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Niedrige Zinsen schaffen Probleme

20.02.2013  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Die Zinsen, die die "Euro-Peripherie"-Länder für ihre Anleihen zu zahlen haben, sind jüngst weiter zurückgegangen. Gleichzeitig sind die Renditen für deutsche und französische Staatsanleihen leicht angestiegen.

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Der Grund für diese Entwicklung ist in der Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) zu finden. Sie hat den Finanzmarktakteuren unmissverständlich signalisiert, dass keinem Staat und keiner Großbank die Zahlungsunfähigkeit droht.

Im "Notfall“ werde der EZB-Rat durch Anleihekäufe dafür sorgen, dass sich Staaten weiter zu tiefen Zinsen refinanzieren können, und Banken erhalten bei Bedarf unbegrenzt Direktkredite von der Zentralbank.

Aus Sicht der Investoren hat diese "Versicherung gegen Zahlungsausfall“ Peripherie-Anleihen wieder attraktiv gemacht - mit der Folge, dass deren Kurse gestiegen und die Renditen dieser Papiere gesunken sind.

Deutsche und französische Anleihen, die aufgrund von Krisensorgen gekauft wurden und nur noch wenig Rendite bringen, sind nun weniger attraktiv. Die sinkende Nachfrage nach ihnen reduziert die Kurse und lässt die Zinsen steigen.

Mit seiner Politik konnte der EZB-Rat die Sorgen vieler Investoren vor einem Auseinanderbrechen des Euroraums zwar zunächst erheblich verringern. Allerdings löst diese Politik nicht das Kernproblem der Krise.

Denn das Kernproblem ist die hohe Verschuldungslast, die vor allem Staaten und Banken in den letzten Jahrzehnten aufgebaut haben. Das Herunterschleusen der Zinsen verschafft den Schuldnern zwar kurzfristig Erleichterung.

Jedoch bringt eine Niedrigzinspolitik unerwünschte Folgeeffekte mit sich, die nicht übersehen werden sollten:

  • Künstlich niedrig gehaltene Zinsen erhöhen den ökonomischen Anreiz zur Verschuldung. Sie senken den Druck auf die Regierungen, ihre Haushaltslage zu verbessern und Reformen durchzuführen.

  • Für die Privaten sinkt der Anreiz zu sparen. Der Konsum steigt zu Lasten der Ersparnisse und Investitionen. Der Gegenwartskonsum steigt so auf Kosten künftiger Löhne und Einkommen; es kommt zum Kapitalverzehr.

  • Der tiefe Zins ermutigt Fehlinvestitionen - nicht nur im Unternehmenssektor, sondern auch auf den Finanzmärkten. Investoren, ermuntert von der Aussicht dauerhaft tiefer Zinsen, gehen überzogene Risiken ein. (1)

Für die Banken haben die tiefen Zinsen besonders weitreichende Folgen. Niedrige Zinsen erhöhen die Wertpapierkurse, die sie in ihren Bilanzen halten. Das beschert den Banken Buchgewinne, die ihr Eigenkapital erhöhen.




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