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Kreditzyklus: Der blinde Fleck von Fed & Co

22.01.2013  |  Klaus Singer
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Die damals vorherrschende Orientierung der Geldpolitik an Konsumenteninflationszielen hat diesen Fehler nicht verhindert. Allerdings hat Greenspan seit Beginn seiner Amtszeit auf dem Chef-Sessel der Fed ab 1987 fast durchgängig höhere CPI-Jahreszuwäche als 2% zugelassen. Diese Schwelle wird aber seit langem als Grenzwert angesehen wird, oberhalb davon besteht die Gefahr einer Verselbstständigung der Preisbewegung.

Wie auch immer: Dem hauptsächlich auf der Konsumentenseite (Immobilienkredite) erfolgten Aufblasen des Kreditzyklus wurde seitens der Notenbanken nichts entgegengesetzt, die Entwicklung mehr oder weniger negiert (siehe Bernanke oben!). Dabei wäre sie leicht zu erkennen gewesen.

Jetzt gehen die Notenbanken den Weg, von den Preiszielen abzurücken und stattdessen wirtschaftspolitische Ziele auszugeben. Damit aber verlieren sie den Kreditzyklus, dessen Platzen für die Finanzkrise verantwortlich war, vollständig aus dem Blickfeld. Das lässt Schlimmes befürchten.

Einige Charts, die das oben Gesagte am Beispiel der USA untermauern:

Der Kreditzyklus wird in folgendem Bild deutlich (gestrichelte dicke beige-farbene Linie im oberen Chart). "Peak“ bezeichnet hier den Beginn des Aufschwungs eines Kreditzyklus, "Trough“ den Beginn des Platzens der Kreditblase. Gut zu erkennen, das jede Phase des Kreditzyklus ungefähr 15 Jahre andauert.

Im unteren Chart des gezeigten Bildes (Debt - Total Credit Market Outstanding, violette, dicke Linie) wird deutlich, dass das Platzen der Kreditblase in 2008/2009 zwar begonnen hatte, aber mittlerweile eine erneute Ausdehnung stattfindet - dies jedoch im Unterschied zu den frühen 1980er Jahren in einem Umfeld geringer Wachstumraten.

Das verdeutlicht auch der untere Chart im nächsten Bild (Debt-composition and GDP-share); dabei wird das Aufblasen des Schulden-Ballons hauptsächlich getrieben von der Staatsverschuldung.

Schließlich zeigt der folgende Chart die Entwicklung der beiden Preisindices CPI und PPI. Klar zu erkennen, dass der CPI ab etwa 1981 zusammen mit der Kontraktion des Kreditzyklus zunächst schneller anstieg als der PPI. (Das dürfte die Unterschätzung der Kapazitätsauslastung in den USA wohl eine zeitlang bestärkt haben - ab 2002 allerdings kehrten sich die Verhältnisse um und der PPI stieg schneller als der CPI.)

Die Preisentwicklung war dennoch wegen der Konsumfreude des US-Verbrauchers über weite Strecken "gesund“, wie die relative Stärke des CPI verdeutlichte. Woher kam das? Ab Mitte der 1990er Jahre begann der Anstieg der Immobilienpreise in den USA. Der Zeitpunkt fällt mehr oder weniger mit dem Start einer neuen Kreditexpansion zusammen (s.o.), die Entwicklung führte alsbald zu Wohlstandseffekten. Der Anstieg der Immobilienpreise beschleunigte sich ab Januar 2000. Die Preisspitze kam Mitte 2006, die Korrekturbewegung beschleunigte sich ab Juli 2007, zum Jahreswechsel 2009/2010 zeigten sich erste Anzeichen einer Stabilisierung.

Unter dem Strich: Die Notenbanken (die Fed, aber auch andere) hätten die Kreditblase leicht erkennen können (wenn sie gewollt hätten). Andere, z.B. Nouriel Roubini, haben früh vor einem Zusammenbruch des Finanzsystems gewarnt. Anzeichen gab es genug. Die Notenbanken ziehen aus den Folgen der platzenden Kreditblase den Schluss, sich wirtschaftspolitische Ziele zu verordnen. Damit bleibt der Kreditzyklus für sie ein blinder Fleck. Im Gegenteil: Der Kreditzyklus wird aktuell künstlich verlängert - im Unterschied zu den frühen 1980er Jahren in einem Umfeld geringer Wachstumraten. Damit ist vorgezeichnet: Auch diesmal werden die Notenbanken wieder versagen und eine Kreditblase von noch viel größerem Ausmaß zulassen. Deren Platzen ist unausweichlich, die Konsequenzen dürften die der Finanzkrise 2008 in den Schatten stellen.


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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