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Der Goldmarkt - ein Mythos wird zum Schlüssel der Finanzindustrie

31.12.2010  |  Dr. Eike Hamer
Nach eigenen Beobachtungen des Goldmarktes während der vergangenen 10 Jahre, zeigt er sich tatsächlich als Königin aller Märkte. Wer diesen Markt nicht versteht, dem raubt er alle Nerven und für denjenigen, der ihn versteht bietet er sich als Vorlesung für die unglaublichsten Spielarten der Hochfinanz. Insofern ist nicht nur das Metall, sondern der gesamte Markt faszinierend und wird diese Faszination möglicherweise auch die nächsten 5.000 Jahre kaum verlieren. Für uns ist deshalb wichtig zu verstehen, was gespielt wird, damit er uns eben nicht alle Nerven raubt, sondern die Möglichkeit gibt, unser Erarbeitetes über die Krisenzeit zu konservieren bzw. zu erhalten.

Schon immer war das Edelmetall der einzig verläßliche Spiegel der Realwirtschaft. Alle auf Papier geschriebene Derivate (modernes Fiat Money System - Papiergeldsystem) zeigten sich als unzuverlässig und gingen in der Geschichte unter. Jedes dieser Papiergeldsysteme hatte eine Halbwertzeit, die unwesentlich über den Zeitraum eines Menschen hinausging. Jede Generation hat deshalb einmal im Leben das Glück oder Pech, eine echte Währungsreform mit totalem Geldverlust miterleben zu können. Nur in diesen Zeiten kommt die Werterhaltungsfunktion des Goldes auch heute noch zum Tragen. Erstaunlich ist, dass die Menschen - zumindest einige - sich daran immer erinnern und diese Zeit vorteilhaft zu nutzen verstehen, also in der Lage sind, Gold richtig zu gebrauchen.

Wir sollten davon ausgehen, dass wir uns jetzt zu Beginn des 21. Jahrhunderts wieder einmal in einer Phase der Geldentwertung befinden. Die unglaublichen Geldmengenerweiterungen, in Schieflage geratenen Haushalte und deren Defizite sowie der Vertrauensverlust in Regierende und in die Produkte der Finanzindustrie sind ein deutliches Vorzeichen für eine kommende "Generalbereinigung". Der Welt-Geld-Betrug (vgl. Hamer, Der Welt-Geld-Betrug, 4. Auflage) fliegt auf.

Nun wird es darauf ankommen, ob die Notenbanken über ausreichende Edelmetallbestände verfügen, um das Vertrauen in die Währungen wiederherzustellen. Noch ist die Idee eines Goldkerns zu konservativ und progressiv zugleich, als dass der Mainstream der Geldtheoretiker und -praktiker sich mit dieser Idee anfreunden kann. Ein Goldkern schränkt sie in ihren kreativen Möglichkeiten zu sehr ein, als dass sie den Gestaltungsspielraum, den sie mit dem ungedeckten Papiergeldsystem haben, freiwillig aufzugeben bereit sind. Der Markt wird ihnen aber dabei helfen und sie zu einer soliden Geldpolitik, z.B. mit Goldkern, zurückzwingen.

Dass Gold und Silber eine zentrale Rolle im Finanzsystem spielen, ist hinter den Kulissen bereits klar. Entscheidend wird also sein, welche Notenbank über ausreichend physische Bestände verfügt, um im Ernstfall - der möglicherweise kommen kann - ausreichend physische Ware zu haben, um die Märkte und die Gläubiger - also alle Inhaber von Geld - beruhigen und mit Gold auszahlen zu können. Doch wie sieht es am Goldmarkt tatsächlich aus?

Bereits vor geraumer Zeit wurde meinerseits veröffentlicht, dass am Goldmarkt ein spannender Krimi läuft, bei dem es sich möglicherweise sogar um den größten "Goldraub der Weltgeschichte" handelt. Was ist passiert?

Seit 1996 "überredeten" die maßgeblichen Kräfte die Regierungen und die ihnen nicht gehörenden Notenbanken, die physischen Bestände an Gold und Silber an ihre zum Goldhandel zugelassenen Banken (Bullion Banks) auszuleihen, um die Edelmetallbestände zinsbringend nutzen zu können. Für die Edelmetall handelnden Banken schien dies ebenfalls ein grandioses Geschäft zu sein, weil sie sich auf diese Weise mit 0,25% bis 0,75% Leihgebühren und anschließendem Verkauf günstiger refinanzieren konnten als ihre Konkurrenz. Diese mußte sich bei den Zentralbanken mit Geld zu 3% bis 5% statt Gold refinanzieren. Zu diesem Wettbewerbsvorteil garantierte die private FED ihren "Freunden", mit unlimitierten Goldbeständen notfalls parat zu stehen, sollte der Goldpreis steigen.

Die Geschäftsbanken liehen sich also das Gold der Notenbanken, verkauften es auf dem Markt und trieben damit die Edelmetallpreise bis zum durchschnittlichen Herstellungspreis von 255 Dollar pro Unze herunter. Somit hatten sie den Vorteil der günstigen Refinanzierung nebst theoretischem Spekulationsgewinn, weil der Goldpreis gefallen und eine Rückzahlung in Gold an die Notenbanken dadurch theoretisch günstiger geworden war. Auf diese Weise verliehen fast alle Notenbanken der Welt nahezu ihre gesamten Edelmetallbestände an die privaten Banken und befinden sich nun in der schwierigen Situation, lediglich Ansprüche in Gold gegenüber den privaten Banken zu haben, die sie zu stützen verpflichtet sind (Bundesbankgesetz).

Doch wohin ist dieses ganze physische Gold "geflossen"? Es ist denkbar, dass das physische Gold zwar einen neuen Eigentümer, aber die Tresorräume der Notenbanken niemals verlassen hat. Es ist nicht auszuschließen, dass die maßgeblichen Kräfte selbst diese Goldbestände zugriffssicher erworben haben und die Notenbanken nun damit erpressen, die Geschäftsbanken, gegenüber denen die Notenbanken ihre Forderungen geltend machen können, notfalls insolvent gehen zu lassen. Damit wäre eine Rücklieferung des Goldes an die Notenbanken unwahrscheinlich. Im privaten Geschäftsleben würde man von einem betrügerischen Konkurs sprechen; bei der Hochfinanz sagt man dazu "systemrelevant" und lässt den Steuerzahler haften.

Der Goldraub läge nun darin, wenn diese Strategie planmäßig erfolgte. Ob dies der Fall ist, wird kaum belegbar sein; Hinweise dafür sind allerdings vorhanden.

Wir können heute folgende Situation beobachten:
  • Die Notenbanken haben ihre physischen Bestände fast vollständig verliehen, können also nicht mehr jederzeit darüber verfügen.

  • Die private Nachfrage nach Gold und Silber ist deutlich höher als das jährlich hinzukommende Gold aus Minen und Recycling; physische Bestände von ca. 30.000 Tonnen, welche die Notenbanken besorgen müssten, wären kaum zu beschaffen. Die Notenbanken könnten am Markt also nur Bestände aufkaufen, wären also dem Preisdiktat der Goldhalter ausgeliefert.

  • Seit Anfang dieses Jahrtausends versuchten Marktteilnehmer, auch mit Hilfe von Gerichten, die Aufsichtsbehörden wie z.B. die SEC (Security Exchange Commission) und die Edelmetallhandelsbörsen (z.B. COMEX) dazu zu bewegen, ihren Aufsichtspflichten nachzukommen und die Lieferfähigkeit der Finanzagenturen, die Edelmetallderivate emittierten, zu überprüfen. Leider blieb dies ohne Erfolg. Mitarbeiter in der Prüforganisation SEC, die den Vorwürfen nachgingen, wurden entlassen und deren Bemühungen vom Nachfolger nicht weiter verfolgt. Es kann also nicht ausgeschlossen werden, dass höchste Stellen in den USA die Unregelmäßigkeiten im Goldmarkt deckten.

Die Lage an den Edelmetallmärkten ist deshalb so bedeutsam, weil die Verantwortlichen für das Papiergeldsystem mittlerweile sogar ungeniert das Vertrauen in die Papierwährungen zerstören. Immer neue Geldflutungen, öffentliche Diskussionen über Enteignungen, Einschränkungen, Kapitalverkehrskontrollen etc. tun ihr Übriges, um das Papiergeldsystem wie wir es kennen in seinen Grundfesten zu erschüttern. Mangels alternativer Vermögenssicherungsformen stellen immer mehr Leute fest, dass sie durch Gold und Silber ihr Vermögen durch diese Krisenzeit erhalten können. Dies führt dazu, dass die Nachfrage nach diesen Edelmetallen weiter steigt.

Daran werden auch die Marktberuhigungsversuche der Politfunktionäre und Mainstream-Medien kaum etwas ändern können. Im Gegenteil: Das Aufschwungsgeplänkel führt dazu, dass die Inflationssorgen zu Recht steigen und zusätzlich zu dem schwindenden Vertrauen in die Papierwährungen Inflationssorgen den Run auf die Edelmetalle beschleunigen könnten. Es sollte nicht ausgeschlossen werden, dass die maßgeblichen Kräfte bereits frühzeitig die Notenbankbestände aufkauften und nur zu deutlich höheren Preisen und besonderen Machtprivilegien bereit sind, diese entweder an die Privatbanken oder direkt an die Notenbanken zurückzugeben.

Diese missliche Situation verdeutlicht, dass Notenbanken sich zu Recht eigentlich an diesen Leihgeschäften nicht beteiligen dürfen. Wenn ehemalige Bundesbankpräsidenten, wie z.B. Herr Weltheke, dies dennoch taten, hat er möglicherweise seine Kompetenzen überschritten. Wir können nur hoffen, dass die Bundesbank, welche auf derartiges Fehlverhalten durch die Anfrage von Herrn Homann im Bundestag aufmerksam gemacht wurde, die Leihgeschäfte bereits rückabgewickelt hat und zumindest der bundesdeutsche Goldschatz durch das Spiel der Leihgeschäfte letztlich doch nicht geraubt werden konnte.

Sollte sich herausstellen, dass einer größeren Strategie zufolge die Notenbanken ihre physischen Bestände über Leihgeschäfte mit privaten Banken an eine private Hochfinanzgruppe abgegeben haben und diese die Bestände nur gegen einen exorbitanten Aufpreis an die Notenbanken zurückzugeben bereit ist, dann wäre dies mit Recht "der größte Goldraub der Weltgeschichte".


Dr. Eike Hamer
Herausgeber "Wirtschaft aktuell"
www.mittelstandsinstitut-niedersachsen.de



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