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Gold US-Bundesstaat Utah führt Goldwährung wieder ein

02.04.2011  |  Thorsten Proettel
Goldwährung Traum vieler Anleger

Nach den finanziellen und wirtschaftlichen Widrigkeiten der letzten Jahre erscheint vielen Menschen eine Neuordnung unserer Währungsverhältnisse als Lösung der Probleme. Insbesondere von einer Goldwährung mit Goldmünzen als Zahlungsmitteln beziehungsweise einem durch strenge Deckungsvorschriften geregeltem Banknotenumlauf erhoffen sich ihre Befürworter ein Ende überbordender Verschuldung auf Seiten der öffentlichen wie auch der privaten Haushalte. Als weitere positive Effekte wird mit Blick auf die vermeintlich "gute alte Zeit", in der auch hierzulande mit Goldmünzen entlohnt und eingekauft wurde, wertstabiles Geld und ein stabiles Wirtschaftsgefüge erhofft. Die Wiedereinführung der Verhältnisse von vor 1914 wird sogar von einigen Volkswirten befürwortet.


Negative Seiten werden oft ausgeblendet

Es waren aber nicht zuletzt die schlechten Erfahrungen mit der Goldwährung, die noch vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges zu ihrer allmählichen Auflockerung beitrugen. Es stellt sich die Frage, ob ein Anwachsen von Staatsschulden tatsächlich durch eine Edelmetall-währung verhindert werden kann. Die vielfachen Staatsbankrotte Spaniens im 16. Jahrhundert sprechen eine andere Sprache. Offenbar wird ebenso wenig eine Überschuldung von privaten Haushalten und Unternehmen verhindert, wie der Wirtschaftsboom Anfang der 1870er Jahre und die dann folgende, lang anhaltende Rezession zeigten. Letztlich führte eine 1907 von den USA ausgehende Bankenkrise, die durch die unflexible Goldwährung verstärkt wurde, zu der Suche nach neuen Wegen. Als Folge wurde in den USA die Notenbank Fed gegründet. In Deutschland wurde 1908 durch ein neues Gesetz der bargeldlose Zahlungsverkehr forciert und 1909 wurden Banknoten gesetzliches Zahlungsmittel.


Utah mit Vorreiterrolle

Weitgehend unbemerkt von der Weltöffentlichkeit wurde in Amerika nun anscheinend der Rückwartsgang eingelegt. Im US-Bundesstaat Utah ist Ende letzter Woche ein Gesetz vom Gouverneur ratifiziert worden, mit dem Gold wieder als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt wird. Rund ein Dutzend weiterer US-Bundesstaaten wollen dem Beispiel Utahs folgen und das Edelmetall nach einer 77jährigen Unterbrechung erneut zum gesetzlichen Zahlungsmittel machen.


Wirtschaftliche Implikationen gering

Wer nun noch goldenere Zeiten für das gelbe Edelmetall anbrechen sieht, sollte die Bedeutung der Gesetzesvorhaben nicht überschätzen! Die neuen Regelungen sehen keinesfalls vor, dass nun in den betreffenden Gebieten Papierdollar massenweise durch Edelmetall im Zahlungsverkehr ersetzt werden. Im Grunde genommen ändert sich mit der neuen Regelung in Utah erst einmal überhaupt nichts. Im Detail sieht das neue Gesetz nur vor, dass Goldmünzen, die von der US-Regierung herausgegeben wurden, für Zahlungen innerhalb Utahs verwendet werden dürfen. Inhaltlich ist dies aber keine Änderung, denn sowohl Sammler- wie auch Anlegermünzen der USA waren schon immer gesetzliches Zahlungsmittel in allen 50 US-Staaten. Die praktischen Auswirkungen dürften ohnehin kaum spürbar werden. Selbst die eifrigsten Anhänger der neuen Möglichkeiten werden kaum eine 50-Dollar-Rechnung mit einer "Gold Eagle"-Münze gleichen Nennwerts bezahlen, denn dieses Goldstück hat einen Materialwert von mehr als 1.400 US-Dollar. Und selbstverständlich kann auch weiterhin mit Papiergeld bezahlt werden, denn dessen Abschaffung könnte nur von der Zentralregierung in Washington, D.C. beschlossen werden.

Etwas anders wäre die Lage, wenn bei einer neuen Goldwährung der Nennwert der Münzen gleich dem Materialwert wäre. Hierzu müsste allerdings der volatile Börsenhandel für Gold ausgeschalten und der Preis für eine Feinunze beziehungsweise der Goldbetrag für einen Dollar für alle Zeiten festgelegt werden. Dies könnte jedoch nicht im Alleingang eines Bundesstaates geschehen, sondern müsste ebenfalls von Washington beschlossen werden. Und auch dann wäre der neuen Währung kein Erfolg beschieden, solange die anderen relevanten Wirtschaftsnationen der Erde nicht mitziehen würden. Im anderen Fall würden die neuen Goldzahlungsmittel tendenziell eher als Touristensouvenir ins Ausland und immer weniger über amerikanische Ladentische wandern.

Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung Washington Damit bleibt das neue Gesetz vor allem ein politischer Achtungserfolg seiner Initiatoren. In das Parlament eingebracht und maßgeblich unterstützt wurde das Vorhaben vor allem von den Tea-Party-Aktivisten, also dem rechten Rand der Republikaner aus dem erzkonservativen Utah. Für sie ist das Gesetz eine willkommene Gelegenheit, dem demokratischen Präsidenten in Washington an das Schienbein zu treten und sich gegenüber der eigenen Klientel als Gegner von Ben Bernankes Notenbankpolitik zu profilieren. Für den Goldmarkt selbst ändert sich somit erst einmal nichts. Die Geschichte dürfte jedoch mittelfristig den politischen Druck auf die amerikanische Notenbank und den von ihr eingeschlagenen Weg des „Quantitativ Easings“ erhöhen.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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