Inflation zerstört Reallöhne
23.04.2011 | Michael Pento
So wie die Ärzte des Mittelalters glaubten, Aderlass würde Krankheit heilen, so halten die modernen Quacksalber-Ökonomen gefährlicherweise an ihrer Behauptung fest, steigende Löhne würden Inflation verursachen. Bei den letzten Diskussionen, die ich mit diesen Mainstream-Ökonomen führte, hörte ich Folgendes: "Woher soll denn das Geld kommen, das die Preise treibt, wenn nicht von steigenden Löhnen?" Ich wollte schon antworten: "Woher werden wohl die Arbeitgeber das Geld bekommen, um diese höheren Löhne zu zahlen?". Aber Ökonomen neigen dazu, ein wenig ungemütlich zu werden, wenn man sie vorführt.
Die vorherrschende Meinung ist in der Tat, dass Löhne und Gehälter noch vor der Erhöhung des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus steigen würden - was dann auch der Grund dafür sein soll, dass sich die Reallöhne in Zeiten steigender Inflation immer erhöhen. Wie die Wirtschaftsgeschichte aber immer wieder zeigen konnte, sanken die Reallöhne in Zeiten steigender Inflation. Die nominalen Einkommen steigen tatsächlich, was aber schlicht und ergreifend nur die Reaktion auf die ohnehin schon entstandene Inflation ist.
Die Essenz dieses Aberwitzes ist also, dass moderne Ökonomen keinen wirklichen Begriff von der Funktionsweise der Inflation haben. Ganz grundlegend kommt Inflation von zu viel Geld, das auf eine zu geringe Gütermenge trifft. Am Anfang des Kampfes gegen schnell steigende Inflation steht immer eine Zentralbank, die Geld druckt, um die Schulden des betreffenden Staates zu monetisieren.
Und da die Zentralbank dieses neue Geld normalerweise nur den Gläubigern gibt (die Hälfte davon sind keine Amerikaner), wird dieses geschöpfte Geld auch nie gleichmäßig auf Löhne und Gehälter des Volkes verteilt. Zuerst gerät es in die Hände der Anleihehalter, die Zins- und Kapitalzahlungen erhalten.
Zusätzlich führt die starke Ausweitung des Geldangebots zum Wertverlust von Währungen gegenüber Sachanlagen und Fremdwährungen. Am Ende reagieren auch die Nominallöhne und -gehälter auf die stark steigenden Rohstoffpreise und eine bröckelnde Währung - aber immer mit einer Zeitverzögerung, die dafür sorgt, dass die Kaufkraft der Löhne und Gehälter im Verhältnis zu anderen Anlageklassen sinkt.
Haben Sie jemals versucht, Ihren Chef nach einer kleinen Lohnerhöhung zu fragen, weil doch die Lebenshaltungskosten im Vergleich zum Vorjahr um 10 % gestiegen wären? Wenn man nun unter Gelächter aus dem Büro geschickt wird, erfährt man ganz praktisch die erwähnte Verzögerung bei den Löhnen.
Die kürzlich erschienenen Daten zeigen in aller Deutlichkeit, dass die von den keynesianischen Ökonomen angenommene "Lohn-Preis-Spirale" völlig falsch ist. Der US-Verbraucherpreisindex (CPI) stieg nun schon den neunten Monat in Folge. Von Februar auf März stieg er um 0,5%, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg er um 2,7%. Im vorhergehenden Monat betrug der Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr 2,1%. Es zeigt sich also, dass der Anstieg der Verbraucherpreise voranschreitet - und zwar schnell.
Unterdessen hat der US Dollar Index in den letzten 12 Monaten 8% seines Wertes gegenüber einem Währungskorb eingebüßt, der sich aus den Währungen der 6 größten Handelspartner der USA zusammensetzt. Der Dollar hat zudem 29% seines Wertes seit April 2010 verloren, wenn man ihn den 19 Rohstoffen gegenüberstellt, die im CRB Index enthalten sind. Falls Sie noch mehr Indikatoren für die Dollarentwertung brauchen: Im Jahresvergleich stiegen die Produzentenpreise um 5,8% und die Importpreise schossen um 9,7% in die Höhe.
So, da haben Sie Ihre Inflation. Aber wurde sie durch steigende Löhne und Vollbeschäftigung verursacht? Die Arbeitslosenrate sank ein wenig von 10,1% auf 8,8% - was aber größtenteils darauf zurückzuführen ist, dass "entmutigte Arbeiter" aus dieser Arbeitslosenstatistik herausfielen. Und selbst wenn der Rückgang von tatsächlichem Stellenwachstum kommen würde, so könnte man wohl kaum behaupten, dass eine Arbeitslosenquote von 8,8% steigende Löhne nachdrücklich unterstützen würde.
Und genau das passiert auch nicht: Die durchschnittlichen, realen US-Stundenlöhne fielen im März um 0,6% (der stärkste Rückgang seit Juni 2009), und auch schon im Vormonat sanken sie um 0,5%. In den vergangenen 12 Monaten sanken sie um 1% - der größte Jahresrückgang seit September 2008!
Das Fazit ist eindeutig: Steigende Löhne können nicht die Ursache der Inflation sein.
Oh je, es gibt doch einen vorhersehbaren Weg, den frisch geschöpftes Geld auf seiner Reise durch die Ökonomie geht. Es zeigt sich zuerst in der fallenden Kaufkraft einer Währung und in den steigenden Preisen physischer Anlagen. Und das liegt daran, dass die Halter von Schuldpapieren ihre frisch gemünzten Erträge in Rohstoffe umsichten - als Schutz gegen steigende Preisniveaus und als alternative Wertaufbewahrungsmittel.
Die Preise für Lebensmittel und Energie weisen eine höhere negative Korrelation zum sinkenden Dollar auf, als Dinge, aus denen die Kerninflationsrate errechnet wird. Sie sind die ersten Warnzeichen einer inflationären Periode, was vielleicht auch der Grund ist, warum sie aus der Berechung herausgehalten werden.
Letztendlich steigen die Nominallöhne und -gehälter, aber immer langsamer als die Inflationsrate, wodurch auch die Reallöhne sinken. Stiegen die Löhne schneller als die allgemeine Preislage, so würde Inflation immer auch zu steigenden Lebensstandards führen. War das in Argentinien unter Peron oder im Deutschland der Weimarer Republik zu beobachten? Der Grund, warum die Arbeitslosenquote steil steigt und die Wirtschaft in eine Depression abrutscht, ist eben der, dass der Mittelklasse die zusätzliche Kaufkraft gestohlen wurde.
Auf mein Wort: Sollten die Fed und die Obama-Administration zur Inflationsbekämpfung ihr Vertrauen in stagnierende Einkommen setzen, dann werden sie untätig zusehen müssen, wie das Land vor ihren Augen zusammenbricht. Wegen ihres mittelalterlichen Verständnisses von Ökonomie werden uns diese Zentralplaner zurück in Frühgeschichte befördern.
© Michael Pento
Senior Market Strategist - Delta Global Advisors
Der Artikel wurde am 19.04.2011 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Die vorherrschende Meinung ist in der Tat, dass Löhne und Gehälter noch vor der Erhöhung des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus steigen würden - was dann auch der Grund dafür sein soll, dass sich die Reallöhne in Zeiten steigender Inflation immer erhöhen. Wie die Wirtschaftsgeschichte aber immer wieder zeigen konnte, sanken die Reallöhne in Zeiten steigender Inflation. Die nominalen Einkommen steigen tatsächlich, was aber schlicht und ergreifend nur die Reaktion auf die ohnehin schon entstandene Inflation ist.
Die Essenz dieses Aberwitzes ist also, dass moderne Ökonomen keinen wirklichen Begriff von der Funktionsweise der Inflation haben. Ganz grundlegend kommt Inflation von zu viel Geld, das auf eine zu geringe Gütermenge trifft. Am Anfang des Kampfes gegen schnell steigende Inflation steht immer eine Zentralbank, die Geld druckt, um die Schulden des betreffenden Staates zu monetisieren.
Und da die Zentralbank dieses neue Geld normalerweise nur den Gläubigern gibt (die Hälfte davon sind keine Amerikaner), wird dieses geschöpfte Geld auch nie gleichmäßig auf Löhne und Gehälter des Volkes verteilt. Zuerst gerät es in die Hände der Anleihehalter, die Zins- und Kapitalzahlungen erhalten.
Zusätzlich führt die starke Ausweitung des Geldangebots zum Wertverlust von Währungen gegenüber Sachanlagen und Fremdwährungen. Am Ende reagieren auch die Nominallöhne und -gehälter auf die stark steigenden Rohstoffpreise und eine bröckelnde Währung - aber immer mit einer Zeitverzögerung, die dafür sorgt, dass die Kaufkraft der Löhne und Gehälter im Verhältnis zu anderen Anlageklassen sinkt.
Haben Sie jemals versucht, Ihren Chef nach einer kleinen Lohnerhöhung zu fragen, weil doch die Lebenshaltungskosten im Vergleich zum Vorjahr um 10 % gestiegen wären? Wenn man nun unter Gelächter aus dem Büro geschickt wird, erfährt man ganz praktisch die erwähnte Verzögerung bei den Löhnen.
Die kürzlich erschienenen Daten zeigen in aller Deutlichkeit, dass die von den keynesianischen Ökonomen angenommene "Lohn-Preis-Spirale" völlig falsch ist. Der US-Verbraucherpreisindex (CPI) stieg nun schon den neunten Monat in Folge. Von Februar auf März stieg er um 0,5%, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg er um 2,7%. Im vorhergehenden Monat betrug der Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr 2,1%. Es zeigt sich also, dass der Anstieg der Verbraucherpreise voranschreitet - und zwar schnell.
Unterdessen hat der US Dollar Index in den letzten 12 Monaten 8% seines Wertes gegenüber einem Währungskorb eingebüßt, der sich aus den Währungen der 6 größten Handelspartner der USA zusammensetzt. Der Dollar hat zudem 29% seines Wertes seit April 2010 verloren, wenn man ihn den 19 Rohstoffen gegenüberstellt, die im CRB Index enthalten sind. Falls Sie noch mehr Indikatoren für die Dollarentwertung brauchen: Im Jahresvergleich stiegen die Produzentenpreise um 5,8% und die Importpreise schossen um 9,7% in die Höhe.
So, da haben Sie Ihre Inflation. Aber wurde sie durch steigende Löhne und Vollbeschäftigung verursacht? Die Arbeitslosenrate sank ein wenig von 10,1% auf 8,8% - was aber größtenteils darauf zurückzuführen ist, dass "entmutigte Arbeiter" aus dieser Arbeitslosenstatistik herausfielen. Und selbst wenn der Rückgang von tatsächlichem Stellenwachstum kommen würde, so könnte man wohl kaum behaupten, dass eine Arbeitslosenquote von 8,8% steigende Löhne nachdrücklich unterstützen würde.
Und genau das passiert auch nicht: Die durchschnittlichen, realen US-Stundenlöhne fielen im März um 0,6% (der stärkste Rückgang seit Juni 2009), und auch schon im Vormonat sanken sie um 0,5%. In den vergangenen 12 Monaten sanken sie um 1% - der größte Jahresrückgang seit September 2008!
Das Fazit ist eindeutig: Steigende Löhne können nicht die Ursache der Inflation sein.
Oh je, es gibt doch einen vorhersehbaren Weg, den frisch geschöpftes Geld auf seiner Reise durch die Ökonomie geht. Es zeigt sich zuerst in der fallenden Kaufkraft einer Währung und in den steigenden Preisen physischer Anlagen. Und das liegt daran, dass die Halter von Schuldpapieren ihre frisch gemünzten Erträge in Rohstoffe umsichten - als Schutz gegen steigende Preisniveaus und als alternative Wertaufbewahrungsmittel.
Die Preise für Lebensmittel und Energie weisen eine höhere negative Korrelation zum sinkenden Dollar auf, als Dinge, aus denen die Kerninflationsrate errechnet wird. Sie sind die ersten Warnzeichen einer inflationären Periode, was vielleicht auch der Grund ist, warum sie aus der Berechung herausgehalten werden.
Letztendlich steigen die Nominallöhne und -gehälter, aber immer langsamer als die Inflationsrate, wodurch auch die Reallöhne sinken. Stiegen die Löhne schneller als die allgemeine Preislage, so würde Inflation immer auch zu steigenden Lebensstandards führen. War das in Argentinien unter Peron oder im Deutschland der Weimarer Republik zu beobachten? Der Grund, warum die Arbeitslosenquote steil steigt und die Wirtschaft in eine Depression abrutscht, ist eben der, dass der Mittelklasse die zusätzliche Kaufkraft gestohlen wurde.
Auf mein Wort: Sollten die Fed und die Obama-Administration zur Inflationsbekämpfung ihr Vertrauen in stagnierende Einkommen setzen, dann werden sie untätig zusehen müssen, wie das Land vor ihren Augen zusammenbricht. Wegen ihres mittelalterlichen Verständnisses von Ökonomie werden uns diese Zentralplaner zurück in Frühgeschichte befördern.
© Michael Pento
Senior Market Strategist - Delta Global Advisors
Der Artikel wurde am 19.04.2011 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.