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Rohstoff Express: Warum die USA am Ölmarkt intervenieren müssen

01.09.2005  |   Sebastian Hell
In den USA wurden heute die Zahlen für die vorläufige Schätzung des US BIPs im zweiten Quartal bekannt gegeben. Nach vorläufigen Angaben lag das amerikanische Wachstum demnach bei 3,3% und damit unter dem Konsens von 3,4%. Viele Marktteilnehmer hat heute die Bekanntgabe des Chicagoer Einkaufsmanagerindexes schockiert. Dieser Maßstab, der ein sehr wichtiger Indikator für den nationalen Einkaufsmanagerindex ist, welcher wiederum ein Bild über die gesamte Konjunkturlage verschafft, ist von vormals 63,5 Zählern auf nur noch 49,2 Zähler zurückgegangen. Die Faustregel besagt, dass Werte von mehr als 50 auf eine Expansion der Wirtschaft hindeuten, wohingegen Werte von weniger als 50 auf eine mögliche Kontraktion verweisen. Der Dollar ist nach diesen News deutlich eingebrochen und notiert momentan bei 1,2338 $ gegen einen Euro.

Gestern wurde das Sitzungsprotokoll der Fed vom neunten August veröffentlicht. Die Kernaussage dieses Berichts war, dass sich die Mitglieder deutliche Sorgen über die langfristige Wirtschaftsentwicklung machen, falls die Ölpreise weiter auf diesem Niveau verharren. Man befürchtet, dass die Verbraucher ihre Ausgaben stark einschränken werden, was natürlich für die USA ein ganz spezielles Problem darstellt, da der größte Teil des BIPs auf Verbraucherausgaben fußt. Außerdem geht eine massive Inflationsgefahr von den hohen Ölkursen aus, die sich zusätzlich negativ auf das Wachstum der Wirtschaft auswirken wird.

Der Brent Crude Future verliert heute 1,18% und steht momentan bei 66,90$. Es scheint so, als ob der Ölbulle nicht mehr kann und ihm endlich die Kraft ausgegangen ist. Obwohl das Department of Energy heute mitteilte, dass die Rohölreserven um 1,5 Millionen Barrel und die Benzinvorräte um 500.000 Barrel zurückgegangen sind, reagiert der Future hierauf nicht mehr. Bei Heizöl hat sich ein Zuwachs von 1,7 Millionen Barrel gegenüber der Vorwoche ergeben. Wahrscheinlich hat sich am Markt nun endlich durchgesetzt, dass Ölpreise von 70$ trotz der Hurricaneschäden absolut nicht rechtzufertigen sind. Außerdem teilte Präsident Bush heute mit, dass er die strategischen Ölreserven, welche sich derzeit auf 700 Millionen Barrel belaufen, frei geben wird um die Industrie ausreichend mit Öl zu versorgen. Pro Tag könnten so bis zu fünf Millionen Barrel an Rohöl in den US Markt gepumpt werden. Zusätzlich teilte Saudi Arabien gestern mit, dass man die Ölproduktion ausweiten könne und dies auch machen wird. Momentan schätzen Analysten, dass es durch den Sturm einen Ausfall von 1,4 Millionen Barrel pro Tag geben wird. Ich rechne damit, dass dieser Ausfall entweder schnell behoben wird oder die Regierung genügend Öl in den Markt pumpt um weitere Kursanstiege zu verhindern. Denn in Anbetracht des letzten Fed Protokolls und des heutigen absolut katastrophalen Chicagoer Einkaufsmanagerindex bin ich überzeugt, dass die Regierung intervenieren wird, damit nicht noch höhere Ölpreise zu Stande kommen werden. Bush & Co. werden alles unternehmen, damit nicht noch weitere Rückgänge in der US Wirtschaft zu verzeichnen sein werden.

Die Marktanalysten der australischen Macquarie Bank sehen bei Zink mögliche Kurschancen augrund der Verwüstungen in New Orleans. Die Lagerhäuser der Hafenstadt beinhalten momentan etwa 250.000 Tonnen des Basismetalls, was etwa 50% aller weltweiten Bestände entspricht. Bis jetzt notiert der Industrierohstoff fast unverändert bei 0,6126 $.

Kaffee konnte heute deutlich zulegen und die Marke von 100 US Cents im Dezember Future überspringen. Die neuesten Meldungen aus New Orleans sprechen davon, dass etwa 80% der Stadt unter Wasser stehen. Die restlichen 20% sollen in den nächsten Stunden ebenfalls geflutet werden. Aus diesem Grund rechne ich damit, dass ein Großteil der grünen Kaffeebohnen in den Lagerhäusern zerstört werden wird. Ungefähr 1,5 Millionen Säcke an grünen Bohnen Lagern in den Depots der Stadt, dies entspricht etwa 27% der gesamten US Bestände.

Die Futures auf Kakao haben heute marginal um 2 $ pro Tonne auf 1.404$ nachgegeben. Momentan ist am Markt relativ wenig los, was sich allerdings in Anbetracht der Wahlen am 30. Oktober an der Elfenbeinküste schnell ändern könnte. Lokale Beobachter sprechen davon, dass die Unruhen bald zunehmen werden. Außerdem ist am letzten Mittwoch ein französischer Unterhändler durch eine Messerattacke seitens eines Rebellen ums Leben gekommen. Dies verschärft natürlich den Druck ungemein, den die Vereinten Nationen auf die Rebellen ausüben. Bisher sind ca. 10.000 UN Soldaten dort unten stationiert. Aufgrund der massiven Spannungen könnte es erneut zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen kommen, wie wir sie im Jahr 2002 schon erlebt haben. Weitere Kurssteigerungen sollten die Folge sein, da die Elfenbeinküste der weltweit wichtigste Exporteur von Kakaobohnen ist.


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© Sebastian Hell

Quelle: www.derivate-magazin.de







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