Worauf Sie 2011 besonders achten sollten
02.01.2011 | Manfred Gburek
Wahrscheinlich haben Sie in den vergangenen Tagen Prognosen satt zur Kenntnis genommen. Deshalb möchte ich Ihnen hier weitere ersparen und Sie stattdessen auf einige wichtige Entwicklungen aufmerksam machen, die direkt oder indirekt mit dem lieben Geld zu tun haben und die Sie besonders verfolgen sollten. An Informationsquellen (Internet, Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehen, iPad usw.) mangelt es ja nicht, im Gegenteil, ihre Fülle macht die Auswahl schwer - eine mühsame Fleißarbeit, doch anders geht es nicht.
Beginnen wir mit dem Wert des Geldes. Die gesalzenen Rechnungen, die Sie zuletzt von Ihrer Krankenversicherung erhalten haben oder die Sie für Ihren Stromverbrauch samt sonstigen Nebenkosten fürs Wohnen noch erhalten werden, strafen die offiziellen Inflationsraten von 1,1 bis 1,2 Prozent für 2010 und von 1,7 bis 1,9 Prozent für Dezember Lügen. 2011 dürfte daraus peu à peu die 2 vor dem Komma werden, 2012 noch mehr. Indikatoren dafür sind nicht allein die gestiegenen Versicherungsbeiträge, Stromkosten, Gemüse-, Obst- und sonstigen Preise, sondern auch die explosionsartig steigenden kommunalen Lasten und solche Preise jenseits der offiziellen Statistiken, aus denen sich Schlussfolgerungen für die weitere Zukunft ergeben: die Preise für verschiedene Metalle und für Energie insgesamt, vor allem für Heizöl und Benzin.
Verweilen wir also zunächst bei denen: Das abgelaufene Jahr ist unter anderem mit einem neuen Preishoch - in der hierfür üblichen Währung US-Dollar - für Silber, Palladium und Kupfer zu Ende gegangen, während die Preise für Gold und Platin nicht mehr weit von ihrem bisherigen Hoch entfernt sind, ähnlich wie der Rohölpreis. Die offizielle Berichterstattung konzentriert sich allzu oft auf die seltsamen Schwankungen der Benzinpreise und widmet inzwischen auch schon mal dem Gold ein paar belanglose Worte. Dagegen bleiben beispielsweise Silber und Kupfer bei der gängigen Kommentierung weitgehend außen vor.
Grund genug, dass Sie gerade diesen beiden Metallen mehr Aufmerksamkeit schenken sollten: Dem Silber, weil es aus verschiedenen Gründen, die Sie immer wieder auf goldseiten.de oder silberjunge.de genannt bekommen, spekulativ interessant bleibt, und dem Kupfer, weil China hier einen Bedarf hat, der sich wegen der unglaublichen Höhe kaum noch messen lässt. Zwar sind beide Metalle inzwischen für Gewinnmitnahmen durch einige spekulative Mitläufer anfällig, aber solche Phasen werden nicht von langer Dauer sein. Bedenken Sie vor allem, dass Kupfer in der Autoindustrie, beim Bau und zur Stromversorgung unentbehrlich ist, also in drei Bereichen, die für China eine dominierende Rolle spielen.
Es wäre ein Fehler, die chinesische Konjunktur isoliert zu betrachten. Zurzeit finden Sie in den gängigen Medien viele Kommentare zu Chinas Wachstum und wie es mithilfe einer restriktiven Geldpolitik gedämpft werden soll. Dagegen verlieren die Kommentatoren kaum ein Wort zum allmählichen Rückzug europäischer, speziell deutscher Unternehmen aus der Fertigung in China. Das heißt, die Fertigungskosten sind dort schon so stark gestiegen, dass zum Beispiel die deutsche Bekleidungsindustrie sich allmählich zurückzieht, zumal die Transport- und sonstigen Kosten inzwischen auch nicht mehr von Pappe sind.
So unterschiedliche Güter wie Kupfer und Bekleidung sind nur zwei Beispiele von vielen, die belegen, wie nahe wir im übertragenden Sinn an China gerückt sind. Dass diese Entwicklung sich in den nächsten Jahren zeitversetzt stimulierend auf die Inflationsraten in Europa und Amerika auswirken wird, steht außer Frage. Und dass Sie in diesem Kontext dem Goldpreis als Inflationsindikator - und in seinem Gefolge dem Silberpreis - besondere Aufmerksamkeit schenken sollten, ebenfalls.
Machen wir hier den Gedankensprung zu einem anderen Thema, das scheinbar nur am Rande, in Wahrheit jedoch ganz und gar mit der Inflation zusammenhängt: Altersvorsorge. Die zurzeit regierenden Politiker - nicht nur in Deutschland - haben nämlich einen Horror vor Meldungen wie vor der zuletzt veröffentlichten zur drohenden Altersarmut. Das heißt, die gesetzliche Rente und alles, was die Menschen sonst noch für ihre Altersvorsorge angespart haben (Lebensversicherungen, Immobilien, Sparpläne, Riester-Rente u.a.), reicht im statistischen Mittel bei Weitem nicht aus, um später über die Runden zu kommen. Politiker machen es sich da leicht, indem sie den aktuellen und potenziellen Rentnern alles Mögliche versprechen. Das Jahr 2011 mit den vielen Landtagswahlen wird in dieser Hinsicht einen neuen Höhepunkt - oder besser: Tiefpunkt - der politischen Lüge hervorbringen.
Daraus folgt: Die Staatsschulden steigen und steigen, nach der Bankenrettung 2008/09 und der Euro-Rettung 2010 muss 2011 mit absoluter Sicherheit wieder irgendetwas gerettet werden, was im Jargon der Politik- und Wirtschaftselite als "systemisch" gilt. Aktuell bieten sich dazu die Kommunen an, die das Schneechaos dankend aufnehmen, um an noch nicht eindeutig definierte Helfer zu appellieren, ihnen die erforderlichen Milliarden zuzuschieben. Eines ist schon jetzt sicher: Straßenreinigung, Müllabfuhr, Grundsteuer und sonstige Belastungen, die am Ende in die Mietnebenkosten eingehen, werden die Inflation spätestens 2012 kräftig anheizen.
Womit wir bei der Frage angekommen wären, welchen Stellenwert Immobilien einnehmen, zumal als Schutz vor Inflation, wie uns Makler und andere Schönrechner immer wieder glauben machen wollen. Generell lässt diese Frage sich kaum beantworten, sondern nur speziell in Abhängigkeit von Faktoren wie Lage, Infrastruktur, Wärmedämmung, Barrierefreiheit u.a. Einen generellen Anhaltspunkt habe ich allerdings doch noch gefunden, und zwar in der brandaktuellen Ausgabe des Versteigerungskalenders der Firma Argetra. Demzufolge nehmen die Werte der zur Zwangsversteigerung bestimmten Immobilien seit einigen Jahren stärker ab als die Zahl solcher Versteigerungen.
Daraus folgt unter anderem, dass der Verkaufsdruck in diesem Sektor die Preise negativ beeinflusst und insgesamt zunimmt. Wie lange noch, ist nicht vorherzusagen. Auf jeden Fall wird der Markt irgendwann in diesem Jahrzehnt zum Positiven drehen: Und zwar dann, wenn das Angebot austrocknet, weil es nicht mehr genug nutzbare Immobilien gibt, und wenn Investoren sich im Zuge steigender Zinsen anderen Anlagen widmen, die höhere Erträge abwerfen - womit Sie Ihre ganze Aufmerksamkeit schließlich auch dem Zinsniveau widmen sollten, am besten in Form der Umlaufrendite oder der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen, ergänzt um Klicks bei fmh.de.
Summa summarum: Verfolgen Sie 2011 insbesondere alles zum Thema Altersvorsorge und -armut, die Preise der Industrie- und Edelmetalle, die Staatsverschuldung in den Euro-Ländern, den Rohölpreis, die Entwicklung in China, die kommunalen Finanzen in Deutschland, die Mietnebenkosten (auch zweite Miete genannt) und die Zinsen. Aus all dem wird sich ein Indikator für die weitere Entwicklung der Inflation ergeben.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).
Beginnen wir mit dem Wert des Geldes. Die gesalzenen Rechnungen, die Sie zuletzt von Ihrer Krankenversicherung erhalten haben oder die Sie für Ihren Stromverbrauch samt sonstigen Nebenkosten fürs Wohnen noch erhalten werden, strafen die offiziellen Inflationsraten von 1,1 bis 1,2 Prozent für 2010 und von 1,7 bis 1,9 Prozent für Dezember Lügen. 2011 dürfte daraus peu à peu die 2 vor dem Komma werden, 2012 noch mehr. Indikatoren dafür sind nicht allein die gestiegenen Versicherungsbeiträge, Stromkosten, Gemüse-, Obst- und sonstigen Preise, sondern auch die explosionsartig steigenden kommunalen Lasten und solche Preise jenseits der offiziellen Statistiken, aus denen sich Schlussfolgerungen für die weitere Zukunft ergeben: die Preise für verschiedene Metalle und für Energie insgesamt, vor allem für Heizöl und Benzin.
Verweilen wir also zunächst bei denen: Das abgelaufene Jahr ist unter anderem mit einem neuen Preishoch - in der hierfür üblichen Währung US-Dollar - für Silber, Palladium und Kupfer zu Ende gegangen, während die Preise für Gold und Platin nicht mehr weit von ihrem bisherigen Hoch entfernt sind, ähnlich wie der Rohölpreis. Die offizielle Berichterstattung konzentriert sich allzu oft auf die seltsamen Schwankungen der Benzinpreise und widmet inzwischen auch schon mal dem Gold ein paar belanglose Worte. Dagegen bleiben beispielsweise Silber und Kupfer bei der gängigen Kommentierung weitgehend außen vor.
Grund genug, dass Sie gerade diesen beiden Metallen mehr Aufmerksamkeit schenken sollten: Dem Silber, weil es aus verschiedenen Gründen, die Sie immer wieder auf goldseiten.de oder silberjunge.de genannt bekommen, spekulativ interessant bleibt, und dem Kupfer, weil China hier einen Bedarf hat, der sich wegen der unglaublichen Höhe kaum noch messen lässt. Zwar sind beide Metalle inzwischen für Gewinnmitnahmen durch einige spekulative Mitläufer anfällig, aber solche Phasen werden nicht von langer Dauer sein. Bedenken Sie vor allem, dass Kupfer in der Autoindustrie, beim Bau und zur Stromversorgung unentbehrlich ist, also in drei Bereichen, die für China eine dominierende Rolle spielen.
Es wäre ein Fehler, die chinesische Konjunktur isoliert zu betrachten. Zurzeit finden Sie in den gängigen Medien viele Kommentare zu Chinas Wachstum und wie es mithilfe einer restriktiven Geldpolitik gedämpft werden soll. Dagegen verlieren die Kommentatoren kaum ein Wort zum allmählichen Rückzug europäischer, speziell deutscher Unternehmen aus der Fertigung in China. Das heißt, die Fertigungskosten sind dort schon so stark gestiegen, dass zum Beispiel die deutsche Bekleidungsindustrie sich allmählich zurückzieht, zumal die Transport- und sonstigen Kosten inzwischen auch nicht mehr von Pappe sind.
So unterschiedliche Güter wie Kupfer und Bekleidung sind nur zwei Beispiele von vielen, die belegen, wie nahe wir im übertragenden Sinn an China gerückt sind. Dass diese Entwicklung sich in den nächsten Jahren zeitversetzt stimulierend auf die Inflationsraten in Europa und Amerika auswirken wird, steht außer Frage. Und dass Sie in diesem Kontext dem Goldpreis als Inflationsindikator - und in seinem Gefolge dem Silberpreis - besondere Aufmerksamkeit schenken sollten, ebenfalls.
Machen wir hier den Gedankensprung zu einem anderen Thema, das scheinbar nur am Rande, in Wahrheit jedoch ganz und gar mit der Inflation zusammenhängt: Altersvorsorge. Die zurzeit regierenden Politiker - nicht nur in Deutschland - haben nämlich einen Horror vor Meldungen wie vor der zuletzt veröffentlichten zur drohenden Altersarmut. Das heißt, die gesetzliche Rente und alles, was die Menschen sonst noch für ihre Altersvorsorge angespart haben (Lebensversicherungen, Immobilien, Sparpläne, Riester-Rente u.a.), reicht im statistischen Mittel bei Weitem nicht aus, um später über die Runden zu kommen. Politiker machen es sich da leicht, indem sie den aktuellen und potenziellen Rentnern alles Mögliche versprechen. Das Jahr 2011 mit den vielen Landtagswahlen wird in dieser Hinsicht einen neuen Höhepunkt - oder besser: Tiefpunkt - der politischen Lüge hervorbringen.
Daraus folgt: Die Staatsschulden steigen und steigen, nach der Bankenrettung 2008/09 und der Euro-Rettung 2010 muss 2011 mit absoluter Sicherheit wieder irgendetwas gerettet werden, was im Jargon der Politik- und Wirtschaftselite als "systemisch" gilt. Aktuell bieten sich dazu die Kommunen an, die das Schneechaos dankend aufnehmen, um an noch nicht eindeutig definierte Helfer zu appellieren, ihnen die erforderlichen Milliarden zuzuschieben. Eines ist schon jetzt sicher: Straßenreinigung, Müllabfuhr, Grundsteuer und sonstige Belastungen, die am Ende in die Mietnebenkosten eingehen, werden die Inflation spätestens 2012 kräftig anheizen.
Womit wir bei der Frage angekommen wären, welchen Stellenwert Immobilien einnehmen, zumal als Schutz vor Inflation, wie uns Makler und andere Schönrechner immer wieder glauben machen wollen. Generell lässt diese Frage sich kaum beantworten, sondern nur speziell in Abhängigkeit von Faktoren wie Lage, Infrastruktur, Wärmedämmung, Barrierefreiheit u.a. Einen generellen Anhaltspunkt habe ich allerdings doch noch gefunden, und zwar in der brandaktuellen Ausgabe des Versteigerungskalenders der Firma Argetra. Demzufolge nehmen die Werte der zur Zwangsversteigerung bestimmten Immobilien seit einigen Jahren stärker ab als die Zahl solcher Versteigerungen.
Daraus folgt unter anderem, dass der Verkaufsdruck in diesem Sektor die Preise negativ beeinflusst und insgesamt zunimmt. Wie lange noch, ist nicht vorherzusagen. Auf jeden Fall wird der Markt irgendwann in diesem Jahrzehnt zum Positiven drehen: Und zwar dann, wenn das Angebot austrocknet, weil es nicht mehr genug nutzbare Immobilien gibt, und wenn Investoren sich im Zuge steigender Zinsen anderen Anlagen widmen, die höhere Erträge abwerfen - womit Sie Ihre ganze Aufmerksamkeit schließlich auch dem Zinsniveau widmen sollten, am besten in Form der Umlaufrendite oder der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen, ergänzt um Klicks bei fmh.de.
Summa summarum: Verfolgen Sie 2011 insbesondere alles zum Thema Altersvorsorge und -armut, die Preise der Industrie- und Edelmetalle, die Staatsverschuldung in den Euro-Ländern, den Rohölpreis, die Entwicklung in China, die kommunalen Finanzen in Deutschland, die Mietnebenkosten (auch zweite Miete genannt) und die Zinsen. Aus all dem wird sich ein Indikator für die weitere Entwicklung der Inflation ergeben.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).