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Lügt die Fed?

07.01.2013  |  Klaus Singer
- Seite 2 -
Dies alles sind Hinweise darauf, dass die Banken nicht mehr nur mit dem "todsicheren" Geschäftsmodell Geld verdienen wollen "leihe billig bei der Fed, kaufe damit Staatsanleihen und verkaufe sie bei Gelegenheit". Die Konsequenz ist, dass der Druck im Geldfass des Finanzsystems ansteigt und sich Wege in die Realwirtschaft sucht.

Die Abwärtsbewegung der Geldumlaufgeschwindigkeit ("MZM Velocity") scheint allmählich auszulaufen. Wird hier ein Boden gebildet, wäre das ein wichtiges Signal auf zunehmende realwirtschaftliche Aktivitäten und wohl auch darauf, dass Erwartungen hinsichtlich höherer Inflation in der Realwirtschaft ankommen. Mit dem Crack-up-Boom als Reaktion auf den offenen Ausbruch der Finanzkrise war die Geldumlaufgeschwindigkeit schon einmal, zwischen Juni 2009 und September 2010, angestiegen.

Aus dem Chart wird auch deutlich, dass sich Phasen relativer realwirtschaftlicher Prosperität zumindest in der Zeit vor Mitte 2008 durch einen tendenziell sinkenden Multiplikator zur Geldbasis bei gleichzeitig steigender Geldumlaufgeschwindigkeit auszeichnen. Insofern spiegelt der aktuelle Zustand realwirtschaftliche Probleme wider - aber auch die seit 2009 nicht mehr so präsente Chance, dass beide in die "richtige" Richtung drehen.

Lügt die Fed? Nein, bisher nicht. Allerdings wird auch deutlich, dass der maximale Rahmen von QE2 nicht ausgeschöpft wurde. Auch sind die Aktivitäten unter QE3 bisher geringer als der vorgesehene Rahmen. Über QE4 lässt sich noch nichts sagen - es startet erst mit dem neuen Jahr.


Nachtrag:

Das Protokoll der jüngsten FOMC-Sitzung offenbart erste Signale, dass die Geldflut der Fed in diesem Jahr enden könnte. Beobachter sagen, das könnte entweder bedeuten, die Notenbank erwarte einen außerordentlichen wirtschaftlichen Aufschwung oder sie sei der Meinung, weitere ausgedehnte Bond-Käufe brächten für die wirtschaftliche Entwicklung nicht mehr viel.

Die erste Alternative ist unwahrscheinlich angesichts der Fed-eigenen Projektion einer Arbeitslosenrate von etwa 7,5% zum Jahresende hin; zudem sieht die Fed keine nennenswerten Inflationsgefahren aufziehen. Bleibt die zweite Erklärung, und die wäre ein Eingeständnis, dass ihr in der jetzigen Situation die Munition ausgeht, heißt es.

Eine dritte Möglichkeit wäre: Die Fed testet, ob die großen Akteure an den Finanzmärkten bereit sind, darauf zu setzen, dass die Wirtschaft eigenständige Auftriebskräfte entwickelt. Und genau hier wird es spannend: Nehmen diese die Wette an oder reagieren sie negativ (kontraktiv) auf den vermeintlichen Entzug der Droge "Liquidität"?

Erwähnte Charts, weiterführende Verweise und Quellenangaben können hier eingesehen werden: www.timepatternanalysis.de.


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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