Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Individuelle Einschätzung von Angebot und Nachfrage für die verschiedenen Selten-Erd-Metalle

21.05.2011  |  Dr. Dietmar Siebholz
- Seite 4 -
Wenn man also die für die künftige Marktversorgung mit Seltenen Erden erforderlichen Mengen für jede Seltene Erde schon einmal greifbar geschätzt hat, dann wäre es unabdingbar, die Frage zu prüfen, ob diese Explorations- oder Minengesellschaften das Know-How und die Mittel haben oder überhaupt haben könnten, ihre vermuteten oder nachgewiesenen Seltenen Erden nicht nur als Erz zu erschließen, sondern dieses Erz dann auch zur Extraktion des RE-Konzentrats zu bringen und letztendlich die Separation der einzelnen Seltenen Erden durchzuführen. Ein Hinweis sei mir gestattet: Lynas wird wohl - wenn deren Verarbeitungsanlage in Malaysia in den nächsten Monaten fertig gestellt ist, an die 1,0 Mrd australische Dollar investiert haben. Ob diese Summe andere Unternehmen auch stemmen können, ist die Frage.

Unter dem Aspekt sollten Sie von den derzeit bekannten Explorationsunternehmen - man schätzt die Zahl auf ca. 220 bis 250, die sich als Berechtigte einer "interessanten" Lagerstätte rühmen - nahezu 90% von vornherein eliminieren. Was bleibt sind dann ca. 20 Unternehmen, die in die nähere Wahl kommen könnten. Es fällt auf, dass unter diesen zwanzig Unternehmen drei sind, die bereits über eine Verarbeitungskapazität (wenn manchmal auch eine veraltete) verfügen und bei denen in der Historie schon Produktionsvorgänge stattgefunden haben und diese Unternehmen somit eine größere vertikale Ausrichtung ihres Firmenkonzepts aufweisen, also anders als die restlichen Explorationsunternehmen, die "nur" über eine mehr oder weniger interessante Lagerstätte verfügen.

Um es nicht zu kompliziert zu machen, glaube ich, dass es keinen Sinn gibt, diese 220 Unternehmen alle dahingehend zu prüfen, ob sie an der künftigen Marktversorgung teilnehmen werden. Die Vorbedingungen sind so hart, dass wohl kaum eine Gruppe von mehr als zehn Unternehmen diese Auflagen erfüllen wird.

Lassen Sie mich zum Schluss meiner Beurteilung kommen: Wenn also eine Analyse wie die von Goldman Sachs zu dem Ergebnis kommt, dass nach Beginn der Produktionsaufnahmen diverser Standorte die Versorgung des Seltenen-Erden-Marktes zumindest als teilweise gesichert ansehen werden kann (und man in der Analyse sogar von einer Überversorgung spricht) dann dürfte diese Kalkulation eine ebenso hohe Genauigkeit aufweisen wie die (rein hypothetische) Schätzung der Studienplätze in Deutschland ab dem Jahre 2030, wenn man den Gebrauch sämtlicher Verhütungsmittel ab sofort verbieten würde.

Meine Überzeugung ist, dass nur die vertikal ausgerichteten REO-Unternehmen eine gute Chance haben, sich erfolgreich zu behaupten, ferner, dass die meisten der Explorationsunternehmen bald von der Bildfläche verschwinden werden und die in der Goldman Sachs als mögliche Produzenten angedachten Unternehmen noch lange nicht als sichere Produktionskandidaten angesehen werden können. Wenn aus der Reihe der "nachwachsenden potentiellen Produzenten" eine zusätzliche Marktversorgung entstehen sollte, dann müssten unter den von mir oben dargelegten Aspekten die Preise für die Seltenen Erden noch erheblich steigen. Andernfalls sind die Ergebnisse aus der Studie von Goldman Sachs ohne jeden Wert, da sie die Eigentümlichkeiten dieses speziellen Marktes völlig außer Ansatz lassen. Das wäre dann nahezu identisch mit meiner obigen Darstellung über die Anzahl der Studienplätze in Deutschland im Jahre 2030.

Zwei Ausnahmen sollte beachtet werden: Wenn kleinere Unternehmen sich die chinesische Technologie z.B. durch Verarbeitungsverträge sichern könnten, dann wären diese durchaus in der Lage, den Markt mitversorgen zu können; dabei sollte man aber bedenken, dass dann wieder die chinesischen Partner über die Verteilung der in deren eigenen Verarbeitungsanlagen gewonnenen Seltenen Erden in der Hand hätten. Und was das bedeutet, lernt derzeit die außerchinesische Industrie schmerzhaft. Aber auch außerhalb des chinesischen Einflusses ist die Lohnverarbeitung von Metallen und Mineralen durch starke Dritte ein erhebliches Risiko. Demzufolge könnten die Produktionsmengen aus diesen Kanälen - wenn nicht ignoriert, aber doch sehr zurückhaltend bewertet werden.

Die andere Ausnahme sollte nicht übersehen werden: Wenn die Preise der Seltenen Erden weiter extrem steigen, werden sich die negativen Vorbehalte, die ich oben wegen der fehlenden Wirtschaftlichkeit der meisten Lagerstätten genannt habe, überwiegend verflüchtigen, denn dann könnten viele Lagerstätten in die Produktion gehen. Aber bis dahin werden noch mehr als fünf Jahre vergehen müssen. Die Angebots- und Nachfragesituation wird dadurch vor dem Jahre 2015 sicherlich nicht tangiert werden.


© Dr. Dietmar Siebholz
wthlz2@gmx.de



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"