Neues vom Gold, Altes vom Finanzvertrieb
27.01.2013 | Manfred Gburek
Am vergangenen Donnerstag und Freitag erwischte es die Kurse der Edelmetallaktien im Handel von New York und Toronto vorübergehend ziemlich heftig, mehr als die ebenfalls abwärts gerichteten Preise von Gold und Silber selbst. So eine Entwicklung zeugt gewöhnlich davon, dass die beiden Preise den Aktienkursen folgen werden, jetzt also nach unten. Das ist zwar nicht von der Hand zu weisen, wirft aber die Frage auf, ob man dieses Szenario auch auf mittlere bis lange Sicht ernst nehmen soll. Wie immer in solchen Fällen, bietet sich eine auf Fakten basierende Analyse an, hier am Beispiel des Goldes:
Interessant ist, dass beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos, einem Jahrmarkt der Eitelkeiten, Gold praktisch keine Rolle spielt. Dieses Mal blieb es dem Spekulanten und selbst ernannten Wohltäter George Soros vorbehalten, den zuletzt arg strapazierten Begriff vom Währungskrieg zu thematisieren. Und die Bedeutung des Goldes in diesem Kontext? Fehlanzeige, hat mir mein Informant vor Ort gemailt und hinzugefügt: offizielle Auftritte langweilig, Kamingespräche ok, aber leider nicht zur Veröffentlichung bestimmt. Nur so viel: Niemand weiß wirklich, wie die Weltwirtschaft, außer durch das Fluten mit ganz viel Geld, am Laufen gehalten werden soll - ein weiteres Plädoyer für Gold.
Hier mache ich bewusst thematisch einen Schnitt, weil es noch ein Phänomen aufzuarbeiten gilt, mit dem wir es in jedem Januar zu tun bekommen: die besten Fonds, die besten Aktien, die besten Zertifikate, die besten Vermögensverwalter, die besten Banken, die besten Versicherungen und Versicherungsvertreter, die besten Börsengurus, die besten Unternehmer und so weiter. Am 17. Januar durfte ich dabei sein, als der vielfach als "Zinspapst" titulierte Max Herbst in Frankfurt seine FMH-Preise für die besten Baufinanzierer verlieh. An diesem Freitag besuchte ich wieder die von der Zeitschrift €uro ausgerichtete Finanzennacht in München, am kommenden Mittwoch findet der Sauren Fondsmanager-Gipfel in Mannheim statt - um nur drei etablierte Veranstaltungen zu nennen.
Es geht jeweils um Etappensieger und -siege, meistens pro Jahr oder in mehreren Jahren, das Ganze eher von Profis für Profis gedacht, die sich selbst feiern. Der Weg zu den Anlegern führt dann in der Regel nicht so sehr über die Besuche der Veranstaltungen, sondern über die Preise, auch Awards genannt, die vorwiegend aus kleinen Skulpturen mit Angaben zum Sieg in der oder der Kategorie bestehen. Solche Skulpturen befinden sich zahlreich auf Schreibtischen oder in Vitrinen von Fondsmanagern, Bankern usw. Sie werden bei Bedarf von dort entnommen, um aus Anlass von Vertriebsveranstaltungen oder auf Messen der Motivation der Verkäufer von Finanzprodukten zu dienen. Gegen deren Argumente können Anleger sich in Anbetracht einer Trophäe zum Sieg in der einen oder anderen Kategorie und so zum vermeintlichen Qualitätsnachweis kaum noch mit Argumenten wehren.
Gäbe es nur die Auszeichnungen von FMH, €uro und Sauren, könnten Anleger damit leben. Doch mittlerweile mischen unzählige Tester und Preisverleiher mit, von Feri EuroRating bis zum Elitereport, von der Stiftung Warentest bis zum TÜV. Folglich gibt es im Zweifel immer mehrere "beste" Banken, Fonds, Lebensversicherungen, Zertifikate etc. Und je umfangreicher die Angebote zu einem bestimmten Finanzprodukt sind, mit desto mehr Auszeichnungen als Verkaufshilfen lassen sie sich verbinden.
Zu einem anderen Genre gehören Börsengurus. Mal handelt es sich um Chefvolkswirte, mal um Vermögensverwalter oder Fondsmanager, mal um Profilneurotiker.
Klammern wir Chefvolkswirte aus, weil sie sich mit Rücksicht auf ihre Arbeitgeber allzu vorsichtig ausdrücken müssen, und Profilneurotiker, weil man sie einfach nicht ernst nehmen kann, bleiben Vermögensverwalter und Fondsmanager übrig. Erzielen sie nachweislich Erfolge, üben sie eine ähnliche Funktion aus wie die erwähnten Skulpturen und sonstigen Auszeichnungen: Sie dienen als - in diesem Fall lebendige - Verkaufshilfen. Je mehr die Medien sie in den Himmel heben, desto vorsichtiger sollten allerdings Anleger sein. Denn zu viele Auftritte im Fernsehen und zu häufige Interviews in der weiten Medienlandschaft lassen kaum noch Zeit zum Recherchieren, Denken und Spekulieren.
Wiederum ein anderes Genre bilden die Börsen und die Aktien des Jahres. Hierbei handelt es sich eher um so etwas wie Toto oder Lotto, also um ein Spiel: Mal liegt die deutsche Börse vorn, mal die türkische, mal Apple (schon etwas her), mal Solarworld (viel länger her, inzwischen fast nichts mehr wert). Knüpfen wir nun dort an, wo wir begonnen haben: bei Edelmetallaktien. Sie wurden an zwei Tagen attackiert, wieder einmal. Doch das ist kein Grund, sich von ihnen zu verabschieden; eher das Gegenteil erscheint richtig. Warum, habe ich heute zum Thema Gold nochmals umfangreich begründet. Man braucht kein Börsenguru zu sein, um Edelmetallaktien auf der aktuellen Basis viel Kurspotenzial zuzutrauen - allen Attacken zum Trotz.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).
- 1. Statistiken belegen, dass langfristig orientierte Anleger am Gold festhalten und zwischenzeitliche Rücksetzer für Zukäufe nutzen, während spekulative Kurzfristanleger sich bereits zum größten Teil vom Gold verabschiedet haben.
- 2. In diesem Zusammenhang ist davon auszugehen, dass der weit überwiegende Teil der Anleger, die Exchange Traded Funds (ETF) für den Goldkauf bevorzugen, dies auf lange Sicht tun.
- 3. Anleger, die Gold vorzugsweise in Form von Barren und Münzen kaufen, haben in einigen Ländern für Absatzrekorde gesorgt; eine Gegenbewegung ist nirgendwo zu erkennen.
- 4. Schwellenländer mit blühender Konjunktur - ohne China, weil es von dort noch keine verlässlichen Daten gibt - haben zuletzt offiziell über ihre Zentralbanken gut 400 Tonnen Gold pro Jahr gekauft und werden spätestens 2015 rein rechnerisch ein Fünftel der weltweiten Minenproduktion aufnehmen. Was privat über den Tresen gegangen ist, dürfte erfahrungsgemäß auch nicht ohne sein.
- 5. Gold als Schutz vor viel zu hoher Staatsverschuldung weltweit und vor drohender Inflation ist vorübergehend aus den Schlagzeilen der Mainstream-Medien verschwunden, ohne dass sich bei den Schulden etwas gebessert hätte, im Gegenteil.
- 6. Japan hat entschieden, die Welt massiv mit Geld zu fluten. Dieses bahnt sich seinen Weg in Richtung Sachwerte. Davon profitiert auch Gold, weil die Flutung zu negativen Realzinsen führt, also zu Zinsen, die nach Abzug der Inflationsrate mit einem Minus versehen sind.
- 7. Würden die anderen führenden Wirtschaftsnationen dem japanischen Beispiel folgen und ihren ohnehin schon ausufernden Flutungsaktionen weitere folgen lassen, dürfte der Goldpreis über kurz oder lang durch die Decke gehen.
Interessant ist, dass beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos, einem Jahrmarkt der Eitelkeiten, Gold praktisch keine Rolle spielt. Dieses Mal blieb es dem Spekulanten und selbst ernannten Wohltäter George Soros vorbehalten, den zuletzt arg strapazierten Begriff vom Währungskrieg zu thematisieren. Und die Bedeutung des Goldes in diesem Kontext? Fehlanzeige, hat mir mein Informant vor Ort gemailt und hinzugefügt: offizielle Auftritte langweilig, Kamingespräche ok, aber leider nicht zur Veröffentlichung bestimmt. Nur so viel: Niemand weiß wirklich, wie die Weltwirtschaft, außer durch das Fluten mit ganz viel Geld, am Laufen gehalten werden soll - ein weiteres Plädoyer für Gold.
Hier mache ich bewusst thematisch einen Schnitt, weil es noch ein Phänomen aufzuarbeiten gilt, mit dem wir es in jedem Januar zu tun bekommen: die besten Fonds, die besten Aktien, die besten Zertifikate, die besten Vermögensverwalter, die besten Banken, die besten Versicherungen und Versicherungsvertreter, die besten Börsengurus, die besten Unternehmer und so weiter. Am 17. Januar durfte ich dabei sein, als der vielfach als "Zinspapst" titulierte Max Herbst in Frankfurt seine FMH-Preise für die besten Baufinanzierer verlieh. An diesem Freitag besuchte ich wieder die von der Zeitschrift €uro ausgerichtete Finanzennacht in München, am kommenden Mittwoch findet der Sauren Fondsmanager-Gipfel in Mannheim statt - um nur drei etablierte Veranstaltungen zu nennen.
Es geht jeweils um Etappensieger und -siege, meistens pro Jahr oder in mehreren Jahren, das Ganze eher von Profis für Profis gedacht, die sich selbst feiern. Der Weg zu den Anlegern führt dann in der Regel nicht so sehr über die Besuche der Veranstaltungen, sondern über die Preise, auch Awards genannt, die vorwiegend aus kleinen Skulpturen mit Angaben zum Sieg in der oder der Kategorie bestehen. Solche Skulpturen befinden sich zahlreich auf Schreibtischen oder in Vitrinen von Fondsmanagern, Bankern usw. Sie werden bei Bedarf von dort entnommen, um aus Anlass von Vertriebsveranstaltungen oder auf Messen der Motivation der Verkäufer von Finanzprodukten zu dienen. Gegen deren Argumente können Anleger sich in Anbetracht einer Trophäe zum Sieg in der einen oder anderen Kategorie und so zum vermeintlichen Qualitätsnachweis kaum noch mit Argumenten wehren.
Gäbe es nur die Auszeichnungen von FMH, €uro und Sauren, könnten Anleger damit leben. Doch mittlerweile mischen unzählige Tester und Preisverleiher mit, von Feri EuroRating bis zum Elitereport, von der Stiftung Warentest bis zum TÜV. Folglich gibt es im Zweifel immer mehrere "beste" Banken, Fonds, Lebensversicherungen, Zertifikate etc. Und je umfangreicher die Angebote zu einem bestimmten Finanzprodukt sind, mit desto mehr Auszeichnungen als Verkaufshilfen lassen sie sich verbinden.
Zu einem anderen Genre gehören Börsengurus. Mal handelt es sich um Chefvolkswirte, mal um Vermögensverwalter oder Fondsmanager, mal um Profilneurotiker.
Klammern wir Chefvolkswirte aus, weil sie sich mit Rücksicht auf ihre Arbeitgeber allzu vorsichtig ausdrücken müssen, und Profilneurotiker, weil man sie einfach nicht ernst nehmen kann, bleiben Vermögensverwalter und Fondsmanager übrig. Erzielen sie nachweislich Erfolge, üben sie eine ähnliche Funktion aus wie die erwähnten Skulpturen und sonstigen Auszeichnungen: Sie dienen als - in diesem Fall lebendige - Verkaufshilfen. Je mehr die Medien sie in den Himmel heben, desto vorsichtiger sollten allerdings Anleger sein. Denn zu viele Auftritte im Fernsehen und zu häufige Interviews in der weiten Medienlandschaft lassen kaum noch Zeit zum Recherchieren, Denken und Spekulieren.
Wiederum ein anderes Genre bilden die Börsen und die Aktien des Jahres. Hierbei handelt es sich eher um so etwas wie Toto oder Lotto, also um ein Spiel: Mal liegt die deutsche Börse vorn, mal die türkische, mal Apple (schon etwas her), mal Solarworld (viel länger her, inzwischen fast nichts mehr wert). Knüpfen wir nun dort an, wo wir begonnen haben: bei Edelmetallaktien. Sie wurden an zwei Tagen attackiert, wieder einmal. Doch das ist kein Grund, sich von ihnen zu verabschieden; eher das Gegenteil erscheint richtig. Warum, habe ich heute zum Thema Gold nochmals umfangreich begründet. Man braucht kein Börsenguru zu sein, um Edelmetallaktien auf der aktuellen Basis viel Kurspotenzial zuzutrauen - allen Attacken zum Trotz.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).