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Die Silber-Saga (Teil 2/2)

18.12.2012  |  Prof. Antal E. Fekete
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Aus diesen acht Preisreihen kann man vier verschiedene Kurs-Spreads ableiten, indem man die Differenzen, wie unten in der Tabelle gezeigt, bildet.

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Kurs-Spread-Reihen


Anschließend werden die Standardabweichungen vom Mittelwert für jede der vier Kurs-Spread-Reihen errechnet. Bekannten Lehrsätzen der mathematischen Statistik folgend, filtert die Standardabweichung "Störgeräusche“ heraus - in unserem Fall also zufällige Ursachen von Kursabweichungen; nichtsdestotrotz werden vereinzelt auftretende, irreguläre Ursachen miterfasst (beispielsweise die Entdeckung einer großen Gold- oder Silberlagerstätte, und vor allem konzentrierte Kursmanipulationsaktivitäten).

Man hält also danach Ausschau, in welcher Reihenfolge die Märkte reagierten - was kam und was folgte. Sollte die Arbitrage von Silberbergbauaktien zu Goldbergbauaktien tatsächlich der Arbitrage von Silber zu Gold vorausgegangen sein (die letztere also später als die erste erfolgt sein), dann würde es sich nicht um ein zufälliges Ereignis handeln. Es wäre ein aussagekräftiger Beweis, dass die Arbitrageure übereinstimmend handelten, um mit dem Einbruch des Silberpreises einen maximalen Gewinn zu erzielen.

Als ich mein Forschungsprojekt durchführen wollte, stellte ich fest, dass es meine mageren Ressourcen übersteigen würde. Ich war naiverweise davon ausgegangen, dass irgendjemand die Arbeit schon erledigt hätte, dass einige der Kursreihen schon erstellt wurden und dass schon einige der Standardabweichungen vom Mittelwert berechnet wurden. Der Einbruch des Silberpreises nach 1875 war so spektakulär (ein so schlagartiges und folgenschweres Ereignis, mit Auswirkungen auf das internationale Geldsystem, auf das Vermögen und Wohlergehen so vieler Menschen, ein Ereignis also, das buchstäblich den Lauf der Geschichte änderte) dass zumindest einige Forscher die "gängige und akzeptierte Erklärung“ in Frage hätten stellen können. Sie hätten beispielsweise die Hypothese vom Marktprozess ablehnen können. Jene Forscher hätten dann nach Anhaltspunkten für aktive Zusammenarbeit von Regierungen und Banken im Verlauf der letzten 140 Jahre suchen müssen. Das scheint aber nicht geschehen zu sein. Alle, ohne Ausnahme, haben die auswendig gelernte Erklärung für den Einbruch der Silberpreise auf Grundlage der Geldmengentheorie akzeptiert. Trotzdem ist es möglich, dass im Jahr 1875 die Verschwörer ihr Arbitrageprogramm von Silberbergbauaktien zu Goldbergbauaktien abgeschlossen hatten, und dann im Anschluss daran das Arbitrageprogramm von Silber zu Gold starteten. Es nicht unmöglich, die Wahrheit auch noch knapp 140 Jahre danach herauszufinden.

Die heutigen Forscher müssten ganz von vorn anfangen. Diese Aufgabe kann ich, mit Blick auf mein fortgeschrittenes Alter, nicht mehr leisten. Auf jeden Fall ermutige ich die jüngere Generation zu dieser Aufgabe. Ich hoffe, dass mein provisorischer Forschungsplan ihnen dabei von Nutzen sein wird. Ich habe aber nicht den geringsten Zweifel daran, dass dieses Projekt die Mühen wert ist.

Ich möchte die Aufmerksamkeit erneut auf das lenken, was ich "Indizienbeweise“ für monetäre Unheilstiftung nenne. Ohne solche Bestrebungen hätte der Preisverfall wohlmöglich schon viel früher einsetzen müssen, schon einige Jahre vor 1875 - möglicherweise schon im Jahr 1868. Die Spekulanten (nicht zu verwechseln mit Bankern) müssen den politischen Zank ums Silber schon ab 1868 beobachtet haben. Wie es scheint, hatten die Spekulanten aber ihre Chance zum Silberleerverkauf verpasst. Das wäre recht untypisch für ihr Berufsfeld, das lässt sich wohl kaum von der Hand weisen. Eine plausiblere Erklärung wäre, dass die verschworenen Banker den Leerverkäufen der Spekulanten frontal entgegentraten. Sie kauften Silber. Wie ich schon angemerkt hatte, brauchten sie Zeit, um ihr Arbitrageprogramm mit den Aktien der Geldmetallproduzenten zum Abschluss zu bringen. Nach dem Anschluss (nachdem sie ihr Kontingent an Silberbergbauaktien verkauft und ihr Kontingent an Goldbergbauaktien gekauft hatten) wären sie die ersten, die ihr Silber auf den Markt werfen und die Spekulanten dann den Rest übernehmen lassen. Natürlich erschwert dieses Doppelspiel in ihrer Verschwörung die Detektivarbeit deutlich.


Monetäre Unheilstiftung

Zweifellos hat der US-Kongress mit der Verabschiedung des Coinage Act von 1873 seine Kompetenzen deutlich überschritten. Mit seiner Unterschrift trug schließlich auch Präsident Grant persönliche Verantwortung dafür, dass dieser verfassungswidrige Gesetzesentwurf zu allgemeingültigem Recht wurde. Der verfassungsgemäße Standard-Silberdollar - die einzige Münze, die in der US-Verfassung Erwähnung findet - wird im Gesetz nirgendwo erwähnt, so als hätte die Münze niemals existiert. In der Folge ließ sich das Gesetz auch so auslegen, dass jetzt NIEMAND mehr zur Prägung dieser Münze berechtigt war.




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