Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Silberblase platzt, Gold wird mitgezogen

09.05.2011  |  Thorsten Proettel
- Seite 2 -
Einbruch beschleunigte sich zügig

Der Absturz des Silberpreises ist natürlich nicht allein auf die Anhebungen der Margin durch die Terminbörse zurückzuführen. Diese waren vielmehr Auslöser für eine längst überfällige Korrektur, nachdem der Silberpreis wie beschrieben in den letzten Wochen und Monaten spekulativ aufgeblasen wurde. Bewegt sich die Notierung in einem solchen Umfeld deutlich nach unten, sind viele Marktteilnehmer zum Zweck der Verlustbegrenzung gezwungen, ihre Positionen zu veräußern. Automatisch ausgeführte Stop-loss-Verkaufsorders und so genannte Algo-Trader beziehungsweise Trendfolger beschleunigen den Crash. Ein deutliches Zeichen hierfür ist das deutlich schnellere Platzen der Blase im Vergleich zu ihrer Entstehung. Der allgemein Ausverkauf am Rohstoffmarkt gestern wirkte zudem als Brandbeschleuniger. Darüber hinaus verabschiedeten sich auch zunehmend Halter von börsengehandelten Silberfonds (ETCs/ETFs) aus dem Markt. Seit Ostermontag sank der physische Edelmetallbestand dieser Fonds um mehr als 1.100 Tonnen auf aktuell nur noch 14.600 Tonnen.


Technische Gegenbewegung zeitnah wahrscheinlich

Aktuell ist der Preissturz noch in vollem Gange und die oben beschriebenen Einflussfaktoren könnten das Edelmetall innerhalb der kommenden Tage leicht unter die 30-Dollar-Marke drücken. Allerdings ist der Silbermarkt aus technischer Sicht mittlerweile deutlich überverkauft, so dass eine Gegenbewegung immer wahrscheinlicher wird. Gegen ein zu tiefes Einknicken der Notierung oder gar eine Rückkehr zum Ausgangsniveau der Rallye bei rund 18 USD pro Feinunze sprechen mehrere Gründe. Viele industrielle Silbernutzer sind schon froh, sich bei aktuellen Preisen eindecken zu können und stützen mit ihren Käufen den Preis. Zweitens dürfte der Silberbedarf des verarbeitenden Gewerbes in diesem Jahr um rund 10% ansteigen, während die Förderung nicht einmal halb so schnell zunimmt.


Und drittens werden sich die Anleger vermutlich nicht

völlig von dem weißen Edelmetall abwenden. Die Preisprognose von 35 USD zum Jahresende 2011 bleibt deshalb unverändert. Für risikobewusste Trader ergibt sich somit die Möglichkeit, unter Verwendung von engen Absicherungsmarken auf eine Erholung des Marktes zu setzen. Für Unternehmen mit Silberbedarf bietet sich die Marktlage zur Umsetzung von Preissicherungsstrategien an.


Portugal muss möglicherweise Gold verkaufen

Angesteckt von dem Preiseinbruch auf dem Silbermarkt und dem allgemeinen Ausverkauf an den Rohstoffbörsen fiel der Goldpreis von knapp 1.576 USD zu Wochenbeginn auf 1.463 USD im Tief gestern. Eine zusätzliche Last dürften Überlegungen gewesen sein, das unter dem EU-Rettungsschirm geschlüpfte Portugal könne einen eigenen Beitrag zur Reduzierung der Finanzierungslast stemmen, indem es seine Goldreserven verkauft. Mit 382,5 Tonnen verfügt die portugiesische Zentralbank pro Kopf der Bevölkerung über mehr Gold als ihr US-amerikanisches Pendant. Eine Veräußerung würde kaum am Goldabkommen der Zentralbanken scheitern und könnte theoretisch sogar noch dieses Kalenderjahr in Angriff genommen werden.

Open in new window


Da momentan außer zur Prägung von Gedenkmünzen keine Zentralbank des Abkommens Goldverkäufe tätigt, könnten die Kontingente der Staaten auf Portugal vereinigt werden. Aus der Perspektive volkswirtschaftlicher Modelle könnte die hierdurch mögliche Entlastung des Staatshaushalts in einer Größenordnung von 7% vom portugiesischen Bruttoinlandsproduktes möglicherweise zur Verhinderung einer Dauerrezession sinnvoll sein. Da ein Verkauf die Schuldenproblematik jedoch nicht grundsätzlich löst und jeder Goldschatz nur einmal veräußert werden kann ist fraglich, ob das Gold aus Lissabon den Weg an die Börse findet. Bis zur Klärung dieser Frage dürfte das potenzielle Zusatzangebot jedoch auf dem Goldpreis lasten. Die Prognosen für den Goldpreis bleiben unverändert.


Mexiko erhöht Goldreserven drastisch

Weitgehend unberücksichtigt blieb in den letzten Stunden dagegen die Nachricht vom Goldkauf der mexikanischen Notenbank. Sie erhöhte ihre Bestände seit Ende Januar um rund 90 Tonnen und verzehnfachte damit ihre Reserven auf aktuell 100 Tonnen des Edelmetalls. Nach China, Russland, Indien und Saudi Arabien ist Mexiko damit das fünfte größere Land, dass innerhalb der letzten Jahre auf dem Goldmarkt als Käufer auftrat und damit zumindest indirekt sein Unbehagen gegenüber den üblichen Reservewährungen kundtat.

Open in new window


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"