Was Dollar und Anleihen über Gold und Silber verraten
24.04.2011 | Manfred Gburek
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Nähern wir uns dem Thema noch von einer weiteren Seite. Edelmetall- und zum Teil auch Rohstoffreise sind unter anderem das Ergebnis von Vergleichen mit anderen Anlagen, seien es Festgelder, Anleihen, Aktien, Immobilien oder sonst was. Nehmen wir als Beispiel die US-Staatsanleihen, die durch die Drohung von Standard & Poor's einen zusätzlichen Schuss vor den Bug erhalten haben. Großanleger wie die zum Allianz-Konzern gehörende Vermögensverwaltungs- und Fondsgesellschaft Pimco haben sich von ihnen getrennt. Die wichtigste Überlegung, die dahinter steckt: US-Staatsanleihen bringen entweder schon jetzt oder zumindest in absehbarer Zukunft eine negative Realverzinsung (Nominalzins minus Inflationsrate), je nachdem, welche Anleihelaufzeiten und Inflationsrate man zugrunde legt.Das Verhalten der Großanleger wird stark von Erwartungen geprägt, und die sind im Hinblick auf US-Anleihen nicht gerade positiv. Man stelle sich nur vor, die Realverzinsung drohe über längere Zeit negativ zu werden. Dann kommen zwei Überlegungen ins Spiel: 1. Die Anleiherendite steigt. In diesem Fall werden 4 Prozent, demnächst 5, später 6 und immer mehr Prozent gegen die Inflationsrate gerechnet, und unter dem Strich kommt je nach Zahlenspiel eine positive oder bereits eine negative Realverzinsung heraus. 2. Die Anleihekurse fallen, was ja nichts anderes ist als das Spiegelbild steigender Anleiherenditen. Ziehen Großanleger nun die Kursverluste mit in Betracht, sieht die Rechnung umso schlechter für die Anleihen aus, je weniger die Differenz aus Nominalzinsen auf der einen und Kursverlusten auf der anderen Seite mit alternativen Anlagen mithalten kann.
Je länger die Laufzeiten der Anleihen und je höher die Inflationsraten, desto mehr spricht dann für alternative Anlagen. Und je sicherer diese den Anlegern erscheinen, wie etwa Gold und Silber, desto höhere Preise sind für die Edelmetalle gerechtfertigt. Wobei immer zu unterstellen ist, dass die Erwartungen der Anleger im Hinblick auf die weitere Staatsverschuldung, die kommende Inflation und die Sicherheit alternativer Anlagen in ihre Dispositionen ebenso eingehen wie die aktuellen Fakten.
Noch ein wichtiger Punkt: Bei steigenden Anleiherenditen kann man davon ausgehen, dass sie nur auf dem Papier stehen, nichts anderes sind als Zahlenspiele und dass eine Abwertung der Anleihen über Nacht ihre Renditen wieder auf ein normales Niveau bringen wird. Typisches aktuelles Beispiel dafür: Griechenland-Anleihen. Im Übrigen haben Argentinien-Anleihen zu Beginn dieses Jahrzehnts vorgezeichnet, wohin die Reise geht: im schlimmsten Fall bis zum Totalverlust. Als Trost für alle Besitzer von Griechenland-Anleihen: Ganz so schlimm dürfte es sie nicht erwischen, denn im Zweifel wird eine Mischung aus Hilfsgeldern der anderen Euro-Länder (vorrangig Deutschland) und griechischen Sparmaßnahmen unter Auflagen aus Brüssel die Verluste auf einen mittleren zweistelligen Prozentbereich begrenzen - was indes schon schlimm genug ist.
Mein heutiger Ausflug in die Welt der Anleihen hat, was aus den hier angestellten Überlegungen hervorgehen sollte, mehr mit den sogenannten zinslosen Edelmetallen Gold und Silber zu tun, als auf Anhieb zu vermuten wäre. Oder um den Zusammenhang von noch einer Seite zu betrachten: lieber eine Realverzinsung von Null mit Edelmetallen als eine negative mit Anleihen, verbunden mit der Erwartung, dass bei Anleihen am Ende fast ein Totalverlust herauskommen kann. So gesehen, sollten Sie sich über die schleichende Aufwärtsbewegung des Gold- und des Silberpreises freuen, vorausgesetzt, sie haben sich reichlich mit den beiden Edelmetallen eingedeckt. In diesem Sinn wünsche ich Ihnen ein besonders schönes Osterfest!
© Manfred Gburek
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Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).