Die alternative Altersvorsorge
13.02.2011 | Manfred Gburek
Die mittelbaren Folgen von Husni Mubaraks Rücktritt in Ägypten sind noch nicht absehbar, das Geschacher um die Personalie Axel Weber nach dessen Entscheidung, den Chefposten bei der Deutschen Bundesbank aufzugeben, nur bedingt nachzuvollziehen. Wenden wir uns also Themen zu, mit denen Sie persönlich in Zukunft weitaus mehr konfrontiert sein dürften. Um nur drei von ihnen aufzugreifen, weil sie gerade heiß diskutiert werden: 1. Datenbank für Anlageberater einschließlich Beipackzettel für Finanzprodukte, 2. effiziente Altersvorsorge und 3. Inflation.
Was den ersten Punkt betrifft, scheint die Sache auf den ersten Blick klar zu sein: Es soll keine Falschberatung mehr geben, und gefährliche Finanzprodukte gehören als solche gekennzeichnet. Ein trügerischer Schein, denn auf so etwas kann nur ein theoretisierender Klein-Moritz gekommen sein. In der Praxis hat sich ja längst der Verkauf von Finanzprodukten durchgesetzt, weil die Banker und ihr Gefolge keine barmherzigen Samariter sind, sondern von Provisionen, Gebühren und sonstigen Einnahmen leben, die in der Regel keinen direkten Bezug zur Qualität der Beratung haben.
Der Beipackzettel für Finanzprodukte ist ein Witz. Das lässt sich mit einer Fülle von Beispielen belegen. Hier nur drei: Eine Bundesanleihe mag als noch so sicher gelten, doch bei steigendem Zinsniveau bringt sie unter dem Strich Verluste. Fonds nennt man auch Sondervermögen, das den Besitzern gehört, extra verbucht wird und unantastbar ist. Doch das nützt wenig, wenn der Fondsmanager sich verspekuliert. Und Garantiezertifikate mögen noch so sehr gegen alles Mögliche abgesichert sein, im Fall einer Bankpleite sind sie nichts mehr wert.
Der Investmentverband BVI schrieb am vergangenen Donnerstag wieder einmal ganz betont die Altersvorsorge auf seine Fahnen. Das gipfelte dann in einem Satz seines Präsidenten Thomas Neiße, dessen Wortlaut man sich auf der Zunge zergehen lassen sollte: "In Deutschland ist ohne Investmentfonds keine private oder betriebliche Altersvorsorge denkbar." Lassen wir die gesetzliche Altersvorsorge beiseite, weil sie ja nicht privat ist (aber enorm wichtig), bleiben aber immer noch zum Beispiel direkte Anlagen in Aktien und anderen Wertpapieren, Immobilien aller Art (vor allem das Eigenheim), Lebensversicherungen und nicht zuletzt auch Edelmetalle.
Die Inflation ist in den vergangenen Wochen wieder einmal zum Modethema geworden, und das bei einer Jahresrate per Januar 2011 von nur 2 Prozent (durch das Statistische Bundesamt soeben von 1,9 Prozent nach oben korrigiert). Der Zahlensalat ist eine Sache, was dahinter steckt, eine andere: Bei der Inflation handelt es sich ja nicht allein um eine Zahl, die mal höher, mal niedriger ausfällt, sondern um einen permanenten Prozess, in den auch Inflationserwartungen einzubeziehen sind. Das heißt, wenn die Inflationsrate - und sei es nur sektoral in Form des Anstiegs der Brot-, Kartoffel- oder Milchpreise - einige Monate lang steigt, glauben die Menschen mit jedem Monat umso mehr, dass sie weiter steigen wird. Das ist jetzt deutlich zu beobachten.
Die Inflation wirkt sich sehr stark auf die Altersvorsorge aus. Das liegt daran, dass das Sparen fürs Alter Jahrzehnte dauert, falls es erfolgreich sein soll - Jahrzehnte, in denen der Geldwert, gemessen an der Kaufkraft, mit absoluter Sicherheit sinkt. Der Investmentverband BVI setzt dem die Anlage in 30-jährigen Aktienfonds-Sparplänen entgegen. So weit, so gut, nur habe ich noch niemanden kennen gelernt, dessen Disziplin ausgereicht hätte, drei Jahrzehnte lang Monat für Monat freiwillig einen bestimmten Betrag in Aktienfonds zu investieren. Zumal diese Fonds den Höhen und Tiefen der Börse ebenso unterworfen sind wie einzelne Aktien, was zur vorzeitigen Aufgabe eines Sparplans führen kann. Und zumal in der sehr langen Zeit Fondsmanager wechseln, Fonds fusionieren oder Steueränderungen stattfinden können, wie zuletzt etwa durch die unsinnige Abgeltungsteuer.
Es gibt also keinerei Automatismus, der zur optimalen Altersvorsorge führt. Das gilt für Aktienfonds-Sparpläne und erst recht für die überwiegend auf Geldwerten basierenden Kapitallebensversicherungen. Es gilt für die undurchsichtigen fondsgebundenen Lebensversicherungen und allemal für die subventionierte Riester-Rente - womit wir wieder beim Thema Inflation sind. Denn wie der BVI zu Recht moniert, beträgt der förderfähige Riester-Höchstbetrag seit 2001 unverändert 2100 Euro pro Jahr. Folglich lasse die "Anreizwirkung der Förderung durch Inflation kontinuierlich nach".
Nur wie, zum Teufel, soll man fürs Alter vorsorgen? Streichen wir das Wort "man", und schon kommen wir der Antwort näher: Individuell und flexibel, denn allgemein gültige Rezepte sind rar. Da ich recht viel mit Menschen zu tun habe, die im Alter zwischen 30 und 40 Jahren eine Generation nach mir verkörpern, gehe ich im folgenden Beispiel von einem jungen Ehepaar mit zwei Kindern aus. Angenommen, es verfügt über ein Bruttoeinkommen von 80.000 Euro pro Jahr, hat schon einige Ersparnisse zur Seite gelegt, die für seine Situation relevanten Versicherungen abgeschlossen (Kranken-, Risikolebens-, Haftpflichtversicherung u.a.) und zahlt in die gesetzliche Rentenversicherung ein.
Letztere halte ich allen Unkenrufen zum Trotz für eine sinnvolle Investition. Denn Politiker aller Couleur werden - in Zukunft noch mehr als bisher - auf Biegen und Brechen dafür sorgen, dass es der wegen der demografischen Entwicklung immer größer werdenden Zahl von Rentnern (sprich: Wählern) gut geht. An Aktien zwecks Altersvorsorge führt zwar kein Weg vorbei, aber Auswahl und Timing sind knifflig. Einerseits: Handelt es sich um Aktienfonds, sind neben den bereits genannten Bedenken auch die im Vergleich zu direkten Aktienanlagen viel höheren Kosten zu beachten. Es sei denn, jemand investiert in börsengehandelte Indexfonds. Andererseits ist für die gezielte Auswahl einzelner Aktien und für ein erfolgreiches Timing neben einer gehörigen Portion Wissen auch viel Zeit erforderlich. Am besten, Sie machen die Aktienanlage zu Ihrem Hobby, verfolgen dazu die relevanten Daten über die Medien, besuchen die eine oder andere Hauptversammlung und bauen Ihr Aktienvermögen sukzessive auf.
Ein Eigenheim zur Altersvorsorge ins Auge zu fassen, kann - nicht nur für eine junge Familie - sinnvoll sein. Doch die Arbeitswelt hat sich verändert, in vielen Berufen ist Mobilität gefragt. Dann kann ein Eigenheim schnell zum Bremsklotz für die Karriere und zu einer großen finanziellen Belastung werden, zumal wenn es in größerem Umfang fremdfinanziert ist.
Goldbarren und Anlagemünzen (Letztere auch in Silber) sind zwar noch nicht als Altersvorsorge entdeckt, sollten aber darin einbezogen werden. Wer sukzessive Aktien oder Aktienfonds kauft, sollte mit den beiden Edelmetallen ähnlich verfahren. Der Clou dabei: Sind die Ersparnisse fürs Alter über die gesetzliche Rentenversicherung, Aktien, Edelmetalle und gegebenenfalls ein Eigenheim verteilt, kann nicht viel schief gehen, auch nicht im Zuge der nahenden Inflation.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).
Was den ersten Punkt betrifft, scheint die Sache auf den ersten Blick klar zu sein: Es soll keine Falschberatung mehr geben, und gefährliche Finanzprodukte gehören als solche gekennzeichnet. Ein trügerischer Schein, denn auf so etwas kann nur ein theoretisierender Klein-Moritz gekommen sein. In der Praxis hat sich ja längst der Verkauf von Finanzprodukten durchgesetzt, weil die Banker und ihr Gefolge keine barmherzigen Samariter sind, sondern von Provisionen, Gebühren und sonstigen Einnahmen leben, die in der Regel keinen direkten Bezug zur Qualität der Beratung haben.
Der Beipackzettel für Finanzprodukte ist ein Witz. Das lässt sich mit einer Fülle von Beispielen belegen. Hier nur drei: Eine Bundesanleihe mag als noch so sicher gelten, doch bei steigendem Zinsniveau bringt sie unter dem Strich Verluste. Fonds nennt man auch Sondervermögen, das den Besitzern gehört, extra verbucht wird und unantastbar ist. Doch das nützt wenig, wenn der Fondsmanager sich verspekuliert. Und Garantiezertifikate mögen noch so sehr gegen alles Mögliche abgesichert sein, im Fall einer Bankpleite sind sie nichts mehr wert.
Der Investmentverband BVI schrieb am vergangenen Donnerstag wieder einmal ganz betont die Altersvorsorge auf seine Fahnen. Das gipfelte dann in einem Satz seines Präsidenten Thomas Neiße, dessen Wortlaut man sich auf der Zunge zergehen lassen sollte: "In Deutschland ist ohne Investmentfonds keine private oder betriebliche Altersvorsorge denkbar." Lassen wir die gesetzliche Altersvorsorge beiseite, weil sie ja nicht privat ist (aber enorm wichtig), bleiben aber immer noch zum Beispiel direkte Anlagen in Aktien und anderen Wertpapieren, Immobilien aller Art (vor allem das Eigenheim), Lebensversicherungen und nicht zuletzt auch Edelmetalle.
Die Inflation ist in den vergangenen Wochen wieder einmal zum Modethema geworden, und das bei einer Jahresrate per Januar 2011 von nur 2 Prozent (durch das Statistische Bundesamt soeben von 1,9 Prozent nach oben korrigiert). Der Zahlensalat ist eine Sache, was dahinter steckt, eine andere: Bei der Inflation handelt es sich ja nicht allein um eine Zahl, die mal höher, mal niedriger ausfällt, sondern um einen permanenten Prozess, in den auch Inflationserwartungen einzubeziehen sind. Das heißt, wenn die Inflationsrate - und sei es nur sektoral in Form des Anstiegs der Brot-, Kartoffel- oder Milchpreise - einige Monate lang steigt, glauben die Menschen mit jedem Monat umso mehr, dass sie weiter steigen wird. Das ist jetzt deutlich zu beobachten.
Die Inflation wirkt sich sehr stark auf die Altersvorsorge aus. Das liegt daran, dass das Sparen fürs Alter Jahrzehnte dauert, falls es erfolgreich sein soll - Jahrzehnte, in denen der Geldwert, gemessen an der Kaufkraft, mit absoluter Sicherheit sinkt. Der Investmentverband BVI setzt dem die Anlage in 30-jährigen Aktienfonds-Sparplänen entgegen. So weit, so gut, nur habe ich noch niemanden kennen gelernt, dessen Disziplin ausgereicht hätte, drei Jahrzehnte lang Monat für Monat freiwillig einen bestimmten Betrag in Aktienfonds zu investieren. Zumal diese Fonds den Höhen und Tiefen der Börse ebenso unterworfen sind wie einzelne Aktien, was zur vorzeitigen Aufgabe eines Sparplans führen kann. Und zumal in der sehr langen Zeit Fondsmanager wechseln, Fonds fusionieren oder Steueränderungen stattfinden können, wie zuletzt etwa durch die unsinnige Abgeltungsteuer.
Es gibt also keinerei Automatismus, der zur optimalen Altersvorsorge führt. Das gilt für Aktienfonds-Sparpläne und erst recht für die überwiegend auf Geldwerten basierenden Kapitallebensversicherungen. Es gilt für die undurchsichtigen fondsgebundenen Lebensversicherungen und allemal für die subventionierte Riester-Rente - womit wir wieder beim Thema Inflation sind. Denn wie der BVI zu Recht moniert, beträgt der förderfähige Riester-Höchstbetrag seit 2001 unverändert 2100 Euro pro Jahr. Folglich lasse die "Anreizwirkung der Förderung durch Inflation kontinuierlich nach".
Nur wie, zum Teufel, soll man fürs Alter vorsorgen? Streichen wir das Wort "man", und schon kommen wir der Antwort näher: Individuell und flexibel, denn allgemein gültige Rezepte sind rar. Da ich recht viel mit Menschen zu tun habe, die im Alter zwischen 30 und 40 Jahren eine Generation nach mir verkörpern, gehe ich im folgenden Beispiel von einem jungen Ehepaar mit zwei Kindern aus. Angenommen, es verfügt über ein Bruttoeinkommen von 80.000 Euro pro Jahr, hat schon einige Ersparnisse zur Seite gelegt, die für seine Situation relevanten Versicherungen abgeschlossen (Kranken-, Risikolebens-, Haftpflichtversicherung u.a.) und zahlt in die gesetzliche Rentenversicherung ein.
Letztere halte ich allen Unkenrufen zum Trotz für eine sinnvolle Investition. Denn Politiker aller Couleur werden - in Zukunft noch mehr als bisher - auf Biegen und Brechen dafür sorgen, dass es der wegen der demografischen Entwicklung immer größer werdenden Zahl von Rentnern (sprich: Wählern) gut geht. An Aktien zwecks Altersvorsorge führt zwar kein Weg vorbei, aber Auswahl und Timing sind knifflig. Einerseits: Handelt es sich um Aktienfonds, sind neben den bereits genannten Bedenken auch die im Vergleich zu direkten Aktienanlagen viel höheren Kosten zu beachten. Es sei denn, jemand investiert in börsengehandelte Indexfonds. Andererseits ist für die gezielte Auswahl einzelner Aktien und für ein erfolgreiches Timing neben einer gehörigen Portion Wissen auch viel Zeit erforderlich. Am besten, Sie machen die Aktienanlage zu Ihrem Hobby, verfolgen dazu die relevanten Daten über die Medien, besuchen die eine oder andere Hauptversammlung und bauen Ihr Aktienvermögen sukzessive auf.
Ein Eigenheim zur Altersvorsorge ins Auge zu fassen, kann - nicht nur für eine junge Familie - sinnvoll sein. Doch die Arbeitswelt hat sich verändert, in vielen Berufen ist Mobilität gefragt. Dann kann ein Eigenheim schnell zum Bremsklotz für die Karriere und zu einer großen finanziellen Belastung werden, zumal wenn es in größerem Umfang fremdfinanziert ist.
Goldbarren und Anlagemünzen (Letztere auch in Silber) sind zwar noch nicht als Altersvorsorge entdeckt, sollten aber darin einbezogen werden. Wer sukzessive Aktien oder Aktienfonds kauft, sollte mit den beiden Edelmetallen ähnlich verfahren. Der Clou dabei: Sind die Ersparnisse fürs Alter über die gesetzliche Rentenversicherung, Aktien, Edelmetalle und gegebenenfalls ein Eigenheim verteilt, kann nicht viel schief gehen, auch nicht im Zuge der nahenden Inflation.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).