Silber-Futures CoT (Teil 2)
07.02.2011 | Adam Hamilton
- Seite 4 -
Im Laufe eines Bullenmarktes ist es für Spekulanten meist sinnvoll, mehr Netto-Long-Positionen als Short-Positionen zu besitzen. Bei kommerziellen Hedgern hingegen ist das Verhältnis umgekehrt. Wenn ein Preis über Jahre hinweg steigt und das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bullisch bleibt, setzen Spekulanten darauf, dass der Bullenmarkt voranschreitet. Hedger, überwiegend Silberproduzenten, schreiben ihre Verkaufspreise gerne fest, um ihren Cashflow infolge der Volatilität Silbers zu schützen.
Seit Ende 2004 haben die Positionen in jeder Klasse einen kontinuierlichen Rückgang erlebt. Auch wenn das OI steigt, werden immer mehr Silber-Futures gekauft und das Verhältnis innerhalb der einzelnen Kategorien ist weniger ausgeglichen. Immer mehr Spekulanten gehen short und versuchen somit, von den Korrekturen zu profitieren. Immer mehr Hedger hingegen gehen long, darunter wahrscheinlich hauptsächlich gewerbliche Silberkonsumenten.
Nichtsdestotrotz muss hierbei auch der rasant steigende nominelle Wert jedes Silberkontraktes berücksichtigt werden. Im Dezember 2004 entsprachen die Netto-Long-Kontrakte einem Silberwert von 2,8 Mrd. Dollar. Im September vergangenen Jahres war der nominelle Wert trotz der geringen Anzahl an Netto-Long-Kontrakten um das 2,3-Fache bis auf 6,4 Mrd. Dollar gestiegen. Das gilt ebenso für Kleinspekulanten. Trotz der abnehmenden Netto-Positionen fließt immer mehr Kapital in Silber-Futures.
Die Netto-Short-Positionen haben ein ähnliches Phänomen erlebt. Obwohl die die Netto-Short-Positionen einen Rückgang zu verzeichnen hatten, hatte sich ihr Wert von Ende 2004 (3,6 Mrd. Dollar) bis zum letzten Sommer (7,0 Mrd. Dollar) verdoppelt. Ich frage mich, ob die Einführung des SLV zu einer wachsenden Anzahl an Hedgern (Konsumenten), die in Long-Positionen investieren, geführt hat. Die gewerblichen Silberverbraucher drängten die SEC dazu, den SLV nicht zu genehmigen, weil sie Angst hatten, dass das zusätzliche Kapital, das in Silber angelegt wird, den Preis anheben wird. Sie hatten Recht. Also haben die gewerblichen Verbraucher ihre Silberkaufpreise festgeschrieben, indem sie Long-Futures kauften. So schwanden einige Netto-Short-Positionen der Hedger.
Auch wenn die Kategorieeinteilung von Silber-Futures wirklich interessant ist, glaube ich nach jahrelanger Erfahrung nicht, dass sie wirklich nützlich ist. In diesem Nullsummenspiel bedeutet jede einzelne Short-Position die Glattstellung einer Long-Position und umgekehrt. Als die kommerziellen Hedger ihre Daten veröffentlichen mussten, wurden die Verschwörungstheorien geschürt und Spekulanten hielten zunehmend auch die Zahlen ihrer Netto-Long-Positionen fest. Jeder Silberkontrakt ist einheitlich und neutral, sodass niemand eine Short-Position eröffnen kann, bis andere Trader freiwillig glattgestellte Long-Positionen kaufen.
Hinzu kommt, dass die Kategoriegrenzen nicht klar definiert sind. Einen Silber-Future-Trader, wie beispielsweise eine Minengesellschaft oder einen Kleininvestor, kann man leicht einer Kategorie zuordnen. Was ist jedoch mit einem sogenannten Sammler, wie z.B. eine große Bank, die verschiedene Kunden hat? Wird sie als Hedger oder großer Spekulant betrachtet? Was passiert, wenn 60 Prozent der Futures-Trader aus Minengesellschaften und 20 Prozent aus Hedgern in einem bestimmten Quartal bestehen, sich das Blatt im darauffolgenden Quartal jedoch wendet? Je mehr ich über die CoT weiß, desto weniger traue ich ihrer Kategorieeinteilung.