zunehmend verärgerten politischen Forderungen anderer Nationen nach einer Aufwertung des Yuan beschwichtigen.

Eine Aufwertung des Yuan kann nur mit einer Abwertung anderer zentraler Währungen einhergehen - allem voran des US-Dollars, aber auch des Pfund Sterlings und des Euros. Das wird - auch ohne Eingreifen unserer Zentralbanken - zu steigenden Preisen bei Nahrungsmitteln, Energie sowie anderen Gütern des täglichen Bedarfs führen. Eine solche Entwicklung würde den ökonomischen Druck auf den entwickelten Westen weiter erhöhen.

Zusammenfassend lässt sich Folgendes sagen: Das Jahr 2011 wird mit einer sich ausweitenden Rezession eingeläutet, mit steigender Austerität und sinkenden Preisen für Vermögensanlagen. Sollte all das nun auch mit einer neuen Inflationierungsrunde und einer Yuan-Aufwertung einhergehen, dann sollten man sich als Investor überlegen, ob man seine Anlagen in Erwartung eventuell steigender Rohstoffpreise umschichtet. Ich gehe davon aus, dass sich diese Ereignisse nicht allmählich einstellen werden, sondern in großen Wellen kommen. Schlaue Investoren werden ihr Schicksal einem "Investment-Schiff" mit solidem Rumpf anvertrauen, denn in diesen Gewässern könnte auch nur der Hinweis auf Fäulnis ein ganzes Schiff zerreißen.

Bevor Sie sich zum Festtagsmahl hinsetzten, sorgen Sie dafür, dass Ihr Portfolio für die großen Veränderungen in der kanadischen Öl- und Gasindustrie gerüstet ist. Klicken Sie hier, um freien Zugang zum Euro-Pacific-Spezialreport What"s Ahead for Canadian Energy Trusts? zu bekommen.

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© John Browne
Senior Market Strategist

Der Artikel wurde am 22.12.10 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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