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Argumente für (und gegen) Gold

23.10.2012  |  Clif Droke
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An dieser Stelle muss allerdings eingeschränkt werden: Obwohl sich der Relative-Stärke-Indikator schon als außerordentlich wertvoller Wegweiser bewährt hat (so z.B. im Februar dieses Jahres, beim letzten Gold-Top, als er Trader vor einem Einstieg in den Goldmarkt warnte), so muss angemerkt werden, dass technische Indikatoren in einem durch Liquidität befeuerten Aufwärtstrend nicht immer zuverlässig sind. Ein Markt, der hauptsächlich durch lockere Geldpolitik Auftrieb bekommt (im diesem Fall das QE 3-Programm der Fed) kann auch negative Abweichungen bei den verschiedenen technischen Indikatoren unberücksichtigt lassen - manchmal für die Dauer von Wochen oder sogar Monaten. Offenbar war das seit August beim Relative-Stärke-Indikator für Gold der Fall.

Meiner Einschätzung dieses Indikators zufolge sollten Investoren, die auf kurze oder mittlere Sicht am Goldmarkt Positionen haben, Gewinne mitnehmen und ihre Verlust-Stopps bei den verbleibenden Long-Positionen nach oben ziehen. Aktuell empfehle ich auch keinen Nachkauf von Long-Positionen (wir könnten später noch Gelegenheit dazu bekommen, sollte Gold ein weiteres Kaufsignal auf Grundlage des Trading-Systems mit dem 15-Tage-Durchschnitts generieren). Es ist möglich, dass Gold die negativen Abweichungen im Relative-Stärke-Indikator erneut ignorieren wird. Es ist aber genauso möglich, dass Gold eine Weile lang in einer Handelsspanne verweilen wird, bis sich die relative Stärke wieder bessert. Trader sollte sich auf jede dieser Möglichkeiten gefasst machen und nicht zulassen, dass die Gier ihr Urteilsvermögen übermannt.

Ein weiterer Grund zur Sorge: Der Enthusiasmus der Investoren für das gelbe Metall ist sehr ausgeprägt; während vergangener Aufwärtstrends galt eine solche Stimmung als Signal für einsetzende Überschwänglichkeit und ein anstehendes zwischenzeitliches Top. Austin Kiddle von Sharps Pixley merkte dazu vor Kurzem Folgendes an: „Die Goldpreisstimmung zeigt weiterhin steil nach oben - Trader haben die höchsten Wetten auf Gold seit sieben Monaten abgegeben; die goldgedeckten ETF-Bestände haben mit 2.565 Tonnen ein neues Rekordhoch erreicht, während die UBS die höchsten Goldverkäufe nach Indien seit April meldete." Damals vor sieben Monaten erreichte Gold sein letztes zwischenzeitliches Top, dem ein dreimonatiger Kursverfall folgte.

Ein waschechter Antizykliker würde die derzeitige Stimmung am Goldmarkt zur Kenntnis nehmen und zum Schluss kommen, dass Gold wieder ein großes zwischenzeitliches Top erreicht habe. Man darf aber auch nicht vergessen, dass es in einem Bullenmarkt Phasen gibt, in denen der Enthusiasmus der Investoren vorübergehend in die Höhe schnellt; diese Phasen können für kurzzeitige und schnell "korrigierte“ Tops sorgen und müssen nicht gleich große Kursrücksetzer nach sich ziehen (die häufig neue Kaufgelegenheit bieten). Aktuell läuft schon eine Korrektur beim Gold, diese könnte aber schon in Kürze, und nicht weit von den aktuellen Ständen entfernt, ausgestoppt werden. Sollte sich Gold tatsächlich in einem mittelfristigen Aufwärtstrend befinden, dann müsste sich der aktuelle Kursrücksetzer auf jeden Fall umkehren, ohne die Fortschritte der Juli-Obtober-Rally wieder komplett zu neutralisieren.

An dieser Stelle noch eine abschließende aber wichtige Anmerkung bezüglich der Indizien für und gegen ein Anhalten der Gold-Rally. Im Frühsommer hatten wir uns den wichtigen 10-Monate-Preisoszillator für Gold angeschaut und festgestellt, dass er ganz eindeutig historisch "überverkaufte“ Stände auswies. Das legte auch die Möglichkeit eines bald darauf folgenden, großen Aufwärtstrends nah. Dieser hat sich - zumindest teilweise - mit dieser Spätsommer-Rally eingestellt. Jetzt im Oktober hat der 10-Monate-Ozillator aber wieder deutlich angezogen, er befindet sich zwar nicht mehr im "überverkauften“ Bereich, bleibt aber weiterhin unterhalb der negativ zu wertenden "roten Zone“ (siehe Chart unten).

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Wenn sich der Oszillator in der Vergangenheit von seinen überverkauften Ständen nach oben gearbeitet hatte, blieb der Goldkurs noch einige Monate lang in einem allgemeinen Aufwärtstrend (in der Regel 6-9 Monate lang); im Anschluss daran toppt er nicht gleich aus, sondern in der Regel erst dann, wenn der Indikator eindeutig "überkaufte“ Stände signalisiert.Und das ist bis jetzt noch nicht der Fall. Aus technischer Sicht spricht also mehr dafür, dass der zwischenzeitliche Aufwärtstrend weiterläuft, sobald die aktuelle Korrektur beendet ist.


© Clif Droke
www.clifdroke.com

Dieser Artikel wurde am 20.10.2012 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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