Rohstoff Express: Katrina spielt mit Öl und Kaffee

Der Schwan des heutigen Tages war ganz klar der Ölpreis der heute zeitweise Höchstkurse von 70,80 $ im asiatischen Handel erreicht hat. Spekulationen über schwere Beschädigungen von Ölplattformen im mexikanischen Golf und mögliche Produktionsausfälle von über einer Million Barrel Rohöl pro Tag, gaben den Spekulanten genug Mut weiter long zu gehen. Allerdings verwandelte sich im Laufe des Tages der Schwan zu einem hässlichen Entlein, nachdem bekannt wurde, dass Hurricane Katrina von der vorherigen Stufe fünf auf nur noch Stufe zwei herab gesenkt wurde. Damit war klar, dass die Schäden wohl viel geringer bleiben werden als zuvor erwartet. Weitere negative News kamen von der OPEC, deren Präsident verkündete, dass man die Förderquote beim nächsten Treffen am 19. September um weitere 500.000 Barrel pro Tag anheben werde. Die Rohölfutures an der NYMEX gaben deutlich nach und fielen unter die Marke von 67 $ zurück.

Weitere Ölmarktnews kommen aus Ecuador. Nachdem in der letzten Woche die Unruhen in der Bevölkerung beigelegt worden sind und es allen Anschein hatte, dass die Gespräche zu einer Beendigung der Aufstände führen würden, hat sich das Blatt wieder gewendet. Die Leute sind äußerst unzufrieden mit dem derzeitigen Verhalten der Ölfirmen. Laut den Verhandlungen hätte man vereinbart, dass die Großkonzerne in Projekte für die Bevölkerung sowie den Umweltschutz investieren. Bis jetzt sind allerdings noch keine Gelder in diese Richtung geflossen, weswegen sich einzelne Gruppen nun überlegen, erneute Attacken gegen die Pipelines zu starten. Laut der Nachrichtenagentur Reuters sollen sich einige Aufständische gestern getroffen haben, um über die Sprengung von Pumpanlagen und Förderstätten zu debattieren.

Auch Kaffee konnte aufgrund des Hurricanes deutlich zulegen, gab allerdings anschließend wieder den größten Teil seiner Gewinne ab, nachdem Katrina herabgestuft wurde. Der Hintergrund des Anstieg bei Kaffee war, dass Meteorologen erwartet hatten, dass das Auge des Sturms heute morgen in New Orleans eintreffen würde. In den Lagerhäusern dieser Stadt lagern etwa 27% der amerikanischen Vorräte an grünem Kaffee. Eine Zerstörung dieses Vorrats würde eine zusätzliche Verschärfung der ohnehin schon angespannten Versorgungssituation bedeuten.

Am letzten Freitag hielt Fed Chef Greenspan seine letzte Rede in seiner Funktion als Chef der US Notenbank. Auf einer Konferenz in Wyoming sagte der "Herr der Märkte", dass der amerikanische Immobilienmarkt bald reif für eine Korrektur sein könnte. Seiner Meinung nach sehen zu viele Leute, die starken Wertsteigerungen dieser Anlagen als permanent und nachhaltig an, was jedoch nicht sein könne. Er fügte noch hinzu, dass diese Gewinne sehr schnell wieder verschwinden können.

Die Sojabohnen Futures konnten heute etwas zulegen, nachdem sehr bullische USDA Export Inspections enthüllten, dass die Sojabohnenexporte um über 100% über ihrem letztjährigen Niveau liegen. Kumuliert man die gesamten Sojabohnenexporte auf das ganze Jahr, so ergibt sich ein Zuwachs von 25,6%. Der Wetterservice Meteorlogix berichtete zudem, dass die Niederschläge über das letzte Wochenende, niedriger waren als zunächst erwartet. Jedoch könnten starke Regenfälle aufgrund von Hurricane Katrina in den östlichen und südöstlichen Corn Belt gelangen.

Der USDA Export Inspections Report für Mais ergab ein Plus von 22% gegenüber dem Vorjahr, der von Weizen einen deutlichen Rückgang um 34% gegenüber dem Vergleichszeitraum des letzten Jahres. Allerdings kaufte Nigeria vor kurzem 130.000 an hartem roten Winterweizen. Die Dezember Weizen Futures hielten sich stabil.

Das Australian Investment Review teilte heute mit, dass die Broker des Bankenhauses UBS im nächsten Jahr einen weiteren Anstieg des Preises für Eisenerz sehen. Laut den Experten, ist die Nachfrage nach Erz bei dem brasilianischen Produzenten CVRD derart hoch, dass dieser mit weiteren Preiserhöhungen vorgehen wird. Eine erneute Preisheraufsetzung um 20% könnte durchaus realistisch sein.


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© Sebastian Hell

Quelle: www.derivate-magazin.de