Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Goldpreis und Silberpreis, Dollar und Euro unter der Lupe

08.05.2011  |  Manfred Gburek
- Seite 2 -
Kommen wir deshalb zu den in Gold gemessenen Verlusten von Dollar und Euro zurück: 83 und 71 Prozent. Diese Verluste erzeugen ein enormes Misstrauen in beide Währungen. Das kann weder den verantwortlichen Regierungen noch den Zentralbanken recht sein. Aber was sollen sie unternehmen, damit aus dem Misstrauen möglichst bald Vertrauen wird? Klare Antwort: Sie haben nichts Effektives in der Hand, also üben sie sich in Aktivismus.

Dazu ein typisches Beispiel aus der Zeit vor 50 Jahren: 1961 gründeten führende Zentralbanken den sog. Londoner Goldpool, eine Institution, die verhindern sollte, dass der Goldpreis in die Höhe sprang. Das gelang bis 1970. Danach stieg der Goldpreis ein Jahrzehnt lang bekanntlich von 35 auf rund 850 Dollar in der Spitze, also auf das 24-fache. Dieser Anstieg entsprach einem in Gold gemessenen Dollar-Verlust von 96 Prozent, also weit über den im jetzigen Preiszyklus erreichten Verlust von 83 Prozent hinaus. Nun der Clou: Der Anstieg des Goldpreises von 35 Dollar 1970 auf rund 1500 Dollar heute entspricht einem in Gold gemessenen Verlust der US-Währung von 97,7 Prozent. Das heißt, der Dollar ist in nur 41 Jahren zur Verrechnungseinheit und zum Tauschmittel verkommen, also faktisch fast nichts mehr wert (der Euro als Mark-Nachfolger wenigstens noch ein bisschen mehr).

Eine Institution von der Art des Londoner Goldpools kann es heute nicht mehr geben, dafür sind die Interessen der potenziell beteiligten Zentralbanken viel zu unterschiedlich. Man denke nur an die verschiedenen Ziele von EZB und Fed: Während die EZB als Hauptziel Preisstabilität auf ihre Fahnen geschrieben hat, betätigt sich die Fed auch als Geldturbo zur Belebung der Konjunktur - bisher mit zweifelhaftem Ergebnis. Und während die chinesische Zentralbank den Dollar de facto schon abgeschrieben hat, bemühen Fed und EZB sich im Verbund, ihn nicht total abstürzen zu lassen.

Welche aktivistischen Möglichkeiten gibt es also bei solch divergierenden Zielen und Interessen? Politiker und Zentralbanker können die Propagandamaschine anwerfen, Gold als zinslos und überflüssig brandmarken. Damit hatten sie noch zu Beginn der Nullerjahre eine Zeit lang Erfolg, danach jedoch nicht mehr. Im Übrigen hilft Propaganda nur so lange, den Goldpreis zu drücken, bis Käufer auf Schnäppchenjagd gehen und die günstigeren Einstandspreise nutzen. Eine weitere, zurzeit heiß diskutierte Variante besteht in der Margin-Erhöhung für Silber-Terminkontrakte, was sich kurzfristig auf den Goldpreis auswirken kann. Doch auch das sind Peanuts im Vergleich zum großen Trend.

Weitere Möglichkeiten? Fehlanzeige. Es sei denn, Politiker greifen zu rabiaten Methoden, indem sie beispielsweise auf Gold wieder Umsatzsteuer erheben, die Abgeltungsteuer wie schon auf Wertpapiergewinne auch auf Goldgewinne erheben, den privaten Goldbesitz verbieten oder Goldbesitzer zur Abgabe für weniger als den Marktpreis zwingen. Solche Maßnahmen hätten bestenfalls symbolische Bedeutung, um es den vermeintlich Reichen mal zu zeigen. Da für sie jedoch zum Teil umfangreiche internationale Abstimmungen erforderlich wären, steht ihre Realisierung bis auf Weiteres in den Sternen.

Fazit: Die Schwankungen des Goldpreises und die heftigeren des Silberpreises werden noch einige Wochen anhalten, aber nicht den Beginn eines Abwärtstrends signalisieren, sondern nur eine Zwischenstation bilden, von der aus es im Lauf dieses Jahres wieder nach oben gehen wird. Auffanglinien sind beim Goldpreis irgendwo in der Zone zwischen 1500 und 1450 Dollar zu erwarten, beim stärker schwankenden Silberpreis zwischen 35 und 30 Dollar. Achten Sie in den kommenden Wochen vor allem darauf, wann Gold- und Silberaktien in Gestalt der auch auf goldseiten.de wiedergegebenen Indizes XAU und HUI im Vergleich zu den beiden Edelmetallen wieder stärker nach oben zeigen. Dann dürften die Metallpreise zum nächsten Sprung ansetzen.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"