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Silber - Kein fundamentaler Background?

21.08.2005  |   Sebastian Hell
Schon des öfteren hörte ich sogenannte Analysten davon sprechen, dass es bei Silber keine positiven Argumente gibt, die für einen Kauf sprechen würden. Es wird immer wieder das oft genannte Argument benützt, dass Silber ein Nebenprodukt ist das bei der Produktion von Gold, Platin, Kupfer und anderen Metallen anfällt. Wenn nun der Preis dieser Produkte in die Höhe schießt, wie es momentan der Fall ist, wird die Produktion ausgeweitet und automatisch mehr Silber produziert welches den Markt überschwemmt.

Die These, dass bei steigenden Gold- und Kupferpreisen mehr Silber als Nebenprodukt gefördert wird ist richtig und nicht von der Hand zu weisen. Seit 1995 stieg die jährliche Silberproduktion von 483 Millionen Unzen bis auf 634,4 Millionen Unzen im Jahr 2004. Allerdings kletterte in diesem Zeitraum auch die Nachfrage nach diesem Edelmetall von 768,6 Millionen Unzen auf 879,2 Millionen.

Manche werden sich jetzt fragen, warum die Nachfrage um soviel höher ist als die Produktion?

Die Antwort hierauf ist, dass wir uns bei Silber schon seit Jahrzehnten in einem defizitären Markt befinden der kontinuierlich von der Angebotsseite der Minenproduktion unterdeckt ist. Das Defizit wurde bisher durch Recycling alten Silbers und Regierungsverkäufen (hauptsächlich Chinas Zentralbank) gedeckt. Experten schätzen, dass im Jahr 1960 die weltweiten Bestände an überirdischen Silber bei 10 Milliarden Unzen gelegen haben und inzwischen auf unter eine Milliarde gefallen sind. Der Silberexperte Theodore Butler dessen wöchentliche Kommentare Sie auf www.goldseiten.de finden können, geht sogar soweit zu behaupten, dass es inzwischen mehr überirdisches Gold als Silber gibt.

Dies liegt daran, dass das seit Bestehen der Menschheit geförderte Gold noch fast vollkommen vorhanden ist, da das gelbe Metall fast ausschließlich für Schmuckstücke verwendet wird. Bei Silber ist die Sache ganz anders. Da das Metall zum größten Teil in der Industrie verwendet wird, geht jährlich ein großes Stück unwiederbringlich verloren. Dies ist auch der Grund weshalb die Lagerbestände von 10 auf 1 Milliarde Unzen geschrumpft sind.

Oft wird auch genannt, dass Silber durch die Digitalphotographie "sterben" und deswegen der Verbrauch massiv zurück gehen wird. Diese Annahme ist völliger Schwachsinn da die Silbernachfrage seitens der Photoindustrie in den letzten zehn Jahren nur um 28 Millionen Unzen von ursprünglich 209 auf 181 Millionen Unzen zurückgegangen ist. Interessant ist hier auch zu beachten, dass das recycelte Silber fast ausschließlich für die Photoindustrie hergestellt wird. Sollte es also bei den Herstellern von Photoapparaten wider erwarten zu einem nachhaltig starken Nachlassen des Konsums kommen so würde auch gleichzeitig das Angebot seitens der Recycler zurück gehen. Das befürchtete Szenario eines massiven Überangebotes würde also nicht eintreten. Nebenbei bemerkt wird auch bei der digitalen Photographie viel Silber verwendet, da zunehmend mehr Leute sich lieber das Geld für teure Software, Drucker, etc sparen und ihre Bilder in den Photoshop zum entwickeln bringen. Hier werden die digitalen Bilder dann auf ein silberhaltiges Papier gedruckt um es nachhaltig zu konservieren. Ob sich allerdings die digitale Photographie in Zukunft durchsetzen können wird bleibt abzuwarten, da laut einem vor wenigen Wochen erschienen Zeitungsbericht die japanischen Exporte von Digitalkameras zurück gehen und Marktkenner schon von einer Sättigung des Marktes sprechen.

Abschließend möchte ich Ihnen noch kurz ein paar bahnbrechende zukünftige Entwicklungen vorstellen, die die Silbernachfrage in den kommenden Jahren maßgeblich beeinflussen werden: Samsung brachte vor wenigen Monaten eine ganze Reihe von sogenannten "Silver Nano Health System" - Heimgeräten auf den Markt. Der Sinn dieser neuen Geräte ist, dass Keime und Bakterien, die in Büros und Eigenheimen entstehen aufgefangen werden sollen. Silber ist bereits seit mehreren hundert Jahren dafür bekannt, dass es antibakterielle Eigenschaften besitzt. Über 100 solcher modifizierter Modelle, wie Kühlschränke, Waschmaschinen, Klimaanlagen sollen auf den Markt kommen. Der Hintergrund ist, dass allgemein die Überzeugung herrscht, dass nur eine saubere Klimaanlage auch saubere Luft liefert oder ein sauberer Gefrierschrank auch Waren länger und frischer hält. Das Management verspricht sich von diesen neuen Produkten eine enorme Nachfrage. Allerdings sind diese Produkte bis jetzt nur im Mittleren Osten erhältlich.

Des weiteren wird Silber in naher Zukunft in der Wasseraufbereitungstechnologie eine immer wichtigere Rollte spielen. Schon im 17. Jahrhundert warfen Siedler die nach Amerika kamen. Silbermünzen in ihre Wasserflaschen um diese keimfrei zu halten. Das Problem mit sauberem und vor allem keimfreien Trinkwasser wird in fünf bis zehn unser Leben drastisch beeinflussen. Laut einer aktuellen Statistik sind nur 2,3% des weltweiten Wassers trinkbar und von diesen 2,3% ist etwa die Hälfte in Gletschern und Schnee eingeschlossen. Sie sehen also deutlich, dass wir bald große Schwierigkeiten bekommen werden an Trinkwasser zu gelangen.

Kleiner Einschub: Mit "Wir" meine ich primär die Menschheit.

Die Lösung sind Wasseraufbereitungsanlagen für Schmutz- und Salzwasser bei denen der Einsatz von Silber unerlässlich ist. Weitere große Nachfrage nach Silber und auch Gold erwarte ich in den nächsten Jahren vor allem seitens der chinesischen Münzprägeanstalt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass angesichts der Olympiade 2008 und der Weltausstellung 2010 Unmengen an Gedenkmünzen in allen nur erdenklichen Variationen und Edelmetallen hergestellt werden. Die Betrachtung der CoT Daten zeigt, dass die Commercials (Minen, etc.) fast eine Rekord brutto Longposition erreicht haben und damit sehr bullisch für die Zukunft gestimmt sind. Ein Einstieg bei Silber im Bereich von sieben Dollar sollte sich als lohnend erweisen, da die Produktionskosten bei sieben Dollar oder sogar noch höher liegen sollen.

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Charttechnisch gesehen, hat Silber im Juli seinen seit 2003 bestehenden Aufwärtstrendkanal verlassen. Positiv anzumerken ist, dass die Unterstützungszone im Bereich von 7 $ immer noch intakt ist und in den letzten Wochen viele "Ausrutscher" verhindern konnte. Zu Beginn diesen Jahres hat sich zudem außerhalb des normalen Trendkanals eine steigende Unterstützungslinie gebildet, die bisher noch nicht unterschritten wurde und immer schlimmeres verhindern konnte. Das nächste Kursziel ist vorerst die Marke von 7,30 $. Hier notiert aktuell der Trendkanal, innerhalb dessen eine Rückkehr auf jeden Fall als positiv zu werten wäre.

Einziges Manko ist jedoch das Down Gap (rot) welches in der letzten Woche zur vorherigen geöffnet wurde. In der Terminologie der japanischen Candlesticks ist solch ein Gap als Widerstandszone bekannt. Des weiteren pendelt der RSI innerhalb eines großen fallenden Dreiecks das bisher noch nicht signifikant überwunden werden konnte.


Fazit

Sobald der RSI es aus seinem fallenden Dreieck nach oben heraus schafft und Silber das Down Gap schließen kann, steht einem Anstieg bis zum langfristigen Trendkanal nichts mehr im Wege.


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© Sebastian Hell

Quelle: Auszug aus dem Emfis Rohstoffe Abo. Jetzt noch über eine Woche kostenlos testen!





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