Wie Gold politisch korrekt wurde
31.01.2011 | Redaktion
![Wie Gold politisch korrekt wurde](https://www.goldseiten.de/media/goldseiten-news.jpg)
- Seite 2 -
Möglichkeit 1: Bretton Woods II - der traditionelle GoldstandardAls prominentester Verteidiger des Goldstandards tauchte jüngst Alan Greenspan auf und gab Folgendes zu verstehen: "In der jetzigen Phase haben wir ein Fiat-Geld, im Grunde also Geld, das durch den Staat gedruckt wird, und für gewöhnlich ist es eine Zentralbank, die dazu ermächtigt ist. Es muss aber Mechanismen geben, mit denen die produzierte Geldmenge begrenzt wird - entweder ein Goldstandard, eine Währungskommission oder etwas in dieser Art." Ohne diese Begrenzung, warnte er, "wird Inflation mit sehr schädlichen Folgen für die Wirtschaftsaktivität Einzug halten, so zeigt es zumindest die Geschichte."
![](http://www.goldseiten.de/bilder/artikel/kosares-15338_3.png)
Damit der Goldstandard heutzutage funktionieren könnte, müsste das Metall mit einem sehr hohen Dollarpreis bewertet werden - was nötig wäre, um den schon existierenden Ungleichgewichten im Weltreservesystem Rechnung zu tragen und dem neuen System ein reibungsloses und faires Funktionieren zu ermöglichen. Wollte man zum Beispiel versuchen, die US-Goldreserven so zu bewerten, dass sie die Staatsschulden der USA in Höhe von 14 Billionen $ deckten, müsste man den Goldpreis bei 50.000 $ pro Unze ansetzen. Und um die externen Schulden der USA in Höhe von 4,3 Billionen $ decken zu können, müsste Gold mit 16.500 $ pro Unze bewertet werden.
![](http://www.goldseiten.de/bilder/artikel/kosares-15338_4.png)
Neben Preisfragen würde die Rückkehr zum festen Goldstandard weitere Problematiken aufwerfen. Der Goldstandard soll hauptsächlich die Fähigkeit von Staaten und Regierungen einschränken, Defizite einzufahren und Geld zu drucken. Politiker, die sich vor dem Hintergrund der jüngsten europäischen Schuldenkrise mit den Problemen von Staaten wie Griechenland, Irland, Portugal und Spanien beschäftigen, können dabei nicht übersehen, dass jeder dieser Nationalstaaten seine geldpolitische Hoheit an die übergeordnete Europäische Union abgetreten hat. Die Möglichkeit der Defizitfinanzierung, des Gelddruckens und der Währungsentwertung waren damit als Mittel zum Zweck von Tisch.
Wer die Geschichtsbücher aufmerksam gelesen hat, wird einwerfen wollen, dass der Goldstandard große Vorteile zu bieten hat, wie etwas niedrige Inflationsraten, ausgeglichene Handelsbilanzen und eine harte Währung. Trotz all dieser Vorteile beschwört der Goldstandard auch Vorstellungen deflationärer Depressionen und Finanzpaniken herauf, von denen die Weltwirtschaft vor dem Zweiten Weltkrieg im Rahmen des Goldstandards immer wieder geplagt wurde.
Nichts ist perfekt, auch kein Geldsystem ist fehlerfrei. Es gibt Kompromisse, Unvollkommenheiten und eine Kehrseite - ganz gleich welche geldpolitische Architektur zur Anwendung kommt. Das Wissen um die Grenzen eines jeden Geldsystems könnte das stärkste Argument für Goldmünzen und -barren als immerwährender Bestandteil eines Portfolios sein. Letztendlich ist der Goldstandard anfällig für deflationäre Zusammenbrüche, und der Giralgeld-Standard ist anfällig für inflationäre oder stagflationäre Zusammenbrüche. Es lässt sich unschwer erraten, welches der beiden Gifte in einem Bevormundungsstaat politisch schmackhafter ist. Und das ist auch der Grund ist, warum ein Bretton Woods II-Abkommen, trotz der Unterstützung durch Koryphäen wie Alan Greenspan, wahrscheinlich nicht über die Diskussionsphase hinauskommen wird.